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Tief im Wald und unter der Erde - Winkelmann, A: Tief im Wald und unter der Erde

Titel: Tief im Wald und unter der Erde - Winkelmann, A: Tief im Wald und unter der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Winkelmann
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nicht entweichen konnte, in seiner Intensität stärker statt schwächer. Dazu gesellte sich ein anderes Geräusch. Es klang, als schleife jemand einen Sack Getreide über harten Boden.
    Anouschka Rossberg blinzelte, schlug die Augen auf und versuchte, sich aufzusetzen. Ihre kalten, harten Muskeln spielten zunächst nicht mit, doch schließlich schaffte sie es, sich mit dem nackten Rücken gegen die eisige, feuchte Wand zu drücken. Die Kälte weckte sie endgültig.
    Auf der entgegengesetzten Seite der Halle schien es eine Öffnung zu geben, denn dort wurde nun zunächst mattes, aber schnell intensiver werdendes Licht sichtbar. Es sickerte in die Halle, schaffte es aber nicht, die feste Dunkelheit zu vertreiben. Es war ein nervöses, flackerndes Licht, begleitet von den unheimlichen Geräuschen, die sie aus dem Schlaf gerissen hatten.
    Er kehrte zurück!
    Mit ihm kamen Angst und Erleichterung.
    Er war nicht geschnappt worden, sie würde nicht hier unten
einsam und allein verhungern müssen. Gleichzeitig stieg aber auch die Gefahr, durch seine Hand umzukommen.
    Das Licht wurde heller, die Geräusche lauter.
    Anou konnte erkennen, dass es sich um einen schmalen Gang handelte, eine Röhre. Wenn sie sich die Berichte des pensionierten Forstwirtes Schröder ins Gedächtnis rief, konnte sie nur schlussfolgern, dass sie sich in den Gewölben der alten Munitionsfabrik befand. Nicht alles war eingestürzt oder gesprengt worden.
    Eine schwarze Gestalt tauchte in der erleuchteten Röhre auf. Das Licht stammte von einer Stirnlampe auf seinem Kopf. Er trug noch die dunkle Regenkleidung, die er sich vor ihren Augen angezogen hatte, bevor er weggegangen war, um Lebensmittel zu holen. Er ging gebückt, zog tatsächlich etwas hinter sich her.
    Darauf konzentrierte Anou ihr Augenmerk.
    Hatte er noch ein Opfer gefunden? Was er hinter sich herzog, war schwer und groß. Wegen des schlechten Lichts konnte Anou es nicht erkennen, meinte aber, dass es sich um einen Menschen handelte.
    In der Mitte der Halle ließ er den vermeintlichen Körper fallen. Ruckartig drehte er sich um, so dass die Stirnlampe auf Anou gerichtet wurde und sie blendete. Das Licht schmerzte, sie kniff die Lider zusammen. Ein paar Sekunden schien er sie zu beobachten. Dann begann er wortlos, die Kerzen zu entzünden.
    Nach und nach entfaltete sich von der Mitte der Halle aus warmes, flackerndes Licht. Die Dunkelheit wurde in die Ecken zurückgedrängt und lauerte dort auf ihren nächsten Einsatz. Mit einer Gelassenheit und Ruhe, die Anou enervierend empfand, zündete der Mann an die zwanzig Kerzen an. Dabei bewegte er sich völlig lautlos, nur das Ratschen
der Streichhölzer an der Außenseite der Packung war zu hören. Mit dem Licht war der Raum alsbald auch erfüllt von schwefeligem Geruch.
    Anouschka Rossberg beobachtete ihn. Fieberhaft suchte sie nach den ersten Worten, nach Sätzen, dazu geeignet, ihn auf ihre Seite zu ziehen. Es wollte ihr nicht gelingen, denn obwohl er bislang nicht ein einziges Wort gesagt hatte, fühlte Anou, dass sich etwas verändert hatte.
    Wer war das dort in der Mitte des Raums auf dem Boden?
    Lebte die Person noch? War es eine weitere Frau, die er auf seinen Streifzügen gefangen und betäubt hatte?
    Als er genug Kerzen entzündet hatte, blieb er mit dem Rücken zu ihr stehen und entledigte sich seiner Kleidung. Er war groß und schlank, hatte eine schmale Taille und die Hüften eines Knaben. Dagegen nahmen sich seine Schultern sehr breit aus. Die definierten, kräftigen Muskeln an seinem Rücken spielten bei jeder Bewegung im Kerzenlicht. Sein Hintern und die Rückseiten der Beine waren ein einziger sehniger Strang aus trainierten Muskeln.
    Als er sich zu ihr umdrehte, blieb Anouschka für einen kurzen Augenblick das Herz stehen. Er hatte sich den gro ßen Dildo noch nicht wieder umgeschnallt, und jetzt konnte sie sehen, warum er es überhaupt tat.
    Er besaß keine männlichen Genitalien!
    Ein Zwitter, halb Mann, halb Frau.
    Zwischen seinen Beinen war er glatt und rasiert, deutlich war seine äußere Vagina zu erkennen.
    Er blieb einfach stehen, wo er war und starrte Anouschka an. Auf die Entfernung von fünf oder sechs Metern war es ihr nicht möglich, in seinen Augen zu lesen. Was erwartete er von ihr? Entblößte er sein Geheimnis vor allen Frauen, kurz bevor er sie tötete? War dieser reglose Körper dort am
Boden Anous Todesurteil? Eine weitere Frau, mit der er sich vergnügen wollte, weil er an ihr bereits das Interesse verloren

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