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Tiere

Tiere

Titel: Tiere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Beckett
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hätte ich am liebsten auch losgeheult. Alles war einfach schiefgegangen an diesem Tag. Ich wollte mich dafür entschuldigen, dass ich ihm wehgetan und das andere verbrannt hatte, wollte sagen, dass mir alles leidtut, aber ich konnte nicht. Gleichzeitig wollte ich wieder mit dem Stock auf das Rothaarige einstechen und ihm noch mehr wehtun, doch dann hätte ich mich noch schlechter gefühlt.
    Dann machte das Rothaarige die Augen auf, sah mich an und fragte: «Warum tust du das?» Seine Augen kamen mirstrahlender und blauer vor denn je, und mit einem Mal hielt ich es dort unten nicht mehr aus. So schnell ich konnte, ging ich raus und verschloss die Tür hinter mir.
    Ich war so schnell draußen, dass ich sogar vergessen hatte, das Licht auszuschalten.

Kapitel 12
    D as Abendbrot am Samstag ist nicht mehr das gleiche, jetzt, wo
Doctor Who
nicht mehr kommt. Das war großartig: Ich habe mich immer mit dem Essen auf einem Tablett ins Wohnzimmer gesetzt, um die Serie zu gucken. Das war die einzige Gelegenheit, bei der mich meine Mama dort essen ließ, denn an jedem anderen Abend musste ich am Esstisch sitzen. Aber nicht wenn
Doctor Who
lief. Das war etwas Besonderes. Allerdings war es immer viel zu kurz. Eine Folge dauerte nur ungefähr fünfundzwanzig Minuten, und sie hörte immer damit auf, dass irgendein Monster entweder den Doctor oder seinen Assistenten schnappen wollte. Dann musste man die ganze Woche warten, bis man sehen konnte, wie sie davonkommen. Sie schafften es immer, außer wenn ein neuer Doctor die Rolle übernehmen sollte. Dann fiel er von einem Strommast oder so, aber weil er der Zeitgott war, starb er nie. Nur sein Gesicht und seine Anziehsachen änderten sich, und bei der nächsten Folge war er wieder gesund.
    Aber das passierte nicht so oft. Normalerweise kam er in letzter Minute davon oder wurde gerettet, genauso wie der Assistent. Das Spannende daran war, dass man immer herausfinden wollte, wie sie davonkommen könnten, obwohl eseigentlich ständig so aussah, als würden sie es nicht schaffen. In einer Folge wurde der Assistent, dieser Junge von einem anderen Planeten, gerade als sie gegen die Cybermänner kämpften, in einem Raumschiff in die Luft gejagt. Ich dachte, jetzt kommt er davon, er wird an Bord der Tardis gebracht, aber so war es nicht. Das Raumschiff wurde einfach in die Luft gejagt. Ich konnte es nicht glauben. Es war, als wären die Regeln gebrochen worden. Die beiden sollten doch nicht sterben.
    Aber das war, als
Doctor Who
schon nicht mehr am Samstagabend, sondern mitten in der Woche gesendet wurde, es war also sowieso nicht mehr das Gleiche.
Doctor Who
war am besten am Samstag. Ich konnte es kaum erwarten, dass die Übertragung der Fußballergebnisse aufhörte. Ich kam immer in dem Moment mit meinem Tablett ins Wohnzimmer, wenn mein Papa gerade seinen Totoschein zusammenknüllte und sagte: «Okay, diese Woche werden wir auch nicht reich.» Und wenn er dann rausging, begann die Musik von
Doctor Who
. Meine Mama machte mir immer Fischstäbchen und Pommes, die ich ins Wohnzimmer mitnehmen durfte. Ich dachte, es wäre eine Art Belohnung, aber mein Papa sagte, es würde nur daran liegen, dass die Fischstäbchen und die Pommes nicht viel Dreck machen würden, wenn ich gebannt auf den Fernseher starre und sie auf mein Hemd fallen lasse. Für mich gehörte das jedenfalls alles zusammen.
Doctor Who
und Fischstäbchen und Pommes.
    Einmal aß ich gerade, als ein Seeteufel kurz davor war, den Doctor und seine Assistentin zu erwischen. Es war der Doctor mit dem grauen, lockigen Haar, über den mein Papa immer sagte, er würde wie ein Weichei aussehen. Ich hoffte gerade, dass ich nicht bis zur nächsten Woche warten muss,um herauszufinden, wie sie davonkommen. Es war total spannend, und da kam mein Papa rein und meinte: «Ver dammte Scheiße, was ist das denn?»
    «Ein Seeteufel», sagte ich.
    «Ein
See
teufel?», fragte er. Ich nickte und hoffte, dass er jetzt still sein würde, denn es war eine echt spannende Szene, und ich wollte nichts verpassen. Eine Weile sagte er auch nichts, aber dann, als der Seeteufel gerade seine Flossen ausstreckte, um den Doctor zu schnappen, meinte mein Papa: «Das Schwierigste ist, die Schuppen abzukriegen.» Ich versuchte, mich auf den Bildschirm zu konzentrieren, aber ich hatte keine Ahnung, wovon er sprach. «Welche Schuppen?», fragte ich.
    «Von seinen Flossen», sagte er. Mehr sagte er nicht, und da Doctor Who gerade versuchte, den Seeteufel davon zu überzeugen,

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