Tiamat-Zyklus 1 - Die Schneekönigin
verzweifelt.
»Los doch!«
Er schüttelte den Kopf, sein Körper schwankte.
Nun konnte sie beide Polizisten sehen, einer legte auf ihn an und rief: »Stehenbleiben!«
Mond stürzte hinaus, packte ihn am Ärmel seiner Parka und zog ihn ins Innere. Hinter ihnen faltete die Rampe sich teleskopartig zusammen, das Schott glitt zischend zu. Ihre Ohren schmerzten wegen der unerwarteten Druckänderung. Cress klammerte sich an der Innenluke fest, während Mond ihn losließ und um ihr Gleichgewicht kämpfte. Ihre Hand war immer noch von einer seltsamen Lähmung betäubt. Sie sah hinab und stieß einen erschrockenen Schrei aus, denn sie war blutbefleckt.
»Cress, geh nach vorne und . ..« Elsevier verstummte, als Cress auf dem Boden zusammenbrach. Mond sah den großen Fleck auf seiner Jacke und wußte, daß das Blut nicht ihr eigenes war.
»Oh, ihr Götter, Cress!«
»Was ist geschehen?« Mond sank neben ihm auf die Knie und berührte ihn.
Er stieß ihre blutbefleckte Hand beiseite. »Nein!« Sie sah den Griff ihres eigenen Messers im Zentrum des roten Flecks aus seiner Tasche ragen. »Nicht berühren ... ich werde verbluten.« Mond wich zurück und faltete die Hände. »Elsevier?« Er sah an ihr vorbei.
»Cress, wie konnte das nur geschehen?« Elsevier ließ sich ungelenkig neben ihm nieder und fuhr mit einer Hand über seine Wange. Silky erschien in der Öffnung hinter ihnen.
Cress lachte zwischen weißen Lippen. »Ich hätte der jungen Lady ihren Säbel lassen sollen ... bin beim Sturz in das verdammte Ding hineingefallen. Bring mich in die Eiskammer, Elsie ... ich habe solche Schmerzen ... « Er bemühte sich, selbst aufzustehen, doch sie mußten ihm helfen. Er stöhnte zwischen zusammengepreßten Zähnen hervor.
»Silky, übernimm die Kontrollen!«
Silky eilte ihnen voraus, während sie Cress in die angrenzende Kammer führten, wo sie ihn auf eine Couch in dem winzigen Raum legten.
»Ihr Messer in die Tasche zu stecken! Junge, Junge, das war verdammt dumm von dir, weißt du das?« Elsevier küßte ihre Fingerspitzen und berührte damit ganz behutsam seine Augenlider.
»Ich bin Astrogator, kein gekaufter Killer. Woher ... hätte ich das wissen sollen?« Er hustete, ein Blutstropfen erschien in seinem Mundwinkel und rann über die Wange bis zum Ohr.
Elsevier wich zurück, als ein rauchfarbener, transparenter Kegel sich über die Couch senkte und ihn von ihnen trennte. »Schlaf gut!« Das klang wie ein Abschiedsgruß, doch unter Monds fragendem Blick richtete sie sich auf und schüttelte den Kopf. »Nein, das wird ihn am Leben halten, bis wir ihm helfen können.« Ihr Gesichtsausdruck veränderte sich. »Wenn wir aus der Atmosphäre entkommen können, bevor diese Blauen die Hölle entfesseln. Schnall dich an, Liebes, die Beschleunigung könnte beim erstenmal unerfreulich sein!« Sie drängte sich an ihr vorbei und nahm in einem dick gepolsterten, aufrechten Sitz vor einer Kontrollkonsole Platz. Der Außerirdische saß in einem zweiten Sitz, er berührte mit seinen Tentakeln mehrere beleuchtete Platten. Vor ihr gab eine dick gepanzerte Scheibe den Blick auf den Schrottplatz frei. Mond setzte sich in den dritten Sitz und befestigte unsicher den Gurt. Der Außerirdische gab ein gutturales Geräusch von sich.
»Was bleibt mir denn anderes übrig?« antwortete Elsevier scharf. »Wir können sie nicht der Polizei überlassen, nicht eine Sibylle. Und schon gar nicht, nachdem sie gekämpft hat, um mich zu retten. Du weißt, was sie mit ihr machen würden ... Start!«
Mond beugte sich lauschend nach vorn, dann wurde sie von der Wucht einer unsichtbaren Woge wieder in ihren Sitz zurückgepreßt. Sie keuchte überrascht, und noch einmal, als der Druck immer weiter zunahm und ihr die Luft aus den Lungen preßte. Sie kämpfte wie ein Ertrinkender dagegen an, mit vergleichbar geringem Erfolg. Dann ließ sie sich mit einem ungläubigen Wimmern ergeben in die dicke Polsterung pressen. Jenseits des Fensters konnte sie weder den Schrottplatz, noch sonst etwas erkennen, nur Sterne. Während sie zusah, kippte der Mond wie ein Stein nach unten weg und verschwand. Sie schloß die Augen, da sie spürte, wie sie in den reißenden Strudel eines schwarzen Alptraums hineingerissen wurde.
Doch im aufgewühlten Wasser ihrer Panik fand sie die Erinnerung an eine andere Schwärze, undurchdringlicher und greifbarer als jede Dunkelheit, die sie kannte – das schwarze Herz des Transfers.
Der Transfer ...
das hier war wie beim Transfer! Sie
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