Tiffamy Duo Band 29
sich sehr, von ihm zu hören. „Daniel!" rief sie. „Ich hatte die Hoffnung schon aufgegeben, dass du dich noch einmal bei mir meldest. Ist alles in Ordnung?"
„Natürlich ist alles in Ordnung. Aber mein Urlaub ist zu kurz."
„Das Problem haben die meisten Leute."
„Im Gegensatz zu den meisten Leuten gedenke ich jedoch dieses Problem zu lösen. Das heißt, du wirst es lösen, indem du unseren Urlaub um zwei Wochen verlängerst."
„Unseren Urlaub?"
„Mandy braucht auch noch etwas Erholung."
Für einen Moment herrschte am anderen Ende der Leitung Schweigen.
Dann seufzte Adela auf: „Daniel? Gibt es vielleicht etwas, das ich wissen sollte?"
„Vor zwei Jahren stürzten Mandy und ihr Mann in einem kleinen Sportflugzeug über dem Meer ab. Er starb. Sie ging mit dem Flugzeug unter und wäre fast ertrunken. In letzter Minute wurde sie gerettet. Aber sie verlor das Kind, das sie erwartete."
„O Gott", sagte Adela entsetzt.
„Seitdem hat Mandy panische Angst vor kleinen Flugzeugen und Wasser. Aber sie will diese Angst loswerden. Es hat sie unglaublichen Mut gekostet, auf dieser Insel zu bleiben, und jetzt ist sie so weit, dass sie ihr Gesicht unter Wasser halten und sogar ein wenig in der Lagune herumschwimmen kann. Wenn sie mehr Zeit hätte, könnte sie am Großen Barrierriff tauchen, da bin ich ganz sicher. Ich will, dass sie diese Chance erhält."
„Mein lieber Junge, weißt du überhaupt, was du da von ihr verlangst? Tauchen zu lernen ist schon schwierig genug. Aber für jemanden, der Angst vor Wasser hat, muss es unmöglich sein."
„Mandy braucht es nicht zu lernen. Sie kann es längst, und zwar perfekt. Außerdem hat sie einen Doktor in Meereskunde. Vor dem Unfall bedeutete das Meer alles für sie. Ich möchte, dass sie wieder so leben kann wie früher."
Wieder entstand am anderen Ende eine Pause. „Und du glaubst, dass sie sich das auch wünscht?" fragte Adela schließlich.
„Wenn du hören könntest, wie sie vom Meer spricht, würdest du diese Frage nicht stellen", erwiderte Daniel. „Adela, erinnerst du dich an diesen wissenschaftlichen Bericht über Fischfarmen und Korallenatolle, den unsere Stiftung vor in paar Jahren in Auftrag gegeben hatte?"
„Aber natürlich. Er war so gut, dass ich ihn noch immer als Modell benutze."
„Mandy hat zu diesem Bericht wesentlich beigetragen. Selbst wenn sie nie wieder tauchen geht, sollte sie zumindest in ihrem Beruf arbeiten. Ihr Wissen und ihr Talent sind auf ihrem jetzigen Posten verschwendet. Wenn ich darüber nachdenke, hätte ich allein im letzten Jahr hundertmal ihren Rat gebrauchen können. Sie ist weitaus mehr als eine attraktive Frau mit einem frechen Mundwerk. Sie ist intelligent und mutig und ..."
„Und deine Geliebte", unterbrach Adela ihn ruhig.
„Das, meine liebe Tante, geht dich nichts an." Adela seufzte. „Zwei Wochen?" „Ja."
„Dann musst du anschließend direkt nach Darwin fliegen. Dieser Peters kommt nicht so gut mit den Ureinwohnern zurecht wie du. Offenbar verträgt er die Delikatessen des Landstriches nicht."
Daniel verzog das Gesicht. Ihm grauste bei dem Gedanken an weitere anstrengende Verhandlungen mit den Eingeborenen, an warmes Bier und gebratene Eidechse. „In ein paar Wochen fängt die Regenzeit an", erklärte er seiner Tante. „Da kommt man kaum in den Busch hinein, geschweige denn wieder hinaus."
„Warum fliegst du dann nicht jetzt ein paar Tage herüber und bringst die Dinge in Ordnung? Du kannst doch anschließend deinen Urlaub verlängern."
„Kommt nicht in Frage. Ein paar Tage ist ein dehnbarer Begriff, wenn du es mit einer Kultur zu tun hast, die kein europäisches Zeitkonzept kennt. Zwei weitere Wochen Urlaub für Mandy und mich. Dann esse ich Eidechse, bis die Dinge in Ordnung gebracht sind. Okay?"
„Okay."
„Gut. Und du kannst in der Zwischenzeit bei der Stiftung einen Posten für eine Meeresforscherin ausschreiben."
„Daniel?" „Ja?"
„Hast du inzwischen deine Ansichten über die Ehe geändert?"
Daniel umklammerte den Hörer so fest, dass ihm die Hand weh tat. „Deinen eigenen Worten zufolge, meine liebe Tante, ist eine beiderseitig befriedigende Affäre der Ehe jederzeit vorzuziehen", erwiderte er knapp.
Als Adela ihm darauf antwortete, klang eine seltsame Traurigkeit in ihrer Stimme. „Das galt nur für mich, Daniel. Es war ganz gewiss nicht als Alibi für dich gemeint. Denkt Mandy auch so über die Ehe?"
„Glaubst du, ich hätte mich sonst mir ihr eingelassen?"
„Ja — wenn
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