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Thunderhead - Schlucht des Verderbens

Thunderhead - Schlucht des Verderbens

Titel: Thunderhead - Schlucht des Verderbens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston
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einer Weile schaute Nora zu Sloane hinüber, auf deren Gesicht ein Ausdruck intensiver, kaum gebändigter Erregung zu sehen war. Ihre Augen funkelten wie bernsteinfarbene Feuer, während sie den Anblick des Tales in sich aufsog.
    Geschmeidig wie eine Katze kletterte Sloane neben dem Wasserfall hinunter in das Tal, während Nora noch einen Moment lang auf ihrem Beobachtungsposten innehielt. In ihre Ehrfurcht vor der Schönheit des Tales mischte sich die Gewissheit, dass ihr Vater es Vorjahren entdeckt hatte. Damit verbunden war die erschreckende Frage, die ihr erst jetzt richtig zu Bewusstsein kam: Würde sich dieses schöne Tal am Ende für sie in einen Ort des Grauens verwandeln? Würde sie hier vielleicht die sterblichen Überreste ihres Vaters finden?
    Aber genauso rasch, wie er sich ihr aufgedrängt hatte, war der Gedanke auch schon wieder verflogen. Irgendjemand musste ja schließlich den Brief in einen Postkasten geworfen haben, und das bedeutete, dass der Leichnam ihres Vaters irgendwo anders, außerhalb dieser Wildnis, liegen musste. Wo genau, das war ein Geheimnis, das sie seit Wochen beschäftigte.
    Erst nach einer Weile folgte Nora Sloane hinab auf eine der sandigen Terrassen neben dem Fluss, auf der ein kleiner Pappelhain stand.
    »Was halten Sie von diesem Lagerplatz?«, fragte Sloane und nahm ihren Rucksack ab.
    »Könnte nicht besser sein«, antwortete Nora. Sie legte ihren eigenen Rucksack ab, zog den durchnässten Schlafsack heraus und hängte ihn über einen Busch zum Trocknen.
    Danach wanderten ihre Blicke unausweichlich wieder zu den hohen Felswänden, die das Tal auf allen Seiten umschlossen. Sie zog das Fernglas aus ihrem Rucksack und suchte damit die Klippen ab: Sie führten stufenförmig nach oben; auf ein Stück gerader Wand folgte dort, wo weicheres Gestein im Lauf der Zeit verwittert war, eine schmale Terrasse. Am anderen Ende des Tals lagen riesige Felsbrocken in wildem Durcheinander aufgetürmt und bildeten eine Art natürliche Treppe die Wand hinauf. Hier musste vor vielen Jahren ein Felsrutsch heruntergegangen sein. Nora sah sich die Gesteinshalde mit dem Fernglas an, konnte aber auch hier weder einen Pfad noch eine Ruine entdecken.
    Während sie gegen ein leeres, kaltes Gefühl ankämpfte, das sich in ihrem Magen breit zu machen begann, sagte sie sich, dass man eine verborgene Stadt nicht innerhalb weniger Minuten finden könne. Außerdem hatten die Anasazi ihre Klippenbehausungen oft in Höhlen oder Alkoven gebaut, die wegen vorspringender Felsbänder vom Talgrund aus nicht zu erkennen waren.
    Andererseits hatte Noras Vater in seinem Brief von einem deutlich sichtbaren Klettersteig geschrieben und dieser musste sich ja wohl finden lassen. Abermals suchte sie die Felswände rings um das Tal ab, konnte aber in dem glatten, rötlichen Sandstein keine Spuren eines Klettersteigs ausmachen.
    Nora ließ das Fernglas sinken. Sloane war inzwischen an den Fuß er Felswand gegangen und blickte mit gesenktem Kopf zu Boden. Sie sucht wohl nach Tonscherben oder Stücken von Feuerstein, dachte Nora anerkennend. Schon oft war eine in den Felsen verborgene Ruine anhand der Dinge gefunden worden, die ihre früheren Bewohner von dort herabgeworfen hatten. Langsam schritt Sloane weiter an der Wand entlang, wobei sie alle fünfzehn Meter stehen blieb und nach oben spähte. Aus diesem Winkel waren die kleinen Vertiefungen, die auf einen Klettersteig hinwiesen, besonders gut zu erkennen.
    Nora hängte sich das Fernglas um den Hals und machte sich auf den Weg zum Flussufer, wo sie das Bodenprofil nach möglichen Spuren menschlicher Besiedelung absuchte. Obwohl sie wusste, dass sie das letzte Licht des Tages eigentlich nutzen sollte, um Feuer zu machen und das Essen vorzubereiten, konnte sie nicht aufhören, nach der verschwundenen Stadt Ausschau zu halten, und Sloane erging es offensichtlich genauso.
    Nach zehn Minuten hatte Nora das andere Ende des Tals erreicht, wo der Fluss in einem weiteren Slot-Canon verschwand, der noch viel enger war als der, durch den sie gekommen waren. Aus der von roten Felsenklippen begrenzten Schlucht ertönte das Geräusch von tosendem Wasser. Als Nora vorsichtig an den Rand der Öffnung kroch, sah sie einen großen Wasserfall, mit dem der Fluss in eine dunkle Tiefe stürzte. Dichte Wolken von Sprühnebel erfüllten den Canon mit einem fast undurchsichtigen Schleier. Wegen des feuchten Mikroklimas waren die steilen Felswände dicht mit üppigen Farnen und Moosen bewachsen.
    Vom

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