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Tief

Tief

Titel: Tief Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mike Croft
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ist denn Ihrer Meinung nach der Hauptgrund, warum Sie niemanden … finden?«
    »Na ja, ich würde sagen, es gibt zwei wichtige Gründe«, antwortete Whitaker dankbar und steckte die Hände in die Taschen. »Der erste ist bestimmt, dass ich ein klein gewachsener, pummeliger, armer, viel zu gebildeter ewiger Student von zweiunddreißig Jahren bin, der keine Sicherheit und keine Aussichten bieten kann und zudem noch eine unglückselige Ähnlichkeit mit Forest Whitaker in einer seiner am wenigsten schmeichelhaften Rollen aufweist. Ich rede hier übrigens von Idi Amin.«
    »O nein, also, das stimmt nicht«, murmelte Kamala verlegen.
    »Bitte«, unterbrach Whitaker sie und hob die Hand, »ersparen Sie mir Ihr Mitgefühl. Wir kommen jetzt zum zweiten Grund.« Er genoss die Unterhaltung sichtlich. »Wie ich bereits erwähnte, ist das reine Statistik …«
    »Statistik.«
    »… weil ich für große, dünne, wunderschöne, erfolgreiche, ungewöhnlich intelligente Frauen schwärme, die kleine, pummelige, arme, viel zu gebildete ewige Studenten und so weiter und so weiter mögen.«
    »Ah.«
    »Verstehen Sie?«
    »Ich glaube schon.«
    »Es schränkt meine Optionen gewaltig ein … Ups – da ist was im Busch.«
    Roddy marschierte mit weit ausholenden Schritten auf sie zu. Als er näher kam, durchbrach ein Reporter die Absperrung und rief ihm eine Frage zu, und sofort schrien sie von allen Seiten auf ihn ein.
    »Dr. Ormond!«
    »Sir, nur ein Wort!«
    »Sir, wollen Sie vor der Presse einen Kommentar abgeben?«
    »Wann wird der Wal wieder ins Meer gebracht?«
    Roddy schwenkte mit grimmigem Gesicht auf die Journalisten zu.
    »Ach du liebe Güte«, sagte Whitaker. »Er ist nicht so gut in diesen Dingen.«
    »Wie meinen Sie das?«, fragte Kamala.
    »Er kommt nicht besonders gut mit Journalisten aus. Einmal hat er es zugelassen, dass über ihn geschrieben wurde – es war für eine Serie über Kampagnen von Prominenten. Er hat zwei Tage mit dem Reporter verbracht und ihm von seiner Geschichte und seinen Idealen erzählt, und der Typ war zuckersüß und heuchelte volle Sympathie für grüne Themen, aber als der Artikel erschien, wurde Roddy darin dargestellt wie eine Mischung aus Pol Pot und der Tierbefreiungsfront. Alles war verzerrt wiedergegeben und ließ ihn jämmerlich aussehen.«
    »Hält er es denn nicht aus, wenn ihm die Medien übel mitspielen? Sie versuchen doch auch nur, ihre Produkte zu verkaufen, und das muss man einfach akzeptieren. Um das zu bekommen, was man von ihnen haben will, muss man eben auch mit allen Mitteln kämpfen.«
    »Das habe ich ihm auch einmal gesagt. Daraufhin war er so böse auf mich, dass er kein Wort mehr mit mir geredet hat.«
    »Hmm. Das kann nicht der einzige Grund sein. Hinter seiner Animosität den Journalisten gegenüber muss noch etwas anderes stecken. Irgendetwas von früher, was ihn richtig verletzt hat.«
    »Ja, das glaube ich auch«, stimmte Whitaker ihr zu.
    »Sie sind nicht besonders diskret, was?«
    »Nein«, bestätigte er.
    Drüben bei den Journalisten äußerte Roddy sein Missfallen, indem er seine Bitte in aller Deutlichkeit formulierte.
    »Bitte, halten Sie den Mund. Jedes Mal, wenn Sie anfangen zu schreien, erzeugen Sie unnötigen Stress beim Wal, deshalb hören Sie auf! Ich rede mit Ihnen, sobald ich kann, aber der Wal kommt zuerst.«
    Er stampfte davon, zu Whitaker und Kamala.
    »Es ist aber wichtig, die Öffentlichkeit auf dem Laufenden zu halten«, schrie jemand hinter ihm her.
    Roddy drehte sich um und hielt Ausschau nach der Frau, der die Stimme gehörte. Dort stand sie, ganz vorn in der Meute. Sein finsterer Blick wurde ein wenig milder, als er sah, dass sie jemandem ähnelte, den er früher einmal gekannt hatte. Sie hatte helle, entschlossene Augen, und ihre konzentriert gerunzelte Stirn gab ihrem hübschen, leicht orientalisch wirkenden Gesicht einen komischen Anstrich. Aber er verdrängte das Bild aus der Vergangenheit wieder. Wie konnte diese Frau nur so aufdringlich sein?
    »Das ist nicht zu ertragen«, murmelte er.
    »Ich rede mit dem Superintendent«, sagte Whitaker. »Vielleicht bekommt er die Menge ja unter Kontrolle.«
    »Ja, mach das.«
    »Soll ich vielleicht mit der Presse reden?«, schlug Kamala vor. »Damit würde ich Ihnen den Rücken freihalten.«
    »Ja, gute Idee, tun Sie das – wenn es Ihnen nichts ausmacht.« Roddy atmete tief ein. »Die machen mich wahnsinnig. Das war schon immer so. Okay, hör zu, Whitaker, ruf im Institut an und sag ihnen, sie

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