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Thunderhead - Schlucht des Verderbens

Thunderhead - Schlucht des Verderbens

Titel: Thunderhead - Schlucht des Verderbens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston
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einen Berglöwen, ein seltsames Punktemuster rund um einen kleinen Fuß, einen Stern innerhalb eines Mondes, der sich wiederum in einer Sonne befand, sowie eine detaillierte Zeichnung von Kokopelli, dem buckligen Flötenspieler, der bei den Anasazi als Gott der Fruchtbarkeit gegolten hatte. Wie üblich war Kokopelli mit einer enormen Erektion dargestellt. Die Reihe der Bilder endete in einem weiteren komplizierten Punktemuster, über dem eine große Spirale lag, die ebenso wie die Spiralen, die Sloane bei Petes Ruine gefunden hatte, linksdrehend war.
    »Dem seine Probleme da möchte ich haben«, knurrte Swire und deutete auf Kokopelli.
    »Das bezweifle ich. In einer Geschichte der Pueblo-Indianer wird sein Penis als fast zwanzig Meter lang beschrieben.«
    Sie kämpften sich weiter durch das Tamariskengestrüpp, bis sie auf einen geschickt verborgenen Pfad stießen. Es handelte sich um eine schräg die Wand hinaufführende, mit losem Geröll gefüllte Felsspalte, die man wegen einer niedrigen Sandsteinklippe an ihrem äußeren Rand selbst aus der Entfernung von ein paar Metern kaum vom Gestein der Felswand unterscheiden konnte.
    »Ich habe noch nie einen so raffiniert versteckten Weg gesehen«, sagte Nora. »Das muss unser Pfad sein.«
    »Hoffentlich nicht.«
    Gefolgt von Swire, begann Nora den steilen und schmalen Weg hinaufzusteigen. Das Geröll, mit dem die Spalte aufgefüllt war, rutschte ihr unter den Füßen weg, weshalb das Vorwärtskommen ziemlich anstrengend war. Etwa auf halbem Weg die Wand hinauf verwandelte sich der Spalt in einen stark verwitterten, direkt in den
    Sandstein gehauenen Pfad, der nicht einmal einen Meter breit war. An einer Seite ragte senkrecht die Felswand auf, während sich an der anderen ein über hundert Meter tiefer, Schwindel erregender Abgrund befand. Als Nora zu nahe an den Rand trat, lösten sich ein paar Gesteinsbrocken und polterten in die Tiefe. Obwohl Nora angestrengt lauschte, konnte sie nicht hören, wie sie unten aufschlugen. Sie ging in die Hocke. »Das ist eindeutig ein alter Pfad«, sagte sie, während sie die Spuren untersuchte, die noch von den Quarzitwerkzeugen der Anasazi stammen mussten.
    »Das kann schon sein, aber für Pferde ist er bestimmt nicht angelegt worden.«
    »Die Anasazi hatten keine Pferde.«
    »Aber wir haben welche«, kam die barsche Antwort.
    Vorsichtig gingen sie weiter den Steig hinauf. Manchmal war er so verwittert, dass sie gezwungen waren, über große Löcher zu springen. An einer dieser Stellen blickte Nora nach unten und sah einen Haufen Felsblöcke, der sich gut zweihundert Meter unter ihr befand. Von plötzlicher Höhenangst gepackt, sprang sie rasch über das Loch.
    Der Steigungswinkel des Pfades flachte sich allmählich ab und nach zwanzig Minuten Aufstieg hatten Nora und Swire den Kamm des Bergrückens erreicht. Ein toter Wacholderbusch, dessen Zweige von einem Blitzschlag versengt waren, markierte den oberen Endpunkt des Weges. Der Kamm selbst erwies sich als ein an die sieben Meter breiter Grat, den Nora in einer Sekunde überquert hatte. Auf der anderen Seite tat sich ein weiteres, ausgedehntes Labyrinth aus Canons und trockenen Flussbetten vor ihren Blicken auf, doch vor ihnen lag am Fuß des Bergrückens ein breites, fruchtbares Tal. Der Pfad, der hier bei weitem nicht so steil war, führte in sanftem Bogen nach unten.
    Einen Augenblick lang war Nora sprachlos. Die Sonne, die sich ihrem mittäglichen Höchststand näherte, leuchtete in die tiefen Canons hinein und vertrieb die Schatten aus den dunkelroten Felsschluchten.
    »Sehen Sie nur, wie grün das ist«, sagte sie schließlich zu Swire. »All diese Pappeln und so viel Gras für die Pferde. Und da ist ja auch ein Fluss!« Während sie auf das Wasser blickte, spürte Nora, wie sich ihre Halsmuskeln krampfartig zusammenzogen. Vor lauter Begeisterung hatte sie vorübergehend ihren Durst vergessen.
    Swire sagte kein Wort.
    Von ihrem Aussichtspunkt aus prägte sich Nora die markantesten Punkte der Landschaft ein. Das Devil's Backbone durchschnitt sie in nordöstlicher Richtung und ging in ein paar Kilometern Entfernung in das Kaiparowits-Plateau über, an dessen Rand das riesige Canon-System zu Noras Füßen seinen Anfang nahm. Von dort wanderten ihre Blicke wieder zu dem grünen Tal am Fuß des Bergrückens und seinem sich friedlich dahinschlängelnden Fluss. Wenn man ihn so sah, konnte man sich kaum vorstellen, dass er sich durch die hier bisweilen auftretenden Sturzfluten binnen

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