Tiamat-Zyklus 1 - Die Schneekönigin
das Kasino?«
»Ein Thanin Jakoola, männlich, Bürger von Big Blue.«
»Die Quelle?« Nun begann sogar Mantagnes hinter ihr aufzuhorchen.
»Ja, Kommandant.«
»Wiederhole alles, was sie gesagt haben!«
»OYARZABAL: Nur die Sommer, gottverdammt, Perse! Nicht die Winter, die sind sicher. So will es die Königin. STARHIKER: Nein, du lügst! Er wird auch die Winter töten, die Königin würde es nicht zulassen, daß ihr uns tötet! Du bist verrückt, Oyar, laß mich los! Pollux, hilf mir ... Pollux ... «
Jerusha hörte zu, die nasalen Worte brachten ihre Haut zum Kribbeln, bis ihre Bedeutung in ihrem Geist eindeutig wurde, katalysiert von zweien:
die Königin.
»Heilige Götter ... ich hab's! Ich hab's! Sergeant!« rief sie, doch er stand bereits dicht neben ihr. »Kontaktieren Sie die zwölf Männer, die Persiponës Hölle am nächsten sind und sagen Sie ihnen, sie sollen den Ort unverzüglich abriegeln! Mantagnes ... «
»Was soll das alles, Kommandant?« Sie konnte nicht entscheiden, ob er indigniert oder nur ängstlich war.
»Es geht um Leben und Tod!« Sie ließ ihren Mantel zu Boden fallen und überprüfte ihren Stunner. »Es geht darum, daß Arienrhod wahrscheinlich plant, ihr Leben mit dem Tod der halben Stadtbevölkerung zu erkaufen, sonst will ich nicht der Polizeikommandant dieser Stadt sein.« Sie sah, wie sein Kiefer herunterklappte. »Einheit Pollux, deine und meine Gebete wurden erhört.« Sie tätschelte seine Metallschulter. »Götter, hoffentlich kommen wir noch rechtzeitig!«
»Bitte helfen Sie Tor, Kommandant! Ich habe mich so an sie gewöhnt. «
Sie nickte, obwohl sie nicht glauben konnte, richtig gehört zu haben. »Mantagnes, Sie sind doch immer derjenige, der hier mehr erleben möchte. Los, Ihre Chance ist gekommen!«
»Sie wollen selbst dorthin gehen, Kommandant?« mehr erstaunt als kritisch.
Nun grinste sie. »Das möchte ich mir unter gar keinen Umständen entgehen lassen.«
44
»So, Sibylle, du hast also unsere Königin bedroht.« Nach längerer Zeit sprach ein Mann. Mond spürte, wie sich die gemeinsamen Blicke der Adligen wie Nadeln in ihre Tätowierung brannten. »Dir war es verboten, in die Stadt zu kommen. Uns wurde das Privileg zuteil, sicherzustellen, daß du das nie wieder wagen wirst.«
Mond wich zur Brücke hin aus und kämpfte die Erinnerung nieder, was hier in der Stadt mit Danaquil Lu geschehen war. »Ich werde den Palast verlassen. Sollte es jemand wagen, mich zu berühren, so werde ich ihn kontaminieren. Versucht also nicht, mich aufzuhalten ... « Ihre Stimme entglitt ihrer Kontrolle.
»Wir werden dich nicht aufhalten, Sibylle«, antwortete er mit hungriger, verschleierter Stimme. »Überquere die Brücke, geh weiter!« Er grinste, was sein hageres Gesicht in einen Totenschädel verwandelte. Plötzlich lächelten sie alle in sinnloser, drogenberauschter Boshaftigkeit – Leute, die gerade das Ende ihrer Welt gefeiert hatten und wußten, wen sie dafür verantwortlich machen mußten. Er nahm etwas aus einer verborgenen Tasche seiner weiten Robe und hielt es in die Höhe. Es sah wie ein dunkler Finger aus. »Überquere den Abgrund.«
Mond bedeckte ihr Kontrollkästchen mit der Hand und betrachtete das Ding, das er hielt. Sie war nicht sicher, was es war, aber bestimmt war es eine Drohung für sie. Aber sie mußte die Brücke überqueren, sie mußte es versuchen. Es gab keinen anderen Weg. Sie löste ihren golddurchwirkten Mantel mit unsicheren Fingern. Dann faltete sie ihn dreimal, die gesegnete Zahl der Herrin, und trat wie bei einem trotzigen Ritual auf den windumtosten Abgrund zu. Der Mantel war ihr nur hinderlich, doch er war ein akzeptables Geschenk für die Meeresmutter, falls diese hungrig unten warten sollte. Hungrig nach Tribut, hungrig nach einem Opfer .. .
Herrin, führe mich!
Mond warf den Mantel mit einem Stoßgebet über den Rand. Sie hörte das Gelächter der Adligen hinter sich. Es hallte hinaus über die Aufwinde und wurde wie ein grüner Fischervogel emporgetragen in den Schacht grünlicher Finsternis.
Mond drückte den ersten Knopf der Sequenz und betrat die Brücke. Die Winter sahen ihr murmelnd zu, taten aber nichts. Mond ließ die zweite Sequenz erklingen und ging weiter, ohne zu atmen. Am anderen Ende der Brücke warteten weitere Adlige, sie versuchte, sie nicht deutlich zu sehen, nicht hinabzusehen, nicht dem Dämonengesang rings um sie her zu lauschen oder den Lauten der Angst in ihrem Kopf .. .
Doch als sie sich der Mitte der
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