Tiere
ihn nicht zu töten, und seine Assistentin bei der Flucht wie immer gestolpert war, fragte ich nicht, was er meinte. Als dann der Doctor den Seeteufel total durcheinandergebracht und seiner Assistentin aufgeholfen hatte und davonlief, fragte ich: «Welche Schuppen von seinen Flossen?» Ich dachte, er meint Schuppen wie Geräteschuppen oder Fahrradschuppen, und verstand nicht, was so ein Schuppen mit den Flossen des Seeteufels zu tun haben soll.
«Dieses ledrige Zeug», meinte mein Papa. «Macht ganz schön viel Arbeit, das runterzukriegen.» Der Seeteufel verfolgte sie immer noch. Eigentlich wollte ich nur zuschauen, aber das hatte mir mein Papa nun verdorben. «Warum macht das Arbeit?», fragte ich.
«Na ja, es muss runter, oder?», meinte er.
«Warum?», fragte ich, und er sagte: «Weil die Panade sonst nicht hält.» Ich schaute hoch zu ihm, aber er zwinkertenur und meinte: «Was glaubst du, woraus Fischstäbchen sind?», und ging raus.
Danach konnte ich nicht aufessen. Ich schaute auf den Seeteufel, der Doctor Who mit erhobenen Flossen jagte, und dann auf meine Fischstäbchen. Als ich eins in zwei Hälften schnitt, kam dieses weiße Zeug rausgequollen. Ich musste meiner Mama sagen, dass sie komisch schmecken, und aß nur die Pommes. Danach konnte ich für eine Ewigkeit keine Fischstäbchen mehr anrühren. Ein bisschen hatte ich sogar Angst, dass ich selbst zu einem Seeteufel werden könnte, weil ich von ihren Flossen gegessen und Seeteufelkeime in mir hatte.
Samstags war immer besonders viel los. Die Männer, die in den Fabriken die Nachmittagsschicht hatten, kamen gleich nach Feierabend rein und blieben bis zum Schluss. Außerdem tranken sie dann mehr, weil am nächsten Tag Sonntag war und die meisten nicht früh aufstehen und zur Arbeit gehen mussten. Gegen halb zwölf, wenn die Gäste sich auf den Nachhauseweg machten, wurde es richtig laut. Ich wachte immer davon auf, wie sie sich draußen gegenseitig eine gute Nacht wünschten.
Eines Abends war unten Lärm und Geschrei, und als ich aufwachte, dachte ich, es wäre Schankschluss. Aber als ich auf die Uhr schaute, war es erst zehn, und dann hörte ich auch, dass es andere Geräusche waren als sonst. Ich stieg aus dem Bett und stellte mich oben an die Treppe, um zu schauen, was los war. Doch jetzt kam der Lärm eher von draußen. Ich lief ins Schlafzimmer meiner Eltern und schaute aus dem Fenster. Auch von dort konnte ich nichts sehen, denn es passierte alles direkt unten im Eingang. Der Krach wurde lauter, und ich konnte hören, wie Männer riefen: «Hey, hey, hey!»,und: «Komm schon, das reicht!», und so weiter, und dann stürzten zwei Männer mitten auf die Straße. Sie prügelten sich.
Bis dahin hatte ich noch nie gesehen, wie sich Männer prügeln. Nur Jungs in der Schule. Mir war nie wohl dabei. Die beiden Männer boxten aufeinander ein, und man konnte hören, wie ihre Stiefel über den Asphalt schlurften und Kleingeld auf die Straße klimperte, das ihnen aus den Taschen gefallen war. Einer schlug dem anderen genau ins Gesicht, dann gingen andere Männer dazwischen und zerrten sie auseinander. Unten entstand ein großes Getümmel, aber nun prügelte sich keiner mehr, und nach einer Weile gingen alle wieder rein.
Ich legte mich wieder ins Bett. Aber ich konnte nicht einschlafen. Unten war es noch lauter als sonst, so als wären alle total aufgewühlt. Dann gab es einen Knall, und es war ganz still. Kurz darauf begannen alle durcheinanderzuschreien. Ich stand auf und lief wieder ins Schlafzimmer meiner Eltern. Gerade als ich aus dem Fenster schaute, stürzte jemand aus dem Pub auf die Straße. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite stand ein anderer Mann, und ich dachte, es ist einer von denen, die sich geprügelt hatten, aber ich war mir nicht sicher. Dann hörte ich meine Mama rufen, und mir wurde klar, dass der Mann, der aus dem Pub gelaufen ist, mein Papa war.
Der andere Mann brüllte ihn an, aber mein Papa sagte kein Wort. Er ging nur auf ihn zu und schlug ihm mitten ins Gesicht. Damit hätte ich nie gerechnet, denn er war kein Schläger. Ich glaube, der andere hatte auch nicht damit gerechnet, denn man konnte ihm ansehen, dass er nicht darauf vorbereitet gewesen war. Er taumelte zurück und holtenach meinem Papa aus, aber mein Papa schlug ihn noch einmal, und der Mann kippte nach hinten um. Mittlerweile waren wieder haufenweise Männer auf der Straße, und als ich sah, dass meine Mama rauslief, rannte ich aus ihrem Schlafzimmer und nach
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