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Tiamat-Zyklus 1 - Die Schneekönigin

Titel: Tiamat-Zyklus 1 - Die Schneekönigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D. Vinge
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verlegen die Tischoberfläche streichelten. »Ich bin nur die Überbringerin der Weisheit der Herrin.« Sie wiederholte die traditionellen Worte selbstbewußt. Das hier waren Außenweltler, und doch zeigten sie den gleichen Respekt, der fast Ehrfurcht war, den auch ein Sommermensch empfunden haben würde. »Ich ... dachte immer, kein Außenweltler würde an die Macht der Herrin glauben. Jeder sagt, ihr stachelt das Wintervolk zum Haß gegen die Sibyllen an. Weshalb haßt ihr mich dann nicht?«
    »Das wissen Sie nicht?« fragte Cress ungläubig. Er sah Elsevier an, dann den Außerirdischen am Ofen. »Sie weiß nicht, was sie ist.«
    »Natürlich nicht, Cress. Die Hegemonie will diese Welt auf einem niederen technologischen Stand halten, aber die Sibyllen sind Träger des Wissens. Allerdings nur, wenn jemand weiß, wie man sich ihre Fähigkeiten zunutze machen kann.« Elsevier nippte nachdenklich an ihrem Bier. »Wir könnten dieser Welt unser eigenes kleines Millennium bringen, unser eigenes Goldenes Zeitalter. Weißt du, Cress, wir könnten uns als die gefährlichsten Wesen entpuppen, die jemals diesen Planeten betreten haben ... «
    Mond runzelte die Stirn. »Was soll das heißen, ich weiß nicht, was ich bin? Ich bin eine Sibylle. Ich beantworte Fragen.«
    Elsevier nickte. »Aber nicht die richtigen. Warum gehst du nach Karbunkel, Mond, wo man dir dort doch nur mit Haß begegnen wird?«
    »Ich ... ich muß meinen Vetter finden.«
    »Das ist der einzige Grund?«
    »Es ist das einzig Wichtige.«
Er gehört zu mir.
Sie betrachtete das Kleeblatt.
    »Dann suchst du nicht nur nach einem Verwandten, richtig?« »Nein.«
    »Nach einem Geliebten?« Sehr sanft.
    Sie nickte schluckend, um den plötzlichen Krampf in ihrer Kehle zu lösen. »Der einzige, den ich jemals lieben werde. Auch wenn ich ihn nie wiederfinden sollte ...«
    Elsevier tätschelte mit ihrer runzligen Pranke ihre Hand. »Ja, mein Liebes, ich weiß. Manchmal findet man einen, für den man barfuß durchs Feuer gehen würde. Aber ich frage mich, was macht ihn so verschieden von allen anderen?«
    Mond schüttelte den Kopf.
Und was machte ihn so verschieden von mir?
»Sind Sie von Karbunkel?« Sie blickte auf. »Vielleicht haben Sie ihn dort gesehen. Er hat rotes Haar ...«
    Elsevier schüttelte den Kopf. »Nein, leider nicht. Wir sind nicht aus der Stadt. Wir kommen nur zu ... gelegentlichen Besuchen hierher.« Sie sah zur Tür, als erinnerte sie sich plötzlich daran, weswegen sie warteten.
    »Oh ... was meinten Sie denn damit, nicht die richtigen Fra ...«
    Da wurde die Eingangstür des Gasthauses so heftig aufgestoßen, daß sie polternd gegen die Wand prallte. Mond blickte mit den anderen auf, ihre Frage blieb unbeantwortet im Raum stehen.
    Zwei Gestalten traten aus der Dunkelheit, ein schlanker, mittelgroßer Mann und eine große, kräftige Frau. Beide waren Außenweltler, die fast identisch angezogen waren. Sie trugen Helme und hielten Waffen in Händen.
    »Blaue!« murmelte Cress. Er bewegte kaum die Lippen. Elsevier griff nach ihrem Mantel, um ihre orangefarbene Kleidung zu verbergen, betrachtete dann ihre dunklen Hände und ließ es sein.
    »Was ist los?« Mond unterdrückte den Wunsch, aufzuspringen, als Silky neben ihr Schutz suchte. »Wer sind sie?«
    »Niemand, den du näher kennenlernen solltest«, sagte Elsevier ruhig. Sie nahm ihren Krug in die Hand, bevor sie sich wieder den Eindringlingen zuwandte. »Nun, Inspektor. Wie unerwartet. Sie sind heute nacht weit von Zuhause entfernt.«
    »Vermutlich nicht halb so weit wie ihr.« Die Frau trat vor und maß sie mit den Augen, ohne den Griff um ihre Waffe zu lockern.
    »Ich fürchte, ich verstehe nicht, was Sie meinen.« Elsevier funkelte sie mit beherrschter Indigniertheit an. »Dies ist ein privates Zusammensein ehrbarer Bürger der Hegemonie, und ich würde sagen, Ihr Eindringen hier ist äußerst ...«
    »Lassen Sie das, Techschmugglerin!« Die Frau preßte die Lippen aufeinander und gestikulierte mit der Waffe. »Ihr Schiff wurde beim Anflug beobachtet, Sie sind illegal auf diesem Planeten gelandet. Ich beschuldige Sie weiterhin des Schmuggels verbotener Güter. Stehen Sie alle auf und verschränken Sie die Arme hinter dem Kopf!«
    Mond stand wie erstarrt und blickte von Elsevier zu Cress und wieder zurück, aber deren Aufmerksamkeit galt einzig und allein den Fremden. Das Kleeblatt schnitt in ihre Handfläche. Sie verstand gerade genug, um Angst zu haben, und versteckte es wieder unter ihrer

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