Tiffamy Duo Band 29
„Niemand hat mich um den Verstand gebracht", wiederholte sie. „Ich weigere mich nur, für eine Seite Partei zu ergreifen, bis die Sache geklärt ist."
„Sind fünfzig Prozent Anteil an , Westwind' kein Grund, auf unserer Seite zu stehen?" fragte Colin. „Ich besitze nur fünfundzwanzig Prozent, aber du wirst mich nie in der Gesellschaft dieses Kerls sehen."
Kendra blickte ihn spöttisch an. „Nein, das glaube ich auch. Du bist nämlich nicht sein Typ, Colin."
Colin wurde rot vor Zorn. Bevor er jedoch den Mund zu einer scharfen Antwort öffnen konnte, fuhr Justine dazwischen. „Wollt ihr beide endlich damit aufhören! Ich kann es nicht länger ertragen!"
Kendra und Colin sahen sie bestürzt an. Dann zuckte Colin schweigend mit den Schultern, und Kendra nickte stumm. Sie wusste, dass Justine nicht gerade auf ihrer Seite stand, denn sie verhielt sich seit jener Nacht, in der das Feuer ausgebrochen war, distanziert und reserviert zu ihr — allerdings nicht so offensichtlich feindselig wie Colin, der aus seinen Gedanken keinen Hehl machte.
„Könntet ihr beide mal für eine Minute den Streit begraben", sagte Justine wieder ruhig. „Sag mir lieber, was du von dem Tucson-Turnier hältst."
Kendra schaute sie verwirrt an. „Hm . . . Tucson . . . Turnier?" wiederholte sie vorsichtig.
Justine verdrehte in gespieltem Entsetzen die Augen. „Wir haben uns gerade darüber unterhalten, während du mit deinen Gedanken sonstwo warst. Ich denke, wir sollten uns mit ,Restless Wind' und einigen anderen Pferden daran beteiligen."
Kendra dagegen meinte nachdenklich: ,„ Windsong' könnte ich ja noch verstehen. Das Pferd ist gut in Form. Aber ,Restless Wind? Er wird doch seit Jahren nur noch als Zuchthengst benutzt."
Justine sah ihre Schwester entschlossen an. „Wir müssen der Realität ins Auge blicken, Kendra. Wir sind fast am Ende. Wollen wir nicht aufgeben, müssen wir noch einmal ganz von vorn anfangen, genau wie Vater. Fast alle Pferde, die ,Westwind' berühmt gemacht haben, sind tot. Alles, was wir besitzen, sind ein paar Pferde wie 'Restless Wind', ein ehemaliger Champion, mit dem wir versuchen müssen, wieder ins Geschäft zu kommen."
Kendra nickte zustimmend. Justine hatte recht. Leider vergaß sie einen sehr wichtigen Punkt. Sie mussten erst einmal herausfinden, wer ihre Pferde tötete, bevor es zu spät war. Seit ihrer Ankunft vor einigen Monaten waren sie keinen Schritt weitergekommen. Sie wussten immer noch nicht, wer „Westwind" sabotierte. Sie hatten viele im Verdacht, doch nur einer kam in Frage. Das ganze Geheimnis lag darin, diesen einzigen herauszufinden. Kendra stieß ihren Stuhl zurück und stand auf. „Da jetzt feststeht, was wir tun wollen, entschuldigt mich bitte."
Doch Justine hielt sie am Ärmel fest. „Noch steht gar nicht alles fest. Da ist noch etwas. Ich möchte, dass ,Windy Dawn' ebenfalls teilnimmt."
„So?" fragte Kendra gedehnt.
„Ich möchte, dass du ,Windy Dawn' reitest."
Kendra sah ihre Schwester sprachlos an und setzte sich wieder hin. „Wie bitte?" Justine nickte: „Du hast richtig gehört."
„Willst du mich auf den Arm nehmen? Ich habe seit zehn Jahren an keinem Dressurreiten mehr teilgenommen. Ich kann es nicht. . . und ,Windy' auch nicht."
„Einspruch. Sie muss. Wie ich schon gesagt habe, alle unsere alten Gewinner müssen noch einmal antreten. Entweder das, oder . . ." Justine zog einen Finger in unmissverständlicher Weise am Hals entlang. „Oder wir sind erledigt. ,Windy Dawn' ist neben ,Restless Wind' das einzige Pferd, das eine Chance hat. Du kannst mehr aus ihr herausholen als alle anderen, Kendra. Du und ,Windy', ihr seid unsere letzte Hoffnung. Allerdings hat ,Windy' vor fünf Jahren zuletzt an einem Turnier teilgenommen, und es hat zwei Jahre gedauert, sie zu trainieren."
„Und wie viel Zeit habe ich, ,Windy' und mich wieder in Höchstform zu bringen? Einen Monat?"
„Ihr werdet es schaffen", sagte Justine optimistisch. „Als unsere Schwierigkeiten anfingen, habe ich wieder begonnen, mit ihr zu trainieren — für den Fall, das sie gebraucht würde. Sie ist jetzt seit fünf Monaten im Training. ,Windy' schafft es, Kendra. Und du auch."
„Ich weiß nicht so recht", stichelte Colin. „Vielleicht haben zehn Jahre Stadtleben sie verweichlicht, und sie kann keine Turniere mehr reiten."
Kendra wollte ihm eine passende Antwort geben, hielt es dann aber für klüger, Mund zu halten. In diesem Augenblick betrat Miguel den Raum.
Die drei sahen ihn
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