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Tiamat-Zyklus 1 - Die Schneekönigin

Titel: Tiamat-Zyklus 1 - Die Schneekönigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D. Vinge
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gestern war ich wieder ein wirklicher Offizier.
    Sie stand schweigend da und genoß ihren Applaus, Handflächen, die gegen die Tischoberfläche schlugen, und verglich das mit dem Empfang, mit dem sie bis tags zuvor noch gerechnet hatte. Die meisten der zivilen Angestellten, wie auch die meisten Polizisten, entstammten derselben Ecke Neuhafens. In der Hegemonie war man der Meinung, daß kulturelle Homogenität für größere Effizienz sorgte. Und an diesem Tag ganz besonders schien die Tatsache, daß sie eine Angehörige ihres Volkes war, die in Anwesenheit anderer gehuldigt wurde, die Tatsache wieder auszugleichen, daß sie nur eine Frau war. Sie verbeugte sich würdevoll, genoß den Beifall und nahm in dem freien Sessel nahe dem Kopfende des Tisches Platz.
    »Wie Sie sicher inzwischen alle gehört haben«, begann der Oberste Richter, »hat Kommandant PalaThion im letztmöglichen Augenblick eine Verschwörung der Schneekönigin aufgedeckt und zerschlagen, mit der sie ihre Macht zu erhalten versuchte ...«
    Jerusha hörte seiner Ansprache zu und genoß jedes lobende Wort wie den Duft seltener Kräuter.
Götter, daran könnte ich mich gewöhnen.
Obwohl Hovanesse selbst ein Kharemoughi war, war er sich darüber im klaren, daß er als Oberster Richter ihren Ruhm reflektierte, und daher trug er ganz besonders dick auf. Gelegentlich nippte er an einer fast durchsichtigen Tasse, und sie fragte sich, ob er wirklich Wasser trank, oder einfach nur eine Flüssigkeit, die den Schmerz betäubte, ihr Komplimente machen zu müssen. »... Obwohl es, wie die meisten der hier Versammelten durchaus wissen, zu heftigen Kontroversen führte, den Posten des Kommandanten der Polizeitruppe mit einer Frau zu besetzen, glaube ich doch, daß sie hinreichend unter Beweis gestellt hat, wie würdig sie dieser Position ist. Ich glaube kaum, daß die Situation besser hätte gehandhabt werden können, wenn wir, unserer ursprünglichen Wahl folgend, Chefinspektor Mantagnes mit der Position geehrt hätten.«
    Das ist verdammt sicher.
Jerusha senkte mit falscher Bescheidenheit den Kopf und verbarg so die Glassplitter in ihrem Lächeln. »Ich habe nur meine Pflicht getan, Euer Ehren, wie ich es immer versucht habe.«
Ohne geringste Unterstützung von dir, wie ich noch hinzufügen könnte.
Sie biß sich auf die Lippe.
    »Wie dem auch sei, Kommandant«, sagte eines der Delegationsmitglieder, das sich gewichtig erhob, »Sie werden Ihre Dienstzeit hier mit einer offiziellen Belobigung in Ihren Zeugnissen beenden. Sie sind der Stolz Ihrer Welt und Ihrer Truppe.« Einer oder zwei der anwesenden Neuhafener hustete hierbei vernehmlich. »Was wieder einmal beweist, daß keine Welt, Rasse und kein Geschlecht ein Monopol auf Intelligenz hat, doch sollte jeder versuchen, zum höheren Wohl der Hegemonie beizutragen, und wenn schon nicht im gleichen Maße, so doch wenigstens seinen Fähigkeiten entsprechend ...«
    »Wer formuliert eigentlich die Phrasen in seinem Hirnkasten?« murmelte der Direktor für Öffentliche Gesundheit mit saurer Miene.
    »Ich weiß nicht«, antwortete sie hinter vorgehaltener Hand, »aber er ist der lebende Beweis dafür, daß ein jahrhundertelanges Leben kein Garant für Weisheit ist.« Sie sah, wie er den Mund verzog und einen Augenblick lang mit kameradschaftlicher Zuneigung mit den Augen rollte.
    »Möchten Sie ebenfalls ein paar Worte sprechen, Kommandant?«
    Jerusha zuckte zusammen, bis sie gewahr wurde, daß der Delegierte überhaupt nicht bemerkt hatte, wie außer ihm noch jemand gesprochen hatte.
Hoffentlich bin ich jetzt nicht heiser, Götter.
»Öh, danke, Sir. Ich bin eigentlich nicht mit dem Vorsatz hierher gekommen, eine Rede zu halten, und ich habe wirklich keine Zeit .
.
..«
Moment mal!
»Aber da Sie mir gerade alle zuhören, vielleicht gibt es doch etwas, das wichtig genug ist, um etwas Zeit darin zu investieren.« Sie stand auf und beugte sich über die etwas unebene Tischplatte. »Vor wenigen Wochen wurde eine sehr beunruhigende Frage an mich herangetragen: Eine Frage bezüglich der Mers – die Geschöpfe Tiamats, von denen wir das Wasser des Lebens erhalten.« Letzteres war an ein Delegationsmitglied gerichtet, das hiervon nichts wußte – oder zumindest vorgab, nichts zu wissen. »Mir wurde erzählt, daß das Alte Imperium die Mers als Geschöpfe erschuf, deren Intelligenz mit der eines Menschen vergleichbar ist. Der Mann, der mir das erzählte, hatte die Information direkt aus dem Transfer einer Sibylle.«
    Sie

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