Tief im Wald und unter der Erde - Winkelmann, A: Tief im Wald und unter der Erde
nachzudenken.
Wenn sie hier lebend rauskommen wollte, musste sie schlauer sein als er. Besser, schneller, cleverer. Er hatte alle Trümpfe auf seiner Seite, das war Frauke klar. Aber jeder machte doch mal einen Fehler!
Sie aß noch ein zweites Brot und zwei große Apfelstücke, dann passte nichts mehr hinein. Er reichte ihr die Wasserflasche, aus der sie in kleinen Schlucken trank. Sie wusste, dass es irgendwie weitergehen würde, wenn sie auch ihren Durst gestillt hatte.
»Geht es dir jetzt besser?«, fragte er.
Jetzt sah Frauke ihn an. Sein Gesicht war ganz nah. Die Farbe seiner Augen war von verwaschenem Blau, sein Blick jedoch von fesselnder Intensität.
Frauke ging aufs Ganze. »Wirst du mich umbringen?«
Darauf herrschte ein kurzes Schweigen.
Ein leichtes Lächeln zierte seine Mundwinkel, erreichte die Augen jedoch nicht. Er schüttelte den Kopf. »Ich habe dir doch bereits gesagt, dass es allein von dir abhängt. Wenn du tust, was ich will, wirst du weiterleben.«
»Und was soll das sein?«
Das Lächeln verschwand. Das Gesicht wurde hart. Unsanft entriss er ihr die Wasserflasche und erhob sich von der Matratzenkante.
»Steh auf.«
Während er die Tupperschale und das Wasser fortbrachte, stand Frauke auf. Sie hörte ein leises Klirren, dann zog er von irgendwo die Kette stramm, so dass ihr nichts anderes übrig blieb, als dem Zug zu folgen. Mit nach oben gestreckten Armen stand sie schließlich wieder an dem Platz, an dem sie nach der Entführung aufgewacht war.
Er kam zurück. Sein Dildo stand stramm. In der Hand die Flasche mit Babyöl.
»Ich werde dich jetzt einreiben. Deine Haut ist ja schon wieder ganz trocken.«
Als er die erste Handvoll Öl auf ihrem Rücken verteilte, zuckte Frauke noch zusammen. Dann aber sammelte sie ihre ganze Kraft und ihren Mut und ließ es geschehen, machte sogar mit, spreizte die Beine, als er dort angekommen war und legte den Kopf in den Nacken, damit er ihren Hals und die Brüste einreiben konnte. Dort hielt er sich besonders lang auf. Frauke sah ihn dabei an, mit festem Blick, und merkte, dass er schüchtern wurde, während er mit seinen weichen Händen ihre Brüste einrieb.
War das ihre Chance?
Es kostete sie mehr Kraft als sonst irgendetwas in ihrem bisherigen Leben, und obwohl sie sich ekelte, gab sie ein leises Schnurren von sich und streckte die Brust etwas vor.
»Das machst du schön«, flüsterte sie.
Er sah sie kurz an; ein schneller, verstohlener Blick, wie der eines Schuljungen, der seine erste sexuelle Erfahrung macht.
Jetzt!
Frag ihn!
Jetzt oder nie!
»Darf ich dich auch einreiben?«
Seine Hand erstarrte, fiel dann hinab. Er hob den Kopf, zog die Brauen zusammen und schaute sie an. Die Intensität in seinem Blick hatte nachgelassen. Unsicherheit war nun darin zu erkennen.
Ein falsches Wort jetzt und sie war verloren.
»Warum willst du das?«, fragte er.
Bleib ehrlich, bleib ehrlich, er erkennt die Lüge sowieso.
»Ich kann mir vorstellen, dass es dir gefällt, und ich würde es gern für dich tun, wenn du mich dafür weiterleben lässt. Ich will noch nicht sterben.«
Ehrlicher war Frauke wohl in ihrem ganzen Leben noch nicht gewesen. Erstaunlich, wozu man in der Lage war, wenn das Leben davon abhing.
Seine Augen hatten ihre im Fokus, lange, intensiv, ohne zu blinzeln. Keine Regung in seinem Gesicht. Dafür konnte Frauke praktisch hören, wie seine Gedanken rasten.
»Und du verarschst mich nicht?«
Frauke schüttelte den Kopf.
Er kam noch näher, brachte seine Lippen ganz nah an ihr rechtes Ohr. Sie konnte seinen Atem auf ihrer Haut spüren. »Wenn du mich aber doch verarschst, wenn du zu fliehen versuchst, wirst du es bereuen. Dann werde ich dir die Zunge herausschneiden, deine Brüste mit meinem Messer abschneiden, danach die Ohren, und ich werde dich skalpieren. Du wirst unglaubliche Schmerzen erleiden, bevor du an deinem eigenen Blut erstickst. Hast du das verstanden?«
Frauke nickte. »Versprichst du mir, mich gehen zu lassen, wenn ich das für dich tue.«
»Du wirst weiterleben, das verspreche ich dir.«
»Gut, dann … musst du mich nur losmachen.«
Er drehte sich um und verschwand in der Dunkelheit. Frauke konnte ihn weder sehen noch hören und fragte sich schon, ob ihr Plan fehlgeschlagen war, da kam er zurück und öffnete die Verschlüsse der Metallringe an ihren Handgelenken. Als der rechte Arm frei war, fiel er taub herunter und begann sofort zu prickeln.
Sie hatte nur diese eine Chance!
Alles, was sie sonst noch
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