Tiere
nicht sah, wie Pete nach etwas suchte, was er noch verschütten konnte. Er nahm eine der Teetassen und schütteteihr den Tee ins Gesicht. Die Tasse muss ungefähr halb voll gewesen sein, und Karen hörte auf zu lachen.
«Jetzt reicht’s, du Arschloch!», schrie sie und rieb sich die Augen. «Das ist nicht lustig.»
«Nein, wenn es dich trifft, ist es nicht lustig, was?», meinte Pete. «Wenn du an der Reihe bist, macht es plötzlich keinen Spaß mehr, oder?»
«Das war Scheißtee und kein Bier!», schrie sie. «Er war noch heiß, da kann man blind von werden!» Sie brüllte ihn richtig an. Keiner lachte mehr.
«Schwachsinn!», rief Pete zurück. «Er ist längst kalt, du jammerst nur!»
«Da war Milch drin!», meinte Karen. «Wenn man die in die Augen kriegt, tut es weh! Ich habe dich nur mit Bier vollgeschüttet!»
Pete lachte jetzt wieder, aber es war nicht echt. Man merkte, dass er immer noch total wütend war. «Ach, Gottchen! Du hättest eben nicht Bier und Scheißsirup über mein T-Shirt kippen sollen!», sagte er.
«Das war dein Scheißshirt, nicht deine Augen!», meinte Karen. Der Tee tropfte ihr vom Gesicht. «Du bist wie ein kleines Kind, du kannst einfach keinen Spaß vertragen!»
«Ach, aber du, oder wie? Du lachst doch auch nicht mehr, oder?», meinte Pete, und Karen sagte: «Nein, und du wirst auch nicht mehr lachen, wenn du so weitermachst, verdammte Scheiße!»
«Was willst du denn machen, hä?», sagte Pete. «Willst du wieder anfangen?»
Ich wünschte, ich hätte sie nicht eingeladen. Ich wollte, dass sie alle gehen und mich in Ruhe lassen. Meine Mama hatte recht, es war immer das Gleiche. Die Trinkerei machtnur Probleme. Pete und Karen starrten sich an, und ich hatte das Gefühl, dass sie gleich aufeinander losgehen. Doch dann stand Cheryl auf und sagte: «Mir ist übel.»
Karen schaute sie an und meinte: «Was?», und Cheryl meinte: «Ich muss mich übergeben.» Sie war ziemlich wacklig auf den Beinen, und Pete meinte: «Ach du Scheiße, aber nicht hier, geh aufs Klo, verdammt», und schob seinen Stuhl beiseite. Cheryl meinte wieder: «Ich muss mich übergeben», und Karen schaute mich an und sagte: «Wo sind die Toiletten? Schnell!»
Ich sagte es ihr, und als Cheryl sich umdrehte und gehen wollte, stieß sie gegen die Ecke des Tabletts, das über den Tisch ragte. Pete griff danach und bekam die Zuckerdose zu fassen, doch die Teekanne rutschte runter und krachte auf den Boden.
Niemand sagte etwas. Dann meinte Pete: «Scheiße», und Cheryl rannte rein.
«Dämliche Kuh», sagte Pete, und Karen meinte: «Sie kann nichts dafür, sie ist besoffen.»
«Ich auch, aber ich bin nicht so blöd, oder?», sagte er.
«Es war ein Missgeschick», meinte Karen, und dann sagte sie zu mir: «War das eine gute Kanne?»
«Sie gehörte meiner Mama», sagte ich. Ich hätte am liebsten losgeheult. Sie war in drei Teile zerbrochen. Meine Augen wurden feucht, obwohl ich die Tränen zurückdrängte. Karen bückte sich, hob die Einzelteile auf und versuchte, sie zusammenzusetzen. «Vielleicht können wir sie reparieren», sagte sie. «Mit Sekundenkleber oder so.»
«Hör auf zu spinnen», sagte Pete. «Die ist im Arsch. Man kann eine Teekanne nicht kleben. Dann ist sie nicht mehr dicht.»
«Na ja, sie würde wenigstens wieder heil aussehen, oder?», sagte sie. Die drei großen Teile hatte sie zusammengesetzt, aber überall lagen noch kleinere Scherben herum. Ihr war wohl auch klar, dass Pete recht hatte, denn sie schaute die Teile, die sie in der Hand hatte, an und legte sie dann auf den Tisch.
«War sie alt?», fragte Karen. Ich musste an all die Male denken, wenn meine Mama die Kanne benutzt hatte, sonntags oder an Weihnachten oder wenn wir Besuch hatten. Ich nickte. «Na ja, dann ist es ja nicht so schlimm», meinte sie. «Wir kaufen dir eine neue. Nicht wahr, Pete?»
«Ja, klar», sagte er. «Wir kaufen dir eine bessere.»
Die beiden schauten mich an, und ich wusste, dass sie mich aufheitern wollten, was nett von ihnen war, denn Cheryl hatte ja die Kanne kaputt gemacht. Aber eigentlich war es nicht ihre Schuld. Wenn man betrunken ist, können solche Sachen passieren.
«Ich schaue besser mal nach, was Cheryl macht», sagte Karen.
«Wieso? Lass sie, die kommt schon klar», meinte Pete, doch Karen stand auf und sagte: «Nein, wer weiß, wo sie sich übergibt», und ging rein. Pete rief etwas hinter ihr her, hörte dann aber auf. Nach einer Weile schaute er mich grinsend an. Ich hatte das Gefühl,
Weitere Kostenlose Bücher