Tiffamy Duo Band 29
erstaunt an... Ehrerbietig wie er war, kam er nur selten ins Haus ... Es musste also etwas passiert sein!
„Was gibt es, Miguel?" fragte Justine alarmiert. Miguel kam zögernd näher.
„O nein, kein Unglück, Señora", sagte er schnell. „Aber ich habe ein kleines Problem. Es handelt sich um die Pferde, die wir auf der Koppel zusammengepfercht haben, seit der Stall abgebrannt ist. Die Stuten, die Fohlen haben, kämpfen miteinander.
Die Koppel ist überfüllt, und ich kann nicht hinein, weil es zu gefährlich ist. , Winter-Wind' keilt aus, wenn irgendein Pferd ihrem Fohlen zu nahe kommt, Señora."
„Oh." Justine stieß einen Seufzer aus. „Ich habe bereits ein Unternehmen beauftragt, einen neuen Stall zu bauen, seit ich weiß, dass die Versicherung zahlen wird. Aber mit der Arbeit kann vor Montag nicht begonnen werden. Bis der neue Stall fertig ist, müssen wir so weitermachen. Es tut mir leid, Miguel. Versuch den Hufen von .Winter Wind' nicht zu nahe zu kommen."
„Warte", mischte sich Kendra ein. „Warum nimmst du nicht ,Windy Dawn' und bringst sie mit, Windsong' auf die kleinere Weide", schlug sie vor. „Dann wären zwei Pferde weniger auf der großen Koppel", fuhr sie fort. „Und die beiden werden nicht miteinander kämpfen, weil sie Mutter und Tochter sind. Ich möchte aber nicht, dass ,Windy Dawn' sich den ganzen Tag in der Sonne aufhält, weil sie für Tucson fit sein muss."
Justine lachte triumphierend: „Eine wunderbare Idee!"
Kendra rang sich ein kleines Lächeln ab und stand auf. „Die erste von vielen", meinte sie. Dann wandte sie sich an Miguel: „Wenn du Leona siehst, bitte sie, ,Windy Dawns' Schweif zu flechten und zu umwickeln. Er muss noch ungefähr sieben Zentimeter wachsen, soll ,Windy' so jung und schön aussehen wie vor fünf Jahren." Der Krieg ist ausgebrochen, dachte sie und sah Justine entschlossen an. „Darf ich dein Büro für ein paar Minuten benutzen?" fragte sie.
Justine sah überrascht auf. „Natürlich. Wofür?"
Statt einer Antwort zwang sich Kendra zu einem Lächeln und verließ die Küche. Noch bevor Kendra die Treppe erreicht hatte, fühlte sie sich erleichtert. Die Anspannungen der letzten Wochen waren wie weggeblasen. Nicht nur, weil sie jetzt etwas tun konnte, um „Westwind" zu retten, sondern auch, weil sie etwas wegen der Zigarettenschachtel unternehmen würde. Wenn sie beweisen konnte, dass Raymond unschuldig war, hatte die Schachtel keine Bedeutung mehr.
Kendra begann mit Leona. Nach einer halben Stunde legte sie den Hörer wieder auf die Gabel und lehnte sich in Justines Sessel zurück. Mechanisch strich sie sich eine widerspenstige Haarsträhne aus der Stirn und überprüfte die Notizen, die sie sich gemacht hatte. Sie hatte die „Arabian Horse Registry of America" angerufen und sich die Namen aller Gestüte in Texas, die Araberpferde züchteten, geben lassen. Glücklicherweise waren es nicht sehr viele. Kendra war froh, dass Leona nicht in Arizona, Kalifornien oder Kentucky gearbeitet hatte, wo es weitaus mehr Gestüte gab. Aber Leona hatte Texas gesagt, und daher hatte Kendra alle siebzehn Züchter angerufen, die registriert waren. Doch es war vergeblich gewesen. Niemand hatte jemals eine Leona Plack beschäftigt. Kendra konnte das Mädchen also nicht von ihrer Liste streichen, denn es hatte offenbar nicht die Wahrheit gesagt. Wieder war sie an einem toten Punkt angelangt. Die alte Liste der Verdächtigen war dieselbe geblieben: Leona. Vielleicht Collin. Und Raymond.
Immer wieder Raymond. Es gab nur einen einzigen Weg herauszufinden, ob sie seinen Namen von der Liste streichen konnte.
Kendra atmete einmal tief durch. Dann nahm sie den Hörer erneut von der Gabel und wählte die Nummer von Marcia Bradbury Durant.
★
Die Fahrt nach Morenci dauerte drei Stunden. Eine Strapaze in einem Auto ohne Klimaanlage. Doch Kendra musste die Wahrheit herausfinden. Das war sie „Westwind" schuldig . . . und sich selbst auch. Sie musste herausfinden, wo Raymond sich an den Tagen, an denen die Unglücke passiert waren, aufgehalten hatte. Wer konnte es also besser wissen als Marcia Durant?
Marcia hatte ihr am Telefon den Weg zur Ranch beschrieben. Sie lag nicht direkt in Morenci, sondern nordöstlich davon.
Kendra fiel es schwer, Raymonds Exfrau aufzusuchen. Als sie jetzt auf das Haus zufuhr, kam es ihr vor, als ob es erst gestern gewesen wäre und nicht vor zehn Jahren, dass Raymond nicht sie, sondern eine andere geheiratet hatte. Der Schmerz darüber war
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