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Tiamat-Zyklus 1 - Die Schneekönigin

Titel: Tiamat-Zyklus 1 - Die Schneekönigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D. Vinge
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Augen wurden noch eine Spur finsterer. »Wollen wir ganz offen sprechen, Kommandant, ja? Wir alle wissen, daß Sie Ihren Platz an der Spitze nur der Einmischung der Königin verdanken. Sie wurden in erster Linie zum Inspektor befördert, um sie zu amüsieren. Diese neue Position ist mehr, als Sie verdienen. Sie wissen so gut wie ich, daß die Männer, die Ihrem Kommando unterstanden, es niemals akzeptierten, von einer Frau Befehle entgegenzunehmen.«
Aber das war Arienrhods Tun! Und das ändert sich jetzt, hat sich bereits geändert ...
»Die Moral war entsetzlich, wie mir Chefinspektor Mantagnes hin und wieder mitteilte. Sie sind in der Truppe weder erwünscht noch notwendig. Es liegt an Ihnen, ob Sie den Posten akzeptieren oder Ihren Dienst quittieren, uns ist das herzlich egal.« Er verschränkte die Arme hinter dem Rücken und stand unbeweglich wie eine Wand vor ihr. Sie erinnerte sich an die lobhudeln den Partituren, die er noch vor ein paar Minuten über sie vom Stapel gelassen hatte.
    Das habe ich nur dir zu verdanken, du Bastard. Ich habe es kommen sehen. Ich wußte, daß es so kommen würde. Aber nach dem gestrigen Tag dachte ich ... dachte ich ...
»Ich werde mich dagegen wehren, Hovanesse. « Ihre Stimme zitterte, und die Hälfte ihrer Wut fiel auf sie selbst zurück, weil sie es nicht verhindern konnte. »Die Königin konnte mich nicht ruinieren, und Ihnen wird es auch nicht gelingen.«
Aber sie hat es, Jerusha, sie hat es geschafft ...
Sie wandte sich um und entfernte sich von ihm. Diesmal rief er sie nicht zurück.
    Jerusha verließ das Gerichtsgebäude und trottete die verlassene Blaue Allee zum Polizeihauptquartier entlang. (Sogar bei Festlichkeiten vermieden die Feiernden diese Gegend.) Ihr erster Gedanke war, zu ihren Männern zu gehen und sie von ihrem Problem zu unterrichten, um zu sehen, ob sie mit Unterstützung rechnen konnte. Es stimmte, ihre Gefühle hinsichtlich ihrer Person veränderten sich nach dem gestrigen Tag, das hatte sie fast jedem Gesicht angesehen. Aber hatten sie sich bereits genügend gewandelt? Wenn sie noch genügend Zeit gehabt hätte, dann hätte sie beweisen können, daß sie so gut wie jeder Mann Respekt verdiente. Aber diese Zeit blieb ihr nicht mehr. Hatte sie überhaupt noch genügend Zeit, um alle hinter sich zu bringen? Und selbst wenn ihr das gelang ... lohnte es sich?
    Sie stand allein vor dem Stationsgebäude in der Allee, vor diesem alten, bedrohlichen Fossil, das ihr so vertraut geworden war. Kein anderer Posten, kein anderes Gebäude würde jemals so gehaßt werden – oder, das erkannte sie nun, in ihrem Leben eine so große Rolle spielen. Aber wohin sie auch ging, wenn sie in ihrer derzeitigen Uniform steckte, dann würde sie immer ein Außenseiter bleiben, sie würde immer kämpfen müssen, aber nicht nur, um zu beweisen, daß sie gute Arbeit leisten konnte, sondern darum, es überhaupt erst versuchen zu dürfen. Und immer würde es einen anderen Hovanesse geben, einen anderen Mantagnes, der sie niemals akzeptieren würde und der versuchen würde, sie zu vertreiben. Götter, wollte sie wirklich den Rest ihres Lebens
so
verbringen?
Nein ...
nicht, wenn sie etwas fand, das ihr ebenso viel bedeutete, wie ihre Arbeit, etwas, an das sie genauso fest glauben konnte. Aber es gab nichts Derartiges ... nichts. Außerhalb ihrer Arbeit hatte sie kein Leben, kein Ziel, keine Zukunft. Sie ging an der Polizeistation vorbei bis zum Ende der Allee, und dann mischte sie sich in den Strom der Feiernden.
     

50
    Funke schritt wie ein hilfloser, schlafloser Fremder durch die spärlich erleuchteten Räume von Starbuck. Er war nicht mehr länger ein Teil von ihnen, aber er war auch nicht in der Lage, sie zu verlassen. Sowohl der öffentliche, als auch die privaten Zugänge zu der Suite wurden inzwischen bewacht – aber nicht von den Wachen der Königin, sondern von erbosten Sommern. Sie bewachten auch Arienrhod – und irgendwie war ihre Verschwörung vereitelt worden. Doch als er versucht hatte, sich bei ihnen nach Mond zu erkundigen und ob sie diejenige gewesen war, die alles ans Licht gebracht hatte, da hatten sie ihm nicht geantwortet oder vorgegeben, es nicht zu wissen. Und als er versucht hatte, sie dazu zu bringen, ihn freizulassen und sie davon zu überzeugen, daß er nur ein einfacher Sommer wie sie auch war, da hatten sie gelacht und ihn mit Harpunen und Messern wieder in seine Räume getrieben. Sie wußten, wer er war, Arienrhod hatte es ihnen gesagt. Und sie würden

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