Tiefer - Im Sog der Lust (German Edition)
Alicia zuckte zurück und zog ihre Füße auf die Couch, als wenn irgendetwas von unten nach ihr greifen könnte.
Nick schien vollkommen ungerührt. Er grinste. „Frag noch was anderes.“
„Wie heißt du?“ Der Alkohol baute sich langsam ab, und Bess merkte, wie geräuschempfindlich sie nun war.
Die Planchette bewegte sich ohne zu zögern. „C-A-R-E. Care?“
JA.
„Das ist dein Name?“
JA.
„Wo bist du, Care?“ Bess warf Nick einen Blick zu, der auf das Ouija-Bord starrte.
ICH BIN EIN GEIST.
„Scheiße“, schrie Alicia auf. „Ernsthaft, Leute, das gruselt mich. Schiebt ihr das Ding oder was?“
„Ich nicht.“ Nick schaute zu Bess.
„Ich auch nicht.“
ICH BIN EIN GEIST.
ICH BIN EIN GEIST.
ICH BIN EIN GEIST.
Die Planchette bewegte sich nun immer schneller, glitt leicht von einem Buchstaben zum nächsten, ohne anzuhalten. Ein ganzer Wust an Wörtern. Dann hielt sie in der Mitte des Bretts an. Bess bemerkte, dass sie schwer atmete. Nick auch.
„Bist du ein guter Geist?“ Die Zeile aus Der Zauberer von Oz ging ihr durch den Kopf, aber das hier war nicht Glinda, die mit Dorothy sprach.
Die Planchette drehte sich langsam, sodass ihre Hände sich mitdrehen mussten.
JA.
„Er klang nicht ganz sicher“, bemerkte Nick. „Vielleicht ist er ein böser Junge.“
Die Planchette bewegte sich jetzt so schnell, dass Bess beinahe mit ihren Fingerspitzen abgeglitten wäre.
NICK.
„Was ist mit ihm?“, wollte Bess wissen.
BÖSER JUNGE.
Nick lachte. Nach einer Minute fiel Bess mit ein, wenn auch etwas reumütig. „Du bewegst das Plättchen, Nick.“
NEIN.
ICH BIN EIN GEIST.
Sie wusste schon, was die Planchette zeigen würde, bevor das Wort zu Ende geschrieben war. „Und Nick ist ein böser Junge?“
JA.
ABER DU MAGST DAS.
Nick lachte wieder, und Alicia auch, aber Bess lächelte nur etwas unsicher.
„Wie sehr mag Bess mich?“, fragte Nick.
GANZ.
„Ganz was?“, konnte Bess sich nicht zurückhalten zu fragen.
GANZ DOLL.
Alicia verfolgte das Geschehen aufmerksam, aber sie hatte sich immer noch nicht getraut, die Füße wieder auf den Boden zu stellen.
BÖSER JUNGE.
„Du bist ein böser Junge?“ Bess beobachtete, wie Nick den Zeiger beobachtete.
WAR.
„Jetzt ist er ja ein Geist“, erklärte Nick mit leiser Stimme.
GENAU.
Alle lachten.
„Wie bist du gestorben, Mann?“, fragte Nick.
Die Planchette bewegte sich nicht. Sie wurde nur von einer kleinen Vibration erschüttert, als ob sie sich über das Brett bewegen wollte, aber nicht konnte. Nachdem sie die letzten Minuten in Lichtgeschwindigkeit an dem aufgedruckten Alphabet vorbeigeflogen war, um die Wörter zu buchstabieren, glich dieser Stillstand menschlichem Schweigen.
„Seltsam“, befand Nick.
„Vielleicht war das eine unhöfliche Frage.“ Bess schaute ihn an.
JA.
Sie guckte auf das Brett. „Hast du uns irgendetwas zu sagen, Care?“
FEHLER.
Mehr nicht. „Du hast einen Fehler gemacht?“
NEIN.
„Einer von uns hat einen Fehler gemacht?“
WIRD EINEN FEHLER MACHEN.
Bess schaute zu Nick. Er sah sie an. Sie musste schlucken, bevor sie die nächste Frage stellen konnte. „Wer von uns?“
Das Plättchen sauste zu Nick und gleich danach zu ihr.
„Okay, das ist mir einfach zu verrückt.“ Alicia stand auf. „Bis später, Leute.“
Gelächter ertönte von der Runde, die immer noch Flaschendrehen spielte. Der Bass der Musik vibrierte durch die Luft. Bess und Nick starrten einander an.
BÖSER JUNGE.
FEHLER.
ICH BIN EIN GEIST.
„Ja“, murmelte Bess, als der Zeiger anhielt. „Das wissen wir.“
„Will Bess mit mir zusammen sein?“ Die Frage stellte Nick.
JA.
Nick lächelte. „Ist das ihr Fehler?“
NEIN.
Es war nur ein dummes Gesellschaftsspiel, und sie hatte etwas getrunken, aber der Anblick dieser vier Buchstaben schien wichtiger als Logik oder alles andere.
„Sollte Bess mit ihrem sozusagen Freund Schluss machen?“
FEHLER.
„Es ist ein Fehler, wenn sie mit ihm Schluss macht?“ Nick ließ Bess’ Blick nicht los. „Oder wenn sie bei ihm bleibt.“
Bess nahm ihre Hand von der Planchette. „Das ist doch albern.“
Nick ließ seine Hände, wo sie waren. Er schaut auf das Plättchen. „Willst du nicht wissen, was die Geister sagen?“
„Nein, nein.“ Mit zitternden Beinen stand sie auf. „Das ist dumm.“
Nick erhob sich ebenfalls. „Hey, sei doch nicht traurig.“
Aber mit einem Mal war sie es. Tränen kämpften darum, in die Freiheit zu gelangen. Sie gewannen den Kampf und
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