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Thursday Next 02 - In einem anderen Buch

Thursday Next 02 - In einem anderen Buch

Titel: Thursday Next 02 - In einem anderen Buch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Fforde
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Wir mussten rennen, um ihm zu folgen, aber etwaige Zweifel hinsichtlich des Wertes der Volescamperschen Sammlungen zerstreuten sich rasch. Die Türen zur Bibliothek waren aus gehärtetem Stahl.
    »Oh, ja«, sagte Volescamper, der meinen Blicken gefolgt war. »Die gute alte Bibliothek ist schon ein paar Pfennige wert - da treffe ich lieber die nötigen Vorkehrungen. Hören Sie, lassen Sie sich von den Eichenpaneelen im Inneren nicht täuschen. Die Bibliothek ist gebaut wie ein Banksafe.«
    Das war nicht ungewöhnlich. Die Bodleiana war inzwischen sicherer als Fort Knox - und Fort Knox beherbergte seinerseits die Raritäten aus der Library of Congress. Wir traten ein, und ich sah Bowdens Augen leuchten, als er die Manuskripte und alten Bücher sah, die allerdings nur zum Teil geordnet in Wandschränken standen. Mindestens ebenso viele waren auf den Tischen gestapelt oder in allen möglichen Kisten verpackt.
    »Sie haben den
Cardenio
also nicht erst vor kurzem gekauft?« fragte ich und hatte plötzlich das Gefühl, dass meine bisher so ablehnende Haltung gegenüber der Entdeckung möglicherweise voreilig war.
    »Ach, du meine Güte! Natürlich nicht! Wir haben ihn allerdings erst vorgestern gefunden, als wir einen Teil der privaten Bibliothek meines Urgroßvaters Bartholomew katalogisiert haben. Ich wusste nicht mal, dass ich ihn hatte. Das ist Mr Swaike, mein Sicherheitsberater.«
    Ein kräftiger, untersetzter Mann mit humorlosem Gesichtsausdruck war hereingekommen. Er betrachtete mich misstrauisch, als Volescamper uns vorstellte. Dann legte er ein Bündel grob geschnittener, in Leder gebundener Manuskriptseiten vor uns auf den Tisch.
    »Mit welcher Art Sicherheitsfragen beschäftigen Sie sich, Mr Swaike?« fragte Bowden.
    »Personenschutz und Versicherungsfragen. Diese Bibliothek ist weder katalogisiert noch versichert. Ein wertvolles Objekt für Verbrecher, trotz der zahlreichen Sicherheitsmaßnahmen. Der
Cardenio
ist nur eins von mehreren Büchern, die ich innerhalb der gesicherten Bibliotheksräume noch in einem besonderen Safe aufbewahre.«
    »Dafür habe ich größtes Verständnis, Mr Swaike«, sagte Bowden.
    Ich setzte mich auf einen Stuhl und betrachtete das Manuskript. Auf den ersten Blick sah es nicht schlecht aus, deshalb zog ich mir ein paar dünne weiße Baumwollhandschuhe an, eine Maßnahme, die mir gar nicht erst in den Sinn gekommen war, als ich Mrs Hathaway 34 s
Cardenio
prüfte. Ich untersuchte die erste Seite. Die Handschrift ähnelte der von Shakespeare durchaus, und das Papier war handgemacht. Ich schnupperte an der Tinte und am Papier, aber auch das ergab keinen Anlass zum Zweifel. Es sah alles vollkommen echt aus, aber ich hatte schon einige gute Fälschungen historischer Manuskripte gesehen. Es gab auch genügend Fälscher, die sich mit der Elisabethanischen Geschichte, Grammatik und Rechtschreibung hinreichend auskannten, aber keiner hatte je den Witz und Charme des Schwans vom Avon besessen. Victor pflegte immer zu sagen, eine Shakespearefälschung sei schon deshalb unmöglich, weil die technische Raffinesse, die dazu nötig sei, jede literarische Leistung von vornherein ausschließe. Die Hand erdrücke gewissermaßen das Herz. Aber als ich die zweite Seite aufschlug und das
Dramatis personae
las, rührte sich etwas in meinem Inneren. Ich hatte Schmetterlinge im Bauch. Ich hatte schon fünfzig oder sechzig
Cardenios
gelesen, aber diesmal ... Ich schlug die dritte Seite auf und las den Eingangsmonolog:
    »Kennst du, o Lieb', die Schmerzen, die ich leide -«
    »Es ist so eine Art spanisches
Romeo und Julia
für die reifere Jugend, aber mit ein paar Witzen und Happy-End«, erklärte Volescamper. »Hören Sie, möchten Sie vielleicht etwas Tee?«
    »Was? Ja, vielen Dank.«
    Volescamper teilte uns mit, dass er uns aus Sicherheitsgründen einschließen müsse. Wir könnten aber jederzeit klingeln, wenn wir etwas bräuchten. Die Stahltüren schlossen sich, und wir lasen mit zunehmendem Interesse, was Cardenio seinem Publikum über seine verlorene Geliebte Luscinda zu erzählen hatte. Nach ihrer Ehe mit dem tückischen Ferdinand, sagte er, sei er in die Berge geflohen und zum elenden, irrenden Ritter geworden.
    »Gott im Himmel«, murmelte Bowden, der mir über die Schulter sah, ein Gefühl, das ich voll und ganz teilte. Das Stück, Fälschung oder nicht, war ganz ausgezeichnet. Nach dem Eingangsmonolog folgte eine Rückblende, wo der noch nicht herumirrende Cardenio und Luscinda sich eine Reihe

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