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Tiepolos Fehler: Kommissar Kilians erster Fall

Tiepolos Fehler: Kommissar Kilians erster Fall

Titel: Tiepolos Fehler: Kommissar Kilians erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Rausch
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der Reverstasche ragte die Spitze eines hellblauen Seidentuchs hervor, das auf seine Augenfarbe abgestimmt zu sein schien. Die Nase war auffällig kurz und breit. Ein sicheres Zeichen, dass sie bereits einmal gebrochen sein musste. Auf den ersten Blick wirkte Korrassow wie Peter Ustinov. Auf den zweiten wie die Fälschung.
    Auch er suchte Kilian einzuschätzen. Vom Rundbogen waren es vier Schritte bis zu Kilian. Ruhig tasteten seine Augen ihn von oben bis unten ab.
    »Wie kann ich Ihnen behilflich sein?«, fragte Korrassow mit einer bemüht freundlichen, aber heiseren Stimme.
    »Wie man so etwas hinbekommt«, antwortete Kilian mit Blick nach oben. »Originell ist es zwar nicht, aber gut gemacht.«
    »Ein dankbarer Freund. Noch vor zehn Jahren wollte keiner etwas von ihm wissen. Heute arbeitet er in allen Kathedralen, Schlössern und Burgen weltweit.«
    »Wie kam es dazu?«
    »Manus manum lavat«, lautete die Antwort.
    Kilian deutete sie als eindeutiges Zeichen, keine weiteren Fragen in diese Richtung zu stellen. Diskretion war sein Geschäftskapital.
    »Scheint zu funktionieren«, sagte Kilian und blickte auf den Kujau in der Auslage.
    Korrassow war überrascht und hob die buschigen grauen Augenbrauen.
    »Sie kennen ihn?«
    »Wer nicht? Jeder kennt ihn.«
    »Ich meine …«
    »Nein, nicht persönlich. Aber jeder kennt seine Arbeiten, wenn man sie als seine bezeichnen kann.«
    Korrassows Augenbrauen entkrampften sich.
    »Nun gut. Womit kann ich Ihnen behilflich sein?«
    »Ich suche eine Feder. Nicht irgendeine, sondern eine bestimmte.«
    »Woran haben Sie gedacht?«
    Kilian zeigte ihm die Kopie der Paradieselster. Korrassow blickte kurz darauf.
    »Tut mir Leid, damit kann ich Ihnen nicht dienen. Ich befürchte, niemand wird Ihnen in dieser Sache helfen können.«
    »Und wieso nicht?«
    Korrassow taxierte Kilian abermals. Seine Augenbrauen zogen sich wieder zusammen, und zwischen den Lidern blitzen seine hellblauen Augen auf, als versuchte er, besonders scharf zu fokussieren. Er schien herausfinden zu wollen, wer dieser eigentümliche Kunde war und was er wollte.
    »Die Federn dieses bezaubernden Vogels dürfen nicht mehr gehandelt werden. Er steht auf der roten Liste der bedrohten Tierarten. Jeder Handel wird strafrechtlich verfolgt.«
    »Was würden Sie mir antworten, wenn ich Ihnen sagte, dass ich erst kürzlich so eine Feder gesehen habe?«
    Korrassow überlegte. Er schien zwischen Abbruch der Unterhaltung und Neugier zu pendeln. Letzteres überwog.
    »Dann würde ich Ihnen sagen, dass es sich wahrscheinlich um eine Feder handelt, die spätestens vor fünf Jahren noch verkauft wurde.«
    »Und was wäre, wenn mich die Person, die im Besitz dieser Feder ist, geradewegs zu Ihnen geschickt hat?«
    »Und wieso sollte diese Person das getan haben? Ich kann mir nicht vorstellen, dass Sie ein Freskenmaler sind.«
    »Steht es mir auf der Stirn geschrieben?«
    »Nein, aber in den Händen.«
    Kilian stockte. Was sollte das heißen: in die Hände geschrieben? Er betrachtete seine Hände, drehte sie mehrmals um.
    »Wenn Sie ein Freskenmaler wären, dann sähen ihre Fingerspitzen anders aus.«
    »Und zwar?«
    »Rissig, abgestumpft, brüchige Nägel. Der harte Putz hinterlässt Spuren. Die kriegen Sie selbst mit der besten Salbe nicht weg.«
    Korrassow hatte ihn ausgehebelt. Er verlor das Interesse am Spiel und forderte Kilian auf, sich zu erkennen zu geben.
    »Also. Mit wem habe ich es zu tun?«
    »Kilian. Kriminalhauptkommissar. Mein Informant sagte mir, dass Sie der Einzige sind, der mit diesen Federn handelt.«
    »Gehandelt hat. Wie ich Ihnen schon sagte …«
    »Ja, ja, das hatten wir schon.«
    »Dann ist alles gesagt.«
    Korrassow machte eine ausladende Handbewegung, die Kilian die Tür wies.
    Er folgte ihr, blieb aber an der Tür stehen und wandte sich betont beiläufig Korrassow zu. »Wie geht es eigentlich Galina?«
    Korrassow erschrak. Er verharrte kurz, ging dann aber energisch auf Kilian zu.
    »Wo steckt sie?«, fuhr er Kilian an.
    »Ich sah sie kürzlich und fragte mich, ob sie Ihnen das echte Tafelsilber mittlerweile zurückgegeben hat?«
    Korrassow kämpfte mit der aufsteigenden Wut. Seine Hände ballten sich zu Fäusten.
    »Ausgeburt der Hölle. Wenn ich sie in die Finger bekomme…«
    »Dann?«
    »Dann werde ich sie zerquetschen wie eine Laus. Verstehen Sie?«
    »Kann ich mir vorstellen.«
    »Woher kennen Sie Galina?«
    »Ich traf sie kürzlich im P1, und wir hatten ein paar Drinks«, log Kilian.
    »Sie ist hier

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