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Tiamat-Zyklus 1 - Die Schneekönigin

Titel: Tiamat-Zyklus 1 - Die Schneekönigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D. Vinge
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meine Eltern ... «
    »Aber, aber, Cress!« Elsevier schüttelte den Kopf. »Ich habe das Mädchen – die Frau – nur zweimal gesehen, einmal, da war sie acht, das zweitemal bei TJs Begräbnis. In der Zwischenzeit wird sie wenig Gutes von uns gehört haben. Und du weißt doch selbst, wie die Hochwohlgeborenen ... « – sie senkte den Blick –»... über Mischehen denken. «
    Cress schüttelte nun seinerseits den Kopf und trat mit der Sandale gegen ein Tischbein. »Das sind feine Arbeiten, Elsie«, sagte er betont laut. »Wir könnten vier Einheiten für ein paar dieser Steine von oben bekommen.«
    Sie zischte mißbilligend. »Mäßige dich! Mond?«
    Mond erstarrte und wandte sich wieder vom Fenster ab. »Sagte ich nicht, daß es hier wunderschön ist?«
    Mond nickte stumm und lächelnd, denn sie fand keine Worte, um zu beschreiben, wie wunderschön.
    »Meinst du, du könntest hier bleiben und eine Sibylle sein?«
    Monds Lächeln erlosch. Sie ging langsam in das Zimmer zurück und ließ sich kopfschüttelnd auf einem Kissen nieder. Elsevier folgte ihr mit den Augen, doch sie konnte ihr nicht antworten.
Ich kann keine Fragen mehr beantworten!
Sie deutete zum Schirm, um das Thema zu wechseln, als Elsevier sich neben ihr niederließ. »Warum sind sie wütend?«
    Elsevier betrachtete die gestikulierenden Sprecher konzentriert. »Nun, das ist doch der alte PN Singalu, der politische Sprecher der Unklassifizierten. Meine Güte, ich wußte gar nicht, daß der noch am Leben ist. Das ist eine Parlamentsdebatte, da ist ein Vermittler, also muß der temperamentvolle junge Dandy dort rechts ein Hochwohlgeborener sein. Sie dürfen nicht direkt zueinander sprechen, weißt du.«
    »Ich dachte, die Unklassifizierten hätten keinerlei Rechte.« Mond sah den beiden Männern zu, die einander mit flammenden Augen vom Podium betrachteten und sich, über den Kopf des Vermittlers hinweg, haßerfüllt anfunkelten. Mit seiner Hilfe antworteten sie einander, während er wiederholte, was sie bereits gehört hatten, wie streitende Kinder. Sie konnte den einen kaum vom anderen unterscheiden und fragte sich, woher sie wohl selbst wußten, wer der niederer Gestellte war.
    »Oh, ein paar Rechte haben sie selbstverständlich, eingeschlossen das Recht der Vertretung im Parlament, es ist ganz einfach so, daß alles, was ihnen nicht ausdrücklich erlaubt ist, verboten ist. Man erlaubt ihnen natürlich nicht genug Repräsentanten, um wirklich die Gesetzgebung zu ändern. Aber sie versuchen es immer wieder.«
    »Wie können sie überhaupt eine Regierung führen? Ich dachte, der Premierminister befände sich im All. «
    »Oh, der ist wieder auf einer ganz anderen Ebene.« Elsevier winkte mit der Hand. »Er und die Versammlung repräsentieren Kharemough, aber sie repräsentieren Kharemoughs Tage, als der erste Kontakt mit den Welten geschlossen wurde, die die Hegemonie begründeten.« Kharemough hatte vorgehabt, das Alte Imperium mit Hilfe der Schwarzen Pforten im kleineren Maßstab wieder neu aufzubauen. Tatsächlich aber konnte man nicht im entferntesten den technischen Standard des Alten Imperiums erreichen, daher hatten die Kharemoughi beizeiten eingesehen, daß die Kontrolle über viele Welten ohne einen Überlichtantrieb nicht praktizierbar war. Ihre Träume von einer Vorherrschaft waren von der gewaltigen Leere des Weltalls geschluckt worden; sie mußten sich, wenigstens bis zur Wiederentdeckung des Sternenantriebs, vorerst mit einer rein wirtschaftlichen Dominanz zufriedengeben, die auch die restliche Hegemonie mitzutragen bereit war. Doch der Premierminister fuhr wie zu Beginn fort, er reiste als Symbol der Einheit mit seiner kleinen Flotte von Welt zu Welt – wenn auch nicht als Symbol der Einheit eines Imperiums. Er reiste scheinbar unsterblich – bedingt durch die Zeitdilatation und das Wasser des Lebens – herum, unangreifbar von den Mißgeschicken des Universums, und akzeptierte die Huldigungen anderer Welten wie ein gnädiger jugendlicher Gott.
    Und natürlich ist er immer willkommen, denn er ist – ironischerweise – nichts weiter als ein harmloser Traumtänzer. Während Elsevier gesprochen hatte, waren die Stimmen der Diskutierenden auf dem Bildschirm immer zorniger angeschwollen; ihr plötzlicher Seufzer schien bis in den Regierungssaal zu hallen, wo, einen halben Kontinent entfernt, nun auf einmal Stille eintrat.
    Mond sah den verwunderten Ausdruck im ledrigen Gesicht des alten Mannes ... und den völligen Unglauben im Gesicht

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