Tiere
ja nicht tun, weil Cheryl und Karen draußen saßen. Dann hörte ich Flaschen klirren und ging die Treppe runter.
Pete hockte mit dem Rücken zu mir am Boden und zog etwas unter den Stuhlstapeln hervor. Man konnte hören, dass es eine Kiste mit Flaschen war, und als er sie ganz hervorgezerrt hatte, fiel ein Stuhl runter. Er stand fluchend auf und lutschte an seiner Hand. Als er mich sah, wäre er fast umgekippt.
«Mein Gott!», meinte er. «Du hast mich zu Tode erschreckt!»
«Tut mir leid», sagte ich. Dann dachte ich, warum soll es mir leidtun? Immerhin war er ja in meinem Keller. Ich hatte ihn nicht darum gebeten runterzugehen.
«Ich hätte mir fast die Hand abgerissen», sagte er. Er entschuldigte sich nicht und erfand auch keine Ausreden, warum er dort unten war. Eigentlich hätte es ihm doch peinlichsein müssen. «Hey, ich dachte, du hast kein Bier da», sagte er. «Und was ist das hier?»
Die Kiste war fast voll, und die Flaschen waren noch verschlossen. Ich hatte nicht gewusst, dass sie da waren, aber ich stöbere auch nicht viel im Keller rum. «Ein bisschen staubig», meinte Pete, nahm eine Flasche aus der Kiste und blies den Dreck ab. «Aber solange der Inhalt in Ordnung ist, ist das scheißegal, oder? Hast du einen Flaschenöffner?»
Ich dachte, ich muss etwas sagen, denn ich fand es nicht in Ordnung, wenn man im Haus eines anderen herumspaziert, ohne vorher zu fragen. Aber da ich vor allem wollte, dass er aus dem Keller verschwindet, sagte ich: «Oben ist einer.» Doch er verstand den Wink nicht.
«Ich bin noch nie in einem Pubkeller gewesen», sagte er und schaute sich um. «Hast du hier unten früher Partys veranstaltet?», fragte er und deutete auf die Tische und Gläser und alles. Ich spürte, wie ich verkrampfte. «Nein», sagte ich. «Das ist nur altes Zeug. Es ist seit Ewigkeiten hier unten.»
«Ach ja?», fragte er. «Ich wette, hier unten wurden die Orgien gefeiert.» Dann lachte er wieder dämlich und schrill. «Du wirst ja ganz rot», sagte er. «Keine Angst, ich sage nichts. Dein Geheimnis ist bei mir sicher. Hast du noch mehr Bierkisten oder so rumstehen?»
«Nein», sagte ich. Ich hatte keine Ahnung, ob es noch welche gab, aber wenn, dann wollte ich sie ihm jedenfalls nicht geben.
«Sicher?», fragte er. «Wenn ich nicht runtergekommen wäre, hätte ich die hier auch nie gefunden.» Ich dachte: «Nein, hättest du nicht», aber das behielt ich für mich. Ich sagte nur: «Die muss die Brauerei vergessen haben, als sie alles abgeholt hat. Mehr gibt es nicht.»
«Was ist dahinter?», fragte er und deutete auf die Tür am anderen Ende. Nachdem ich das Tablett mit den Futterschüsseln fallen gelassen hatte, hatte ich sie nicht wieder abgeschlossen. «Nichts», sagte ich, und weil ich wusste, dass er bestimmt selbst nachschauen will, fügte ich noch hinzu: «Nur ein alter Gang.»
«Was ist am anderen Ende?», fragte er und ging auf die Tür zu.
«Ist alles versperrt», sagte ich schnell. «Die Decke ist vor Jahren eingestürzt.» Ich war total zufrieden mit mir, dass mir das eingefallen war, und bevor er etwas sagen konnte, stieß ich mit dem Fuß gegen die Bierkiste und sagte: «Und, willst du die mit nach oben nehmen?»
Da drehte er sich um. «Logisch! Was soll sie hier unten verrotten?» Er kam zurück und hob sie hoch. «Gehen wir und zeigen den beiden, was wir gefunden haben, oder?»
Ich folgte ihm nach oben. Ich zitterte ein bisschen und war ganz verschwitzt, obwohl es kalt war im Keller. Ich guckte auf seinen Rücken, als er vor mir hochging. Er hatte breite Schultern und trug die Kiste, als würde sie nichts wiegen. Ich wusste aber, wie schwer sie sind, ich hatte früher schließlich genug davon geschleppt. Oben schaltete ich das Licht aus und machte die Tür zu.
Pete wartete nicht auf mich. Er ging geradewegs in den Biergarten, und ich hörte ihn «Trara!» rufen und die Kiste abstellen. Als ich rauskam, wirkten Cheryl und Karen total aufgekratzt. Sie grinsten mich an. Jetzt fand ich es nicht mehr so schlimm, dass er in den Keller gegangen war.
«Wo hast du die her?», fragte Karen, nahm eine Flasche aus der Kiste und wischte den Staub ab. «Igitt, die ist ja total schmutzig.»
«Daran sieht man, dass es ein guter Jahrgang ist. Wie alter Wein», sagte Pete. Er nahm zwei weitere Flaschen raus und reichte eine Cheryl. «Die waren im Keller versteckt. Ich hätte mir beim Rausholen beinahe den Hals gebrochen.» Ich hätte fast gesagt: «Schade, dass das nicht passiert
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