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Thurner, M: Elfenzeit 18: Rache der Verbannten

Thurner, M: Elfenzeit 18: Rache der Verbannten

Titel: Thurner, M: Elfenzeit 18: Rache der Verbannten Kostenlos Bücher Online Lesen
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kleinen.
    Mit der notwendigen Vorsicht und Behutsamkeit schob er sich zwischen die Dornenbüsche und legte die Marlin 30-30 an. Noch war es nicht so weit; noch musste er näher an die Gruppe heran, um einen sicheren Schuss anbringen zu können. Doch er wollte sich mithilfe des Zielfernrohrs eine Übersicht verschaffen. Jason zoomte auf die einzelnen Tiere der Herde.
    Da waren Kühe, die ihre Kälber keinen Augenblick aus den Augen ließen und sie stets eng gegen ihre Seiten drängten. Sie kamen für diese Jagd nicht infrage. Da waren auch noch die alten, erfahrenen Tiere, die mit aufmerksamen Blicken die Umgebung musterten. Die Wächterinnen und Hüterinnen der Gruppe.
    Die Kühe sahen ihn nicht; selbst wenn der leichte Wind unvermutet drehte, würden sie nur den Geruch eines Bibers wittern, dessen Drüsensekrete Jason über seinem Gewand verteilt hatte.
    Er fand sein Ziel: eine etwas abseitsstehende Kuh, vielleicht drei Jahre alt, die ihren Hals lang machte und mit den weichen Lippen verbissen versuchte, mehrere von einer dünnen Eisschicht überzogene Seerosen zu erhaschen. Jason tat ein paar vorsichtige Schritte auf die Gruppe zu. Er drückte das Jagdgewehr fest gegen die Schulter, atmete tief durch und hielt die Luft an. Ein einziger Schuss, mehr würde ihm nicht bleiben. Sein rechter Zeigefinger berührte den Abzug. Er zog ihn näher zu sich, korrigierte die Haltung um einige Millimeter, war nun bereit abzudrücken, vom Jagdfieber gefangen – und hielt überrascht inne.
    Blinzelnd sah er zur Lichtung, zog die Marlin von der Schulter. Ein Elchbulle war unvermutet zwischen zwei Baumriesen erschienen und sorgte innerhalb der Herde für Unruhe.
    Es war das größte Tier, das Jason jemals zu Gesicht bekommen hatte. Sicherlich maß es über drei Meter in der Länge, die Schulterhöhe betrug gut und gern zweieinhalb. Die monströsen Schaufeln ragten weit zur Seite; unwillig schnaufend rieb sich der Bulle an einem halbmeterdicken Baumstamm und entwurzelte ihn.
    Jason Paubert empfand Angst – und zugleich diesen unbändigen Jagdtrieb, der ein Erbe seiner Ahnen war. Er blieb stehen, obwohl er sich hätte zurückziehen müssen, und beobachtete, das Gewehr griff- und schussbereit in der Hand.
    Stampfend trat der Bulle ins Zentrum der Herde. Er überragte die Kühe ein gutes Stück. Zwei männliche Jungtiere, an der Grenze zum Erwachsenwerden, entfernten sich mit weiten Sprüngen. Ihre Angstschreie hallten weithin nach, und unter ihrem Hufschlag brach die Erde. Klumpen wurden meterweise beiseitegeschleudert.
    Der Riese beschnupperte die Weibchen. Sie ließen es geschehen. Irritiert, wachsam, stockstarr standen sie da – und in gewissem Sinne devot. Endlich fand der Elchbulle, wonach er gesucht hatte: Er wälzte sich auf eine der Kühe. Sie ächzte unter seinem Gewicht, konnte sich aber nicht gegen die ungestüme Gewalt ihres männlichen Artgenossen wehren. Röhrend tat dieser seine Geilheit und seinen Triumph weit in die Wälder Vancouver Islands hinaus kund; er gab bekannt, dass er allein an diesem Ort das Sagen hatte. Er – der König der Wälder.
    Es dauerte mehrere Minuten, bis der Bulle laut grunzend von dem Weibchen glitt. Er schubste es mit einem Schwung seines muskulösen Hinterteils beiseite und sah sich um, nach einem neuen Opfer seiner Lust suchend.
    Jason Paubert wagte es nicht zu atmen. Erst recht nicht, da ihn der Riese mit einem seiner Blicke streifte. Ja, er sah ihn, und er erkannte, wer und was er war!
    Jasons Hände zitterten. Achtlos ließ er die Marlin fallen, während der Bulle das zweite Weibchen begattete.
    Tiefe, kreatürliche Angst erfüllte den Jäger. Dieses viehische Monstrum da vor ihm, keine dreißig Meter entfernt, war etwas, dem man niemals begegnen sollte. Die Menschen bejagten dieses hügelige Land seit weit mehr als zweitausend Jahren, und Jason fühlte das Blut der Ahnen durch seine Adern fließen, die sich vor ebenso langer Zeit als Verwalter von Mutter Natur verstanden hatten.
    Er setzte sich, achtete nicht aufs Dornengestrüpp. So eng wie möglich drückte er seine Beine an seinen Körper und hoffte, dass ihn der Bulle nicht mehr sah; dass der Riese meinte, Jason wäre zu unwichtig, um ihm einen weiteren Gedanken zu widmen. Er schloss die Augen, ließ die Tränen der Angst fließen und erinnerte sich der alten, fast schon vergessenen Lehren seines Großvaters. Nur in ihnen glaubte er ein wenig Trost und Sicherheit zu finden.
    Als Jason Paubert nach langen Minuten wagte aufzublicken,

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