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Thursday Next 01 - Der Fall Jane Eyre

Thursday Next 01 - Der Fall Jane Eyre

Titel: Thursday Next 01 - Der Fall Jane Eyre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Fforde
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genauso selten wie das Gute
per se –
und wir wissen ja alle, wie selten
das
ist …
    ACHERON HADES, Die Lust am Laster
    Tamworth meldete sich weder in der ersten noch in der zweiten Woche. In der dritten Woche versuchte ich ihn anzurufen, geriet jedoch an einen professionellen Leugner, der rundweg bestritt, daß es Tamworth oder SO-5 überhaupt gab. Ich nutzte die freie Zeit dazu, Akten zu lesen und zu archivieren, den Wagen in die Werkstatt zu bringen und Pickwick – dem neuen Gesetz entsprechend – als Haustier statt wie bisher als wilden Dodo registrieren zu lassen. Ich fuhr mit ihm ins Rathaus, wo ein Veterinärinspektor den ehemals ausgestorbenen Vogel eingehend in Augenschein nahm. Da Pickwick, wie die meisten Haustiere, für Ärzte nur wenig übrig hatte, starrte er feindselig zurück.
    »Plock-plock«,
machte Pickwick nervös, als der Inspektor ihm fachmännisch den großen Messingfußring anlegte.
    »Keine Flügel?« fragte der Beamte mit einem neugierigen Blick auf Pickwicks etwas merkwürdiges Äußeres.
    »Das ist die Version 1.2«, erklärte ich. »Eins der ersten Modelle.
    Die komplette Sequenz lag erst ab der 1.7 vor.«
    »Dann ist er wohl schon ziemlich alt?«
    »Er wird im Oktober zwölf.«
    »Ich hatte mal einen Beutelwolf«, sagte der Beamte betrübt.
    »Version 2.1. Bei der Dekantierung stellte sich heraus, daß er keine Ohren hatte. Stocktaub, das Tier. Keine Garantie, kein Garnichts. Die hauen einen nach Strich und Faden übers Ohr. Lesen Sie den
New Splicer

    Diese Frage mußte ich leider verneinen.
    »Letzte Woche haben sie eine Stellersche Seekuh geklont. Wie soll man so ein Vieh bloß durch die Tür kriegen?«
    »Einfetten?« schlug ich vor. »Und ihm einen Teller Seetang unter die Nase halten?«
    Aber der Beamte hörte mir gar nicht zu; er hatte sich dem nächsten Dodo zugewandt, einem rosaroten Ungetüm mit langem Hals. Sein Besitzer lächelte verlegen. »Wir haben die fehlenden Stränge mit Flamingo aufgefüllt«, erklärte er. »Ich hätte vielleicht lieber Storch nehmen sollen.«
    »Version 2.9?«
    »2.9.1, um genau zu sein. Eine ziemlich bunte Mischung, aber für uns ist er schlicht und einfach Chester. Wir würden ihn um nichts in der Welt hergeben.«
    Der Inspektor hatte Chesters Meldeunterlagen überprüft. »Es tut mir leid«, sagte er schließlich, »aber die 2.9.1-er fallen unter die neue Chimären-Regelung.«
    »Was soll das heißen?«
    »Wo Dodo draufsteht, ist nicht unbedingt auch Dodo drin. Zimmer sieben, schräg gegenüber. Immer der Dame mit dem Göbler nach; aber nehmen Sie sich in acht, ich habe den Kollegen heute vormittag einen Elektrolurch rübergeschickt.«
    Während Chesters Besitzer und der Beamte sich noch stritten, ging ich in den Park hinunter und führte Pickwick ein bißchen Gassi. Ich ließ ihn von der Leine, und er jagte erst einen Schwarm Tauben hoch und verbrüderte sich dann mit ein paar wilden Dodos, die sich im Teich die Füße kühlten. Sie planschten ausgelassen im Wasser und
plockten
sich leise etwas zu, bis es Zeit wurde, den Heimweg anzutreten.
    Gerade als ich endgültig festgestellt hatte, daß ich die Möbel beim besten Willen nicht noch einmal umstellen konnte, rief Tamworth an.
    Er führe eine Observierung durch, und ich solle ihm dabei helfen. Ich notierte mir die Adresse und war nach kaum vierzig Minuten im East End. Der Einsatzort lag in einer heruntergekommenen, von umgebauten Lagerhäusern gesäumten Straße, die schon vor zwanzig Jahren hatten abgerissen werden sollen. Ich machte die Scheinwerfer aus, versteckte meine Wertsachen und schloß den Wagen ab. Der Pontiac war alt und verbeult genug, um in dieser schäbigen Gegend kein unnötiges Aufsehen zu erregen. Das Mauerwerk bröckelte, und wo sich einst Fallrohre befunden hatten, wucherten jetzt grüne Algen.
    Die blinden Fensterscheiben waren zerbrochen, und Graffiti und Rußflecken verunzierten die Hauswände. Eine rostige Feuerleiter rankte sich im Zickzack an dem dunklen Bau empor und warf ein schartiges Schattenmuster auf die von Schlaglöchern durchsiebte Straße und mehrere Autowracks.
    Tamworths Anweisungen folgend, schlüpfte ich durch eine versteckte Seitentür ins Treppenhaus. Im Verputz klafften Risse, und der Gestank von Desinfektionsmitteln mischte sich mit den seltsamen Gerüchen aus dem Curry-Imbiß im Erdgeschoß. In regelmäßigen Abständen flackerte eine Neonröhre, und ich sah Frauen in engen Miniröcken vor dunklen Zimmertüren stehen. Die Bewohner dieser

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