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Tiamat-Zyklus 1 - Die Schneekönigin

Titel: Tiamat-Zyklus 1 - Die Schneekönigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D. Vinge
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Spiegel vor sich, seine milchigen Augen waren interessiert umschattet.
    »Silky?« Kein Kokon trennte sie mehr. »Ich dachte, ich dürfte den Tod sehen ... « Sie krallte sich die Finger ins eigene Fleisch und genoß das Gefühl, substanziell zu sein. Dort, in den bodenlosen Hallen des Nichts, hatte sie, von alten Ängsten übermannt wieder zu halluzinieren begonnen. All seiner Sinne enthoben, glich ihr Körper einer Leere. Fleisch, Knochen, Muskeln, Blut -und die Seele. Und wieder war in der tiefen Dunkelheit der Tod im Traum zu ihr gekommen und hatte sie gefragt: Wem
gehört dein Körper, dein Fleisch und Blut?
»Dir«, hatte sie geflüstert.
Und wer ist stärker als das Leben, der Wille, die Hoffnung und die Liebe?
»Du.«
    Und wer ist stärker als ich?
    Mit zitternder Stimme: »Ich bin es.« Und der Tod war beiseite getreten und hatte sie passieren lassen ...
    Zurück durch den Tunnel außerhalb der Zeit und wieder ins Tageslicht.
    »Ich bin es!« Sie lachte freudestrahlend. »Schau mich an!
Ich
bin
s
...
ich. . . ich!«
Silkys Tentakel umklammerten die Kontrollkonsole, als sie strahlend das kostbare Äquilibrium zwischen ihnen vernichtete. Nun ist nichts mehr unmöglich.
    »Ja, Liebes ... « Sie vernahm Elseviers Stimme und sah sich um. Elsevier schwebte in der Luft über ihr, ebenfalls von ihrem Kokon befreit, allerdings bewegte sie sich nicht so zügellos. »Du hast den Rückweg gefunden. Ich bin so froh.«
    Als ihr auffiel, wie schwach Elseviers Stimme klang, verlor Monds Gesicht seine Ausgelassenheit. »Elsie?« Mond und Silky drifteten wie unbeholfene Schwimmer von der Konsole zu ihr hoch, und stabilisierten sich an den oberen Kontrollen wieder. »Elsie, geht es dir gut?« Sie berührte sie mit einer freien Hand. »Ja, ja ... natürlich geht es mir gut.« Elsevier hatte die Augen geschlossen, doch während sie sprach, floß ein silberner Tränenstrom unter jedem Lid hervor. Sie stieß Monds Hand grob weg, und Mond vermochte nicht zu sagen, ob die Tränen von Freude oder Schmerzen herrührten, von beidem oder von keinem von beidem. »Du hast mit deinem Mut begonnen, alles wieder ins rechte Lot zu bringen. Nun ist es an mir, ebenfalls den Mut aufzubringen, um zu beenden, was wir begonnen haben.« Sie öffnete die Augen und strich sich übers Gesicht, als würde auch sie gerade aus finsteren Träumen erwachen.
    Mond sah durch die Luft hinab, dann hin zum Schirm, wo keine Pforte mehr vor ihnen lag, sondern das funkelnde Panorama tausender Sterne, von denen die Zwillinge nur zwei unbedeutende waren ... der Himmel der Heimat, der Himmel Tiamats. »Das Schlimmste haben wir hinter uns, Elsie. Alles andere wird nun einfacher sein.« Doch Elsevier gab keine Antwort, und auch Silky sah sie lediglich an.
     

24
    »BZ, ich wünschte, ich müßte Ihnen diese Aufgabe nicht überantworten, aber ich habe sie ohnehin schon so lange es ging vor mir hergeschoben.« Jerusha stand am Fenster ihres Büros und sah hinaus, um mit der kahlen Wand konfrontiert zu werden, die ihr einziges Panorama war.
Eingesperrt. Eingesperrt ..
    »Schon gut, Kommandant.« Gundhalinu saß aufmerksam im Besuchersessel, und das beginnende Akzeptieren in seiner Stimme wärmte ihr den Rücken. »Um die Wahrheit zu sagen, ich bin froh, daß ich Karbunkel eine Weile verlassen kann. Gewisse Leute haben jüngst etwas zu häufig das Wort ›Drückeberger‹ gebraucht. Es wird eine Erleichterung sein, endlich mal wieder frische Luft zu atmen, selbst wenn sie meine Lungen blau macht.« Er grinste ihr zuversichtlich zu, als sie sich zu ihm umdrehte. »Es stört mich nicht. Ich weiß, daß ich meine Pflicht erfülle – und ich weiß auch, wer persönliche Inkompetenz als Ausflucht benutzt, um Sie in schlechtes Licht zu rücken.« Mißbilligung verzerrte sein Gesicht. »Aber ich muß gestehen, die Gegenwart von Untergebenen – ermüdet manchmal.«
    Sie lächelte ihn an. »Sie haben eine Pause verdient, BZ, die Götter wissen es, auch wenn es reine Zeitverschwendung ist, Diebe durch die Tundra zu verfolgen.« Sie beugte sich vorsichtig gegen ihren Schreibtisch, um ja keinen der vielen Stapel in Unordnung zu bringen. »Ich wünschte nur, ich müßte Sie nicht wegschicken, um die Sicherheit des Raumhafens zu gewährleisten, da ich wirklich nicht weiß, wie ich das alles ohne Ihre Mithilfe bewerkstelligen soll.« Sie senkte etwas beschämt den Blick, das zugegeben zu haben, doch sie hatte ihrer Dankbarkeit angesichts seiner eisernen Loyalität endlich einmal

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