Tiefer - Im Sog der Lust (German Edition)
rollten ihre Wangen hinunter, um ihre Lippen mit Bitterkeit zu bemalen. Bess entzog sich Nick, entzog sich der Party. Sie wollte nur noch weg.
Sie floh nach draußen. Auf der Veranda waren noch mehr Leute, rauchten und tranken. Die Stufen zur Straße wurden von ihnen blockiert, aber Bess drängte sich einfach zwischen ihnen durch. Es war ihr egal, ob sie grob oder unhöflich war.
Ihre Füße berührten den Bürgersteig, dann die Straße. Sie hatte ihr Fahrrad vergessen, das an der Seite des Hauses angekettet war, von dem Nick die untere Hälfte bewohnte. Sie ballte die Hände zu Fäusten und schluckte ihre Tränen hinunter. Dann ging sie mit entschlossenen Schritten zu ihrem Fahrrad.
Dort fand er sie, während sie noch mit dem Schloss kämpfte. „Bess.“
Sie versteifte sich und hörte auf, die kleinen, störrischen Zahlen in die richtige Reihenfolge zu bringen. „Es ist nur ein Spiel.“
Nick kam näher. Bess drehte sich um, aber das Haus war direkt hinter ihrem Rücken, und er befand sich dicht vor ihr. Sie konnte nicht weg.
„Ich wollte dich nicht verärgern.“ Er sah so aus, als wollte er ihre Schulter berühren, tat es aber nicht.
Bess atmete tief ein. „Es ist nicht deine Schuld. Es liegt an mir.“
„Den Satz hab ich schon mal gehört.“ Sein Grinsen versuchte, sie zu einer Antwort zu verlocken.
Weitere Tränen drohten. Sie wollte die Schuld auf den Alkohol schieben, aber es war mehr. Es war Andy. Und Nick. Die ganze Situation. Alles.
„Du verstehst das nicht“, sagte sie; ihre Sicht wurde wieder verschwommen, als Tränen sich in ihren Augenwinkeln sammelten. „Wie kann es sein, dass ich ihn liebe, wenn alles, woran ich denken kann, du bist?“
Einmal ausgesprochen war es zu spät, die Worte zurückzunehmen. Das wollte sie auch gar nicht. Die Wahrheit hatte ihr ein gewaltiges Gewicht von den Schultern genommen.
Nick sagte nichts.
Bess schaute zur Seite. Sie hätte es wissen sollen. Er wollte, was er nicht haben konnte, und nachdem sie ihm die Wahrheit gesagt hatte, war sie für ihn uninteressant.
Es war falsch, ihn zu wollen. Bess stand am Abgrund und starrte in die trüben Wasser der moralischen Mehrdeutigkeit, wartete darauf, dass Nick sie hinunterschubste. Doch das tat er nicht.
Also sprang sie.
Als sie ihn küsste, hob sie ihre Hände, um seine Schultern gegen die Hauswand zu drücken. Anfangs reagierte er nicht, bewegte sich nur leicht unter ihrer Berührung, aber dann glitt eine Hand in ihren Nacken und umfasste ihren Hinterkopf, während er die andere Hand auf ihre Hüfte legte. Mit ihrem Körper presste sie ihn gegen die Wand. Sein Mund öffnete ihre Lippen, aber er ließ seine Zunge nicht hineingleiten. Er zog sich ein Stückchen zurück, und die sanfte Berührung ihrer Lippen sandte ein unglaubliches Kribbeln durch ihren Körper. Bess dachte, dass er etwas sagen würde, aber das einzige Flüstern kam von ihrem Atem, der sich mit seinem mischte. Sie beugte sich vor und küsste ihn erneut. Ihre Zunge zuckte in seinen Mund, neckte ihn erst vorsichtig, dann offensiver, als er auf ihr Spiel reagierte.
Ihre Münder trafen sich, trennten sich wieder, nur um sogleich wieder zusammenzukommen. Sie atmete ihn ein und behielt seinen Geruch und seinen Geschmack in ihren Lungen. Sein Körper drückte gegen ihren, gegen ihre harten Nippel und die Hitze zwischen ihren Beinen. Hitze pulsierte durch seine Jeans gegen ihren Bauch.
Nick war derjenige, der den Kuss unterbrach. Er zog sich zurück und schaute ihr in die Augen. „Das hier ist kein Fehler, Bess.“
„Nein“, erwiderte sie, überrascht, überhaupt sprechen zu können. „Das ist kein Fehler.“
19. KAPITEL
Jetzt
Auf keinen Fall konnte Bess in ihrem Bett schlafen, das immer noch nach ihrem Liebesspiel roch. Sie entschied sich für die gepolsterte Couch im Wohnzimmer. Der Baumwollüberwurf verbarg ein wildes Blumenmuster. Doch obwohl die Decke ein Gewinn für das Ambiente des Wohnzimmers war, machte sie das Sofa kalt und steif und rutschig. Bess nahm sich eine andere Decke von einem der Sessel und wickelte sich darin ein.
Ihre Augen schmerzten davon, die Tränen zurückzuhalten, genau wie ihr Hals. Sie konnte sich nicht erlauben zu weinen, weil sie fürchtete, dann in eine Hysterie zu verfallen, aus der sie sich nicht mehr würde befreien können. Stattdessen kuschelte sie sich in die Decke, die ihre Großmutter gestrickt hatte, und rollte sich auf der Seite zusammen, um durch die Schiebetür zu starren. Das Geländer der
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