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Tiamat-Zyklus 1 - Die Schneekönigin

Titel: Tiamat-Zyklus 1 - Die Schneekönigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D. Vinge
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auf der Brücke an, allerdings ohne sich zu verändern.
    »Da ist sie! Es ist die Königin!«
    Mond sah ein Gesicht, das sich von den anderen unterschied, das eines Mannes, der sich mit verzweifelter Anstrengung nach vorne drängte. »BZ!« rief sie über den Lärm des Mobs, sah seinen suchenden Blick, der erleichtert auf ihr ruhen blieb.
    Gundhalinu stieß den letzten Sommer beiseite und zückte seine Waffe, die er jeden sehen ließ. »Halt! Halt!« Er stieß die verbissen dreinschauende Frau mit dem Kragen grob zurück, entwand die Stange ihren Fingern und warf sie über den Rand der Grube. »Das reicht, Winter! Geht zurück – ihr alle!«
    »Welches Recht haben Sie, sich in unsere Angelegenheiten einzumischen, Fremder? Dies ist Sache der Winter, und das Wintergesetz ...«
    »Das ist verdammt sicher«, murmelte BZ, dessen Augen zu Mond zurückblickten, die gerade von dem Steg trat. »Diese Frau steht unter Arrest, sie gehört mir!« Mond entging sein Blinzeln nicht, sie mußte gegen ihren Willen lächeln.
    »Das ist die Königin, Inspektor Gundhalinu!« brüllte einer der Sommer wütend. »Und sie gehört uns. Sie wird bis zur Veränderung nirgends mehr hingehen.« Die Worte waren so tödlich wie Frost.
    »Das ist nicht Arienrhod, das ist eine Sommersibylle! Seht doch ihre Kehle an.« BZ winkte mit der Hand. »Wenn ihr Arienrhod wollt, dann müßt ihr diesen Steg überqueren ... «
    Seinem eigenen Wink folgend, betrachtete er zum erstenmal den windstillen Saal, und sein Gesicht erstarrte. »Was ...?«
    »Was wollt ihr von unserer Königin, Fischbauern?« Die Frau, die mit dem Hexenkragen auch die Kontrolle über die Situation verloren hatte, versuchte, sie zurückzuerlangen. »Ihr seid in diesem Palast nicht willkommen, der immer noch dem Winter gehört.«
    »Eure Königin hat etwas mit uns vor!« rief einer der Sommer. »Sie will uns alle umbringen, und wir sind gekommen, um sicherzustellen, daß ihr das nicht gelingen wird. Und um sicherzustellen, daß sie ein drittes Mal zur Herrin hinuntergeht.«
    Mond hörte mit überschwappender, unkontrollierbarer Freude der Stimme mit dem schlurfenden Sommerakzent zu. »Ich bin Mond Dawntreader Sommer ... « Ihre Stimme wurde brüchig. »Die Königin ist dort drüben. Überquert nun die Brücke! Solange ich darauf stehe, seid ihr sicher!« Sie winkte sie nach vorn, spürte BZs verwirrten Blick auf ihr ruhen.
    Der Mob kam ohne zu zögern näher, als die ersten das Kleeblatt sahen, dem sie vertrauten. Ihr eigenes Vertrauen aber kam etwas ins Wanken, als der erste Sommer seinen Fuß auf die Brücke setzte ... Doch die Luft blieb ruhig. Der Sommer lächelte kurz und beugte den Kopf im Vorübergehen. Die anderen folgten einer nach dem anderen, zwar etwas zögernder, aber von der unentrinnbaren Notwendigkeit angetrieben, ihr Ziel zu erreichen. Mond wartete, bis der letzte Sommer sicher auf der anderen Seite angelangt war, dann erst machte sie den ersten Schritt auf sicheren Boden. Die Winter wichen benommen zurück und betrachteten sie und Gundhalinu. Als sie seine Seite erreicht hatte, wandte sie sich um, denn hinter ihr wurde ein gewaltiges Seufzen laut. Sie sah, wie die Sturmwälle sich wieder öffneten wie die Schwingen großer Vögel, fühlte, wie die kalten Winde wieder tosten, die Vorhänge blähten sich. Der Schacht stöhnte und ächzte mit der Stimme des Meeres.
    »Götter! Vater aller meiner Großväter«, flüsterte BZ. »Sie hat den Wind zurückgehalten. Wie ... wie hast du das gemacht?« Er wahrte Distanz zu ihr.
    »Das kann ich dir nicht sagen«, achselzuckend.
Daß es Karbunkel ist. Das darf ich keinem sagen, niemals.
»Ich weiß es selbst nicht.«
Niemals darf es jemand erfahren.
Sie folgte dem Schacht in Gedanken bis zur Wasseroberfläche, dann noch tiefer, bis ins geheimste Herz des Planeten, wo die größte Ansammlung menschlichen Wissens verborgen lag. »Bring mich weg von hier, BZ! Die Winter haben recht, dies ist kein Ort für eine Sibylle. Er ist zu gefährlich.« Sie spürte die feindseligen, haßerfüllten Blicke der Adligen.
    BZ führte sie mit starrer, offizieller Miene aus dem Saal der Winde, dann durch den Korridor und die Szenerie der Herrschaft Winters. Keiner folgte ihnen. BZ wahrte immer noch eine schmale Distanz zwischen ihnen. Sie schüttelte den Kopf, und da waren die betäubenden Fragmente der letzten Stunden wieder, zusammen mit dem entsetzlichen Geheimnis, das vorrangig gewesen war, bis sie die Brücke betreten hatte. »Was machen die

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