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Tiamat-Zyklus 1 - Die Schneekönigin

Titel: Tiamat-Zyklus 1 - Die Schneekönigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D. Vinge
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ich füttere sie doch, ich tue alles für sie! Was kann ich denn noch mehr tun?«
    »Du mußt lernen ... zärtlich zu ihnen zu sein. Lernen, daß Zärtlichkeit ... keine Schwäche ist.«
    Der kleine Junge klammerte sich immer noch weinend an Blodweds Bein fest. Sie blickte hinunter und legte ihm zögernd eine Hand auf den Kopf, bevor sie Mond zu den Käfigen folgte.
    Mond begann den Kreislauf wieder mit der Hirnkreatur, lockte sie herbei und konzentrierte alle ihre Sinne darauf. »Frag mich über sie.
Eingabe ... «
Sie hörte Blodweds Frage und ging darauf ein.
     
    »... Analyse!«
Sie fand sich erschöpft auf dem Boden sitzend wieder, das stupsnäsige Elffuchsjunge schnupperte an ihrem Kleid. Sie strich durch sein dichtes Fell, befreite die Borte aus seinem Mund und löste seine Krallen von ihrem Kleid. Sie hob es sehr behutsam in die Höhe und hielt es Blodwed hin. »Hier«, sagte sie leise. »Nimm es!«
    Blodwed griff unsicher danach, ihre Bewegungen waren langsam. Der Junge protestierte nicht, als Mond es schließlich in ihre wartenden Hände gleiten ließ. Blodwed drückte es gegen ihren Magen, wo sie es fast furchtsam festhielt. Sie kicherte, als das Junge sich langsam bis zum offenen Kragen ihrer Parka hocharbeitete und sich dort hinkuschelte. Der Junge stand zu ihren Füßen, einen Daumen im Mund, und griff nach ihr.
    »Habe ich dir genug erzählt?« Mond sah weg, betrachtete die Reihe der Käfige, von denen einige noch die grünen und goldenen Aufschriften von Tierhandlungen anderer Welten trugen.
So weit entfernt ... wir sind alle so weit entfernt von zu Hause.
    »Lissop, Starl, Flederschwinger ... « Blodwed nannte alle Namen. »Ich glaube, ich weiß jetzt sogar, was dem dort fehlt ...« Blodwed deutete mit dem Finger. »Ich habe nicht das richtige Futter.« Sie senkte den Kopf. »Du hast gute Arbeit geleistet.« Wieder etwas mutiger: »Nicht wahr, Blauer?« Sie preßte das Junge an die Brust.
    Gundhalinu lächelte zerknirscht und salutierte. »Eine noble ...« Er verstummte.
    Drei Augenpaare blickten auf, als jemand den Raum betrat. Die Tür ging auf, und ein massiger, bärtiger Mann kam herein. Die Tiere wichen in die hintersten Winkel zurück.
    »Was willst du, Taryd Roh?« Nun klang Blodweds Stimme wieder störrisch.
    »Die Schamanin möchte das hier repariert haben.« Er hielt ein zerbrechlich aussehendes Instrument in den Händen, das Mond nicht kannte. »Sag dem Tech hier, er soll sich gleich daran machen und sich sein Brot verdienen.«
    »Er ist zu krank.« Blodwed streckte das Kinn vor.
    »Er lebt.« Taryd Roh grinste und betrachtete Mond. »Dieses hübsche kleine Püppchen, das du ihm gebracht hast, könnte einen Toten wieder zum Leben erwecken. Was hältst du davon, mal mein Zelt zu besuchen, kleine Sibylle?« Eine grobe Hand strich über ihre schmerzenden Wangen und tat ihr weh.
    Mond wich angeekelt zurück. Er lachte und ging an ihr vorbei.
    »Hör zu, Turd«, sagte Blodwed, »bleib ihr vom Leibe! Sie hat wirklich die Macht ... «
    Er schnob. »Was macht sie dann noch hier? Du glaubst doch diesen Unfug nicht, oder, Tech?« Er legte das kaputte Instrument vor Gundhalinu ab, daneben ein Werkzeugset. »Aber gönn dir nicht zuviel Spaß, denn wenn das hier bis morgen früh nicht wieder funktioniert, werde ich es dir den Rachen runterschieben. « Er schlug auf Gundhalinus Polizeischulterklappen. Mond sah, wie Gundhalinus schmales Gesicht schlaff und grau wurde.
    Taryd Roh wandte sich um und stapfte wieder durch die Kammer zum Ausgang. Mond mußte an einen großen Killer denken, der sich durch einen Schwarm Fische bewegt.
    Blodwed machte eine obszöne Geste hinter seinem Rücken. »Götter, wie ich diesen Bastard hasse!« Sie zuckte zusammen, als das Elffuchsbaby in ihrer Jacke erwachte und sie kratzte. »Er hält sich für den Premierminister oder so jemanden, nur weil er der Liebhaber meiner Mutter ist. Er war in Karbunkel und er ist auch verrückt – wahrscheinlich mag sie ihn deswegen so gern.«
    Mond betrachtete Gundhalinu, der sich wie ein uralter Krüppel auf der Liege herumdrehte und das Gesicht zur Wand kehrte. Sie sagte nichts.
    Blodwed holte das strampelnde Junge wieder aus ihrer Jacke und warf es fast zornig in seinen Käfig zurück. Mond merkte, wie sie den Raum mit den Augen nach etwas absuchte, das verschwunden war, aber sie selbst beobachtete weiter Gundhalinu. Blodwed zerrte das babbelnde Kind auf die Beine und ging mit ihm hinaus.
    Sie hinterließ ein düsteres Schweigen.
    Mond

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