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Tiere

Tiere

Titel: Tiere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Beckett
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Dicke bekommen hatte.
    Die Müllkippe ist eigentlich keine richtige Müllkippe, sondern bloß ein überwuchertes Brachland. Früher stand an der Stelle eine Fabrik. Jetzt laden die Leute ihren Müll dort ab. Vor einer Weile wurde ein Schild aufgestellt, auf dem «Müll abladen verboten» steht, und ich machte mir etwasSorgen, dass ich Ärger kriegen könnte. Aber jeder bringt weiter seinen Müll dorthin, und es ist wesentlich näher, als die städtische Deponie. Um hinzukommen, muss man vom Kanal aus wieder das Grasufer hoch, was der schwierigste Teil ist, besonders wenn der Einkaufswagen voll ist. Doch sobald man oben ist, kann man sich auf den Wagen stellen und die andere Seite runterrollen, und dann ist man praktisch schon da. Nachdem ich angekommen war und die Müllbeutel rausgehoben hatte, schwitzte ich total. Es war heiß und sonnig, und da ich keine Eile hatte, dachte ich, ich schaue mich mal um, während ich mich etwas abkühle. Sie wären überrascht, was manche Leute wegwerfen. Einmal fand ich ein echt gutes Bild von Pferden mit einem goldenen Plastikrahmen. Nachdem ich ihn mit Klebeband repariert hatte, war es so gut wie neu. Ich habe es im Wohnzimmer aufgehängt.
    Doch dieses Mal entdeckte ich nichts Brauchbares, und als ich gerade umkehren wollte, hielt ein klappriger, alter roter Transporter an. Ein Mann stieg aus, machte die hinteren Türen auf und begann, eine Waschmaschine rauszuziehen. Er balancierte sie auf der Kante des Transporters und versuchte ein paarmal, sie anzuheben, setzte sie aber immer wieder schnaufend ab. Er hatte beide Hände unter die Waschmaschine geschoben und sein Kinn obendrauf gelegt, dann drehte er sich um, schaute mich an und meinte: «Ich mach das hier nicht zum Spaß, verdammt.»
    Ich schaute mich um und guckte, ob er jemand anderen meint, aber außer mir war keiner da. «Was ist, willst du nur zugucken oder hilfst du mir?», fragte er.
    Ich fand, er könnte ein bisschen netter fragen. Ich wollte schon sagen: «Ich will nur zugucken, danke», aber ich tates nicht. Ich ging zu ihm und nahm die andere Seite der Waschmaschine, dann zogen wir sie aus dem Transporter und schleppten sie zum erstbesten Müllhaufen. Es war nicht weit, aber die Waschmaschine wog eine Tonne, und die Kante, die ich hielt, grub sich in meine Hand. Ich dachte echt, meine Finger werden abgeschnitten, und da ich die Maschine mit einem Mal nicht mehr halten konnte, ließ ich los.
    Sie krachte zu Boden und wäre fast auf meinen Füßen gelandet. Der Mann rief: «Mein Gott!» Im ersten Moment dachte ich, ich habe die Waschmaschine kaputt gemacht, was natürlich doof war, denn wenn sie nicht schon kaputt gewesen wäre, hätte der Mann sie nicht wegwerfen müssen. Dann sah ich, dass sein Gesicht verzerrt war und er sich eine Hand vor die Brust hielt. Er fluchte wieder, ein echt schlimmes Wort dieses Mal, und machte seine Hand auf. Mir wurde fast schlecht. Er hatte einen großen Schnitt in der Handfläche, aus dem das Blut strömte.
    «Jetzt schau dir das an!», schrie er. «Du verdammter Trottel!» Aber ich wollte nicht mehr hinschauen und ging weg. Hinter mir hörte ich den Mann rufen. «Was ist jetzt damit, hä?» Ich wusste nicht, ob er seine Hand oder die Waschmaschine meint, und ich drehte mich auch nicht um, um es herauszufinden. Ich ging einfach weiter. Der Mann rief etwas Unanständiges, aber da war ich schon halb die Böschung rauf. Ich hatte Angst, dass er mir folgen würde, aber das tat er nicht. Oben schaute ich mich kurz um. Er stand immer noch neben der Waschmaschine und wickelte sich ein Taschentuch um die Hand. Als er sah, dass ich ihn beobachtete, ging ich schnell die Böschung zum Kanal runter, bevor er noch etwas sagen konnte.
    Obwohl es eigentlich nicht meine Schuld war, fühlte ich mich echt schlecht. Was konnte ich denn dafür, dass ich die Maschine nicht mehr halten konnte? Ich hatte doch nur helfen wollen. Und er hatte nicht einmal bitte oder danke gesagt. Wenn ich nicht dort gewesen wäre, hätte er sowieso allein zurechtkommen müssen, und dann wäre ihm die Waschmaschine wahrscheinlich auf die Füße gefallen und hätte sie ihm gebrochen. Er hätte Ewigkeiten dort liegen können.
    Aber traurig war ich trotzdem. Als ich am Morgen aufgestanden war, hatte ich echt gute Laune gehabt, und nun war alles schiefgegangen. Dann fiel mir auch noch ein, dass ich den Einkaufswagen auf der Müllkippe vergessen hatte. Zurückgehen wollte ich deswegen aber nicht. Jedenfalls nicht solange der Mann

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