Tiefe
Ankunft angekündigt. Weder Sie selbst noch jemand anders.«
»Das hole ich jetzt nach. Ich habe nicht damit gerechnet, schon heute vorgelassen zu werden. Ich bin nur gekommen, um meine Ankunft zu melden.«
Der Leutnant bot ihm einen Stuhl an, während er ein eiliges Schreiben beendete. Lars Tobiasson-Svartman setzte sich und wartete. Die Uhr an der Wand ging zwei Minuten nach. Er konnte es nicht lassen, aufzustehen, das Uhrglas zu öffnen und den Minutenzeiger zu korrigieren. Leutnant Berg hob den Kopf, betrachtete ihn und fuhr fort zu schreiben. Die Stahlfeder kratzte. Als der Brief fertig war, klebte er den Umschlag zu und rief einen Adjutanten, indem er mit einer Tischglocke klingelte. Der Adjutant war um die Dreißig, sein Gesicht hatte eine eigentümliche Blässe, fast so, als wäre es geschminkt. Er verließ das Zimmer, nachdem er nachlässig salutiert hatte.
»Sie kennen den Bruder dieses Mannes«, sagte Leutnant Berg und erhob sich vom Schreibtisch.
Lars Tobiasson-Svartman nahm eine Einschätzung vor. Der Mann, der sich vor ihm auftürmte, war zwei Meter groß, mit einem Spielraum von zwei oder drei Zentimetern, je nachdem, was für eine Art von Schuhen oder Stiefeln er trug.
Leutnant Berg stand hinter dem Schreibtisch, als befände er sich in einer Festung. »Genauer gesagt, Sie kannten den Bruder dieses Mannes«, fuhr Leutnant Berg fort. »Er lebt nicht mehr.«
Er machte eine Pause, als wollte er Lars Tobiasson-Svartman seine eigene Sterblichkeit zu bedenken geben.
»Leutnant Jakobsson«, sagte er. »Ihr Befehlshaber im letzten Herbst. Der, der auf seinem Posten starb. Adjutant Eugen Jakobsson ist sein jüngerer Bruder. Unter uns gesagt wird er kaum in höhere Ränge befördert werden. Ihn sich als Kapitän auf einem eigenen Schiff vorzustellen ist undenkbar. Er ist ein hervorragender Adjutant, aber ein sehr begrenzter Mensch, sogar fast ein bißchen dumm.«
»Ich wußte nicht, daß Leutnant Jakobsson einen Bruder hatte.«
»Er hat weitere drei Brüder und zwei Schwestern. Es ist äußerst selten, daß wir etwas über die privaten Verhältnisse unserer Mitoffiziere wissen. Abgesehen von denen natürlich, die persönliche Freunde werden.«
Leutnant Berg setzte sich wieder. »Der Auftrag?« fragte er. »Ich habe Kenntnis von der Sache.«
»Die Fehler sind korrigiert.«
»Aber Sie haben Ihre Karten nicht dabei?«
»Wie ich schon sagte, habe ich nicht damit gerechnet, sofort vorgelassen zu werden.«
Leutnant Berg warf einen Blick auf den großen Ordner, der vor ihm auf dem Tisch lag. »Am 7. März hat der Ausschuß seine reguläre Sitzung. Da können Sie vorsprechen. Um Viertel nach neun. Bringen Sie die Karten mit. Bereiten Sie Ihren Vortrag sorgfältig vor, die Zeit ist begrenzt, die Admirale sind nervös.«
Leutnant Berg stand auf.
»Ich habe noch ein Anliegen«, sagte Lars Tobiasson-Svart-man.
Leutnant Berg blieb stehen. Die Zeit war knapp.
»Ich möchte zwei Monate unbezahlten Urlaub beantragen. Mit sofortiger Wirkung. Der Grund ist Erschöpfung.«
»Jedermann ist in diesen Zeiten erschöpft«, sagte Leutnant Berg. »Die Admirale kauen an ihren Schnurrbärten, die Kommandanten bekommen Schlaganfälle, die Bootsmänner saufen und fallen ins Meer, und die Kanonenbesatzung zielt ungenau. Wer, zum Teufel, ist nicht erschöpft?«
»Ich will die Flotte nicht mit einer Krankschreibung belasten. Lieber beantrage ich unbezahlten Urlaub.«
»Unbezahlter Urlaub wird in diesen Tagen selten bewilligt. Die Kriegsmacht braucht alle ihre Ressourcen. Ihr Antrag wird kaum freundliche Reaktionen hervorrufen.«
»Ich werde trotzdem einen Urlaub beantragen.«
Leutnant Berg zuckte mit den Schultern. »Reichen Sie ein schriftliches Gesuch spätestens bis morgen nachmittag bei mir ein. Ich werde dafür sorgen, daß es noch in dieser Woche behandelt wird.«
Lars Tobiasson-Svartman schlug die Hacken zusammen und salutierte.
Er verließ das Hauptquartier. Die Sonne war durch die Wolkendecke gebrochen, und die Kälte war nicht mehr so stark spürbar.
Er ging geradewegs nach Hause, mit einem Gefühl der Erleichterung über den Beschluß, den er gefaßt
Erleichterung überwog. Er machte längere Schritte, er hatte es eilig, nach Hause zu kommen.
Kristina Tacker saß an einem Tisch und las ein Buch. Frauenzimmergedichte, dachte er verächtlich. Sara Fredrika liest bestimmt keine Poesie. Sie weiß wohl kaum, was das ist.
Kristina Tacker legte das Buch weg, als er ins Zimmer trat.
Er setzte ein bekümmertes
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