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Tiamat-Zyklus 1 - Die Schneekönigin

Titel: Tiamat-Zyklus 1 - Die Schneekönigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D. Vinge
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nie genug Mann, um dich wirklich zu schätzen.«
    Als er sie losließ, vergrub sie die Hände unter ihrem Mantel. »Wenn ich ein Messer hätte, Herne, dann würde ich dich selbst töten!«
Ich würde dich eigenhändig erwürgen .. .
    »Siehst du, was ich meine?« Er lachte wieder. »Wer, außer mir, möchte so die Ewigkeit verbringen? Du hast schon einmal versucht, mich umzubringen, Miststück, und ich wünsche, du wärst erfolgreicher gewesen. Warst du aber nicht, und jetzt bekomme ich meinen Wunsch erfüllt, und meine Rache obendrein. Ich werde dich für immer und ganz für mich alleine haben, und wenn du mich deswegen ewig haßt, dann umso besser. Wie du gesagt hast, Liebste, ›die Ewigkeit ist lang‹.«
    Arienrhod hüllte sich enger in ihren Mantel und wandte sich ab, um ihn nicht länger ansehen zu müssen. Doch der Gesang der Adligen reichte nicht aus, um die Rufe der aufgebrachten Menge zu übertönen, sie drangen durch ihre Poren ein und verliehen ihrer Verzweiflung tödliche Masse und Substanz.
    »Möchtest du gar nicht wissen, wie ich es gemacht habe? Möchtest du nicht wissen, wer mich dazu angestiftet hat?« Hernes spöttische Stimme erhob sich über das dumpfe Murmeln der Menge. Sie antwortete ihm nicht, denn sie wußte, daß er es ihr trotzdem erzählen würde. »Das war Mond. Dein Klon, Arienrhod, dein anderes Selbst. Sie hat alles eingefädelt - sie hat ihn dir doch weggenommen. Sie ist wahrhaftig dein Klon ... nur du bekommst immer, was du haben willst.«
    »Mond.« Arienrhod preßte die Kiefer zusammen und schloß die Augen. Zum erstenmal seit langen Jahren verspürte sie wieder die Furcht, in aller Öffentlichkeit die Beherrschung zu verlieren. Nichts, nichts, abgesehen hiervon, konnte sie zerbrechen - nichts, außer dem Verlust des einzigen, was noch eine Bedeutung für sie hatte. Und dann noch das Wissen, daß dieser letzte Schlag von ihr selbst verursacht worden war!
Nein, dieses Mädchen ist nicht ich - sie ist eine Fremde, eine Versagerin!
Aber sie hatten ihn beide geliebt - Funke, seine sommergrünen Augen und sein feuriges Haar und seine feurige Seele.
    Und dieses mangelhafte Abbild ihrer eigenen Seele hatte sich nicht nur ihrem Willen widersetzt und war ihrem Fluch entkommen, sie hatte ihn ihr auch noch gestohlen. Und ihn ersetzt durch diesen ... diesen ... Sie blickte wieder zu Herne, ihre Nägel hinterließen tiefe Spuren in ihrem Arm. Sie nahm den Geruch von Tang in der Luft wahr. Nun befanden sie sich in der Unterstadt. Das Ende der Reise ihres Lebens war fast gekommen.
Bitte, bitte, laßt es nicht so enden!
Sie wußte nicht, von wem sie das erflehte - jedenfalls nicht von den falschen Göttern der Außenweltler und der Mutter der Sommer ... oder doch, vielleicht doch vom Meer, das bald die Gabe ihres Lebens nehmen würde, ob sie nun den alten Religionen Glauben schenken wollte, oder nicht. Seit sie Königin geworden war, hatte sie an keine Macht außer ihrer eigenen mehr geglaubt. Doch nun, da man ihr diese Macht genommen hatte, erfüllte sie die Erkenntnis ihrer eigenen Hilflosigkeit und umfing sie wie die kalten Wogen des Meeres.
    Die Prozession erreichte die letzte Windung am Fuß der Straße und wechselte auf die breite Rampe über, die zum Hafen unter der Stadt führte. Hier war die dichtgedrängte Menschenmenge sogar noch zahlreicher, eine Mauer soliden Fleisches, eine Mauer verzerrter, bestialischer Gesichter. Das Jubeln und Klagen wurde noch lauter, um sie zu begrüßen, während ihr Fahrzeug weiterrollte. Es hallte von den weiten Mauern der Meeresgrotte wider. Die kalte Luft der Außenwelt wehte hier unten. Arienrhod erschauerte innerlich, doch ihr Gesicht blieb stolz erhoben.
    Unten, am entfernten Ende des Piers, konnte sie rotverhangene Tribünen für die Außenweltler und die Ältesten der einflußreichen Sommerfamilien erkennen. Die Plätze mit der besten Aussicht waren dem Premierminister und seiner Delegation vorbehalten, deren Mitglieder bereits die Masken abgenommen hatten, als hielten sie es für unter ihrer Würde, an so einem abergläubischen Mummenschanz teilzunehmen. Sie starrten zu ihr herüber, ohne es sich anmerken zu lassen. Schimmerndes
dejá vu
überkam sie bei ihrem Anblick. Sie hatte dieses Tableau schon ein halbes Dutzend Male zuvor gesehen, aber so noch nie: beim erstenmal war sie die neue Königin gewesen, die unten am Pier gestanden und die letzte der Sommerköniginnen hatte herannahen sehen, die sie triumphierend ins Eiswasser gestoßen hatte.
    Aber

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