ThunderStorm
Gendry rieb sich die schmerzende Stelle.
„Zeig' her“, forderte Robb und schob vorsichtig seine Haare zur Seite. „Kein Blut. Aber ich schätze, du wirst eine dicke Beule kriegen.“
„Danke, Doc“, murrte Gendry und seufzte, als Robb leise lachte, ihn dabei aber forschend ansah. „Ich nehm's nicht zurück, wenn das der Grund für deinen Blick ist.“ Er sah in die Sitzecke, wo Brian wild gestikulierend auf Rachel einredete, die lachte. „Fuck“, murmelte er erneut, weil ihm erst jetzt so richtig bewusst wurde, was er eben gesagt hatte. „Das ist doch Irrsinn ... Mann, wir kennen uns nicht mal einen Monat.“
„Seit wann spielt Zeit dabei eine Rolle?“, hielt Robb dagegen. „Ich wusste vom ersten Blick an, dass Christy die Richtige ist. Und wie lange hatte Dad früher bei Mum gebraucht? Gendry, mach' die Augen auf. Du wusstest es instinktiv von Anfang an. Allein schon wie du mit ihr in der Halle geflirtet hast ...“ Robb schmunzelte. „Das war nicht dieses, 'Komm' mit ins Hotel, Baby'-Flirten, das du die letzten Jahre gern benutzt hast.“
„Robb!“ Gendry verdrehte seufzend die Augen, als sein Bruder nur lachte, bevor er weitersprach.
„Du weißt, was ich meine. Es war mehr. Rachel war dir wichtig. Vom ersten Moment an, weil sie so komplett anders war, als diese Weiber, die du immer abgeschleppt hast.“ Robb lächelte ihn offen an. „Du hast sie als Frau gesehen und nicht als ... entschuldige die Wortwahl ... Fickobjekt.“
Im ersten Moment war Gendry von Robbs Direktheit doch etwas vor den Kopf gestoßen, das musste er sich eingestehen, aber ihm war durchaus bewusst, dass sein Bruder Recht hatte. Die letzten Monate und Jahre hatte er sich absichtlich nur mit Frauen eingelassen, an denen er weder ein echtes Interesse gehabt hatte, noch waren sie ihm in irgendeiner Weise ebenbürtig gewesen. Bei Rachel war das anders. Über sie wollte er alles wissen und er genoss es, sich mit ihr zu unterhalten, vor allem, weil er es konnte. Sie war eben kein dummes Blondchen, wie seine letzten Eroberungen.
„Und was jetzt?“, fragte Robb und Gendry zuckte die Schultern. Das war eine gute Frage. „Hm“, machte Robb daraufhin. „Wie steht Rachel denn zum Thema Liebe?“
„Ich weiß es nicht“, gab Gendry zu.
„Tja“, meinte Robb und drückte kurz seine Schulter, bevor er die Whiskeyflasche aus dem Kühlschrank nahm. „Dann solltest du das bei Gelegenheit herausfinden. Hey, wir haben Whiskey im Angebot. Wer trinkt mit?“, rief Robb in die Sitzecke und Gendry musste grinsen, als drei Hände gemeinsam in die Höhe gestreckt wurden.
„Rachel? Woher wusstest du es eigentlich?“, fragte Christy nach einiger Zeit in die angenehme Stille hinein, die sich zwischen ihnen breit gemacht hatte.
Sie waren mit dem Whiskey, einer Flasche Saft für die zukünftige Mutter, und natürlich mit Knabberzeug, nach oben in die Lounge gewechselt. Im Fernseher, den Brian vorhin eingeschaltet hatte, lief eine stumm gestellte Dokumentation über die riesige Tier- und Pflanzenwelt im Urwald von Südamerika, und langsam aber sicher stellte sich bei ihnen eine allgemeine Schläfrigkeit ein. Gendry wusste nicht, wie spät es mittlerweile war, aber die Vorstellung mit Rachel in die Koje zu verschwinden, wurde immer verlockender.
„Hm?“, machte Rachel fragend und gähnte dabei.
Gendry grinste und zog sie näher an sich. Rachel lag mit dem Kopf an seine Schulter gelehnt auf der Couch, halb auf, halb neben ihm, und Brian hatte ihr vor einer Weile eine Decke über die Beine gelegt, als sie kalte Füße bekommen hatte.
Christy kuschelte sich nun ihrerseits an Robb. „Dass ich schwanger bin. Woher wusstest du es?“
„Du hattest diesen ganz besonderen Blick ...“ Rachel wedelte mit einer Hand in der Luft herum. „Schwangere haben alle diesen Blick, der sie verrät. Also an andere Schwangere oder Mütter. Man sieht es einfach, ich kann es nicht wirklich erklären.“
Musste Rachel auch nicht, denn was sie gesagt hatte, war ausreichend gewesen. Einerseits, um Christy lächeln und andererseits, um Gendry aufhorchen zu lassen. War Rachel etwa Mutter oder schwanger? Aber das hätte sie ihm doch gesagt, oder etwa nicht? Gendry zögerte, ob er sie jetzt und hier, vor den Anderen, danach fragen sollte, aber bevor er sich entscheiden konnte, war bei Christy der Rest von Rachels Aussage angekommen.
„Bist du etwa schwanger?“, fragte sie Rachel verblüfft.
„Wie kommst du ...?“ Rachel unterbrach sich selbst. „Ach so
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