Thursday Next 04 - Es ist was Faul
es nicht auch merkwürdig, dass nicht weniger als achtundzwanzig Heilige aus dem Mittelalter sich ausgerechnet dieses Jahr für ihre Wiederauferstehung ausgesucht haben?«
»Ich hab noch gar nicht darüber nachgedacht.«
»O-kay. Aber finden Sie es nicht auch merkwürdig, dass nur zwei von diesen so genannten Heiligen – nämlich St Zvlkx und Schwester Bettina von Stroud – Prophezeiungen gemacht haben, die auch nur den geringsten Wahrheitsgehalt haben?«
»Was wollen Sie damit sagen?«
»Dass St Zvlkx vielleicht gar kein Heiliger ist, sondern eine Art zeitreisender Krimineller. Er macht einen ungesetzlichen Trip ins 13. Jahrhundert, schreibt ein paar Dinge, an die er sich aus dem Geschichtsunterricht vage erinnert, auf ein Stück Pergament und kommt dann zur passenden Zeit wieder zurück, um sich für seine Prophezeiungen feiern zu lassen.«
»Ziemlich riskant«, sagte ich. »Wenn die ChronoGarde merkt, was er treibt, dann ist er ein ungeborener Mann – und das meine ich wörtlich. Warum soll man für ein paar Tage Ruhm eine Nichtung riskieren? So attraktiv kann es ja wohl nicht sein, als ungewaschener Heiliger aus dem 13. Jahrhundert mit einem groben Kittel und jeder Menge Pickeln herumzulaufen.«
Millon zuckte die Achseln. »Das weiß ich auch nicht. Ich hatte gehofft,
Sie
könnten
mir
helfen.« Er verstummte.
»Sagen Sie, Millon – gibt es irgendeine Verbindung zwischen Kaine und dem Ovinator?«
»Ja, natürlich. Sie sollten öfter
Conspiracy
, die Fachzeitschrift der Verschwörungstheoretiker, lesen. Vieles, was da drinsteht, lässt sich nicht beweisen, aber in diesem Fall sind die Hinweise ziemlich konkret: Kaines persönlicher Assistent Stricknene hat früher bei Schitt-Hawse in der technischen Abteilung der Goliath Corporation gearbeitet. Wenn Goliath einen Ovinator hat, dann hat Kaine wahrscheinlich auch einen. Wissen Sie denn, wozu das Ding gut ist?«
»Das werden wir sehen.« Ich lachte. Endlich hatte ich eine Spur. »Aber vielleicht wissen Sie auch etwas über Goliaths alte gentechnische Laboratorien in Wales?«
»Hoho!«, sagte er. »Jetzt wird es interessant! Goliaths alte GTLs stehen immer noch in Zone 21, im leeren Viertel von Wales, dem Elan Valley.«
»Leeres Viertel? Ist das metaphorisch gemeint?«
»Leer ist es insofern, als da nur noch Beamte der Wasserwerke hineindürfen. Unter Fachleuten heißt es, dass Dutzende von ihnen spurlos verschwunden sind in den letzten Jahren. Zone 21 ist eine Sperrzone, niemand darf rein. Umgeben ist sie mit einem elektrischen Zaun.«
»Um die Leute draußen zu halten?«
»Nein«, flüsterte Millon. »Der Zaun soll verhindern, dass die Ergebnisse der gentechnischen Experimente herauskönnen. Die ganze Zone 21 wimmelt von Monstern. Ich habe zahllose zweifelhafte Berichte über Leute, die spurlos darin verschwunden sind. Wieso interessieren Sie sich überhaupt für die alten Laboratorien?«
»Es hat illegale Experimente mit Menschen gegeben. Hauptverdächtiger ist ein multinationaler Konzern.«
Millon wurde ohnmächtig. So viel Verschwörungsmaterial überforderte seine Aufnahmekapazität.
Als er sich wieder erholt hatte, fragte er, ob er bei der Aufklärung dieser Verschwörung mithelfen dürfe.
»Dürfen Sie«, sagte ich. »Ich brauche sämtliche Karten, Bilder, Baupläne und sonstige Informationen, die für einen Besuch von Nutzen sein können.«
Millon riss die Augen auf und kritzelte in seinem Notizbuch. »Sie wollen in Zone 21 eindringen?«
»Nein«, sagte ich. »Wir beide werden
zusammen
eindringen. Und zwar schon morgen. Abfahrt pünktlich um sieben. Können Sie die Unterlagen bis dahin besorgen?«
Seine Augen verengten sich. »Ja, ich kann Ihnen die Unterlagen besorgen. Aber dafür müssen Sie mir auch ein bisschen entgegenkommen, Miss Next.«
»Ach, ja? Was wollen Sie denn?«, fragte ich.
»Ich möchte Ihr offizieller Biograph werden, Miss Next!«
Ich streckte die Hand aus, und er schüttelte sie dankbar.
»Okay, wir sind im Geschäft!«
Als ich wieder ins Haus kam, fand ich Landen im Gespräch mit einem blond gefärbten Mann in Punk-Klamotten, der eine grellbunte Brille auf der Nase und ein winziges Ziegenbärtchen an der Unterlippe hatte.
»Liebling, das ist mein Freund Handley Paige.«
Ich gab unserem Besucher die Hand. Er sah so ziemlich aus wie alle anderen Science-Fiction-Autoren, die ich je kennen gelernt hatte. Etwas verrückt, aber nicht unsympathisch.
»Sie schreiben die Emperor-Zhark-Bücher«, stellte ich
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