Tiffany Duo 134
und schirmte sie von dem beißenden Dezemberwind ab, der von den San-Francisco- Bergen herüberheulte und die dünne Schneedecke aufwirbelte. Der Kragen seiner Schafsfelljacke schützte seine Ohren. Seinen schwarzen Cowboyhut hatte er tief in die Stirn gezogen.
Sie waren auf die Henderson-Ranch heimgekehrt, er und Lauren. Becky hatte sie begleitet, genau wie die geschiedenen Eltern der Schwestern, ihre Tante Jane und Laurens Assistent Josh. Alle waren zusammengekommen, um nachträglich die Hochzeit zu feiern, die für alle eine Überraschung gewesen war.
Auch die Hendersons hatten sich versammelt. Sam, Molly und Kasey. Reece und Sydney. Evan war auf seiner Harley gekommen und hatte den unerwarteten Schnee lautstark verflucht. Am meisten freute sich Marshs Mutter Jessica, die ihre neue Schwiegertochter mit einem warmen Lächeln empfing.
Jake hatte seine Trauer zur Seite geschoben, um sie willkommen zu heißen. Und sogar Shad war gekommen und hatte, galant wie er war, die verlegene Tante Jane auf einem Rundgang durch die Stallungen begleitet.
Sie alle warteten drinnen im Haus.
Doch Lauren hatte diesen Augenblick allein mit Marsh verbringen wollen. Mit vom Wind zerzausten Haaren bückte sie sich, um ein Bouquet Winterrosen auf Ellens Grab niederzulegen. Sie seufzte, als sie sich wieder aufrichtete und den Kopf an die Schulter ihres Mannes lehnte. Seine Arme umschlossen sie.
„Ich wünschte, ich hätte sie gekannt.“
„Du hättest sie gemocht.“
Einen Moment lang standen sie still da. Gedankenverloren hob Lauren ihre Hand, um sich ein paar rote Haarsträhnen hinters Ohr zu streichen. Marshs Magen zog sich zusammen, als sein Blick auf die vernarbte Haut zwischen ihrem Ärmel und Handschuh fiel.
„Ich bin froh, dass ihr Mullvane geschnappt habt.“
„Und ich erst“, gab er zurück.
Auch nach all diesen Wochen konnte er immer noch nicht fassen, wie einfach es gewesen war. Angesichts einer Anklage wegen Entführung und versuchten Mordes hatte Joey nur zu gerne ausgepackt. Innerhalb von Stunden gab es genügend Grundlagen für einen vorläufigen Haftbefehl für Mullvane. Und nach wenigen Tagen konnte er festgenommen und in Handschellen abgeführt werden. Unterdessen hatte Lauren ihrer trauernden Schwester beigestanden. Und sie hatte ihr Versprechen gehalten, einen Spitzentanga unter ihrem elfenbeinfarbenen Brautkleid zu tragen. Marsh bekam noch immer eine Gänsehaut, wenn er an ihre Hochzeitsnacht zurückdachte.
Und jetzt, nachdem sie heimgekehrt waren und Mullvanes Gerichtsverhandlung kurz bevorstand, musste Marsh seiner Frau endlich die ganze Wahrheit sagen. Behutsam drehte er sie zu sich um.
„Lauren, David Jannisek ist nicht bei der Explosion ums Leben gekommen.“
„Was?“
„Als wir in die Auffahrt dieses leer stehenden Hauses fuhren und ich den Schuss hörte, wusste ich instinktiv, dass ich dich gefunden hatte. Ich ließ den Fahrer David über Funk kontaktieren, während ich zum Haus rannte. “
„Aber ...?“
„Jannisek sprang kurz vor der Explosion aus dem Wagen.“ Benommen schaute Lauren ihn an. Sie schwankte zwischen Freude und Wut.
„Allerdings wurde er schwer verletzt“, fuhr Marsh fort. „Er hat wochenlang mit dem Tod gerungen.“
„Und du hast Becky nichts davon gesagt! Und mir auch nicht!“
-„Ich wollte ja, aber ich musste Dave versprechen, nichts zu, erzählen. Er wollte sie nicht...“ Er hielt inne und korrigierte sich.
„Er will sie nicht wieder in Gefahr bringen. Bis die Gerichtsverhandlung vorbei ist und er endgültig untertauchen kann, besteht immer noch die Möglichkeit, dass Mullvane wieder jemanden auf ihn ansetzt.“
Damit nahm er Laurens Argumenten erst mal den Wind aus den Segeln. Marsh wusste, dass sie jetzt nachdenken und in Ruhe abwägen würde, bevor sie die Sache weiter diskutierte. Jetzt galt ihre Hauptsorge ihrer Schwester.
„Können wir es Becky sagen?“
„Nur wenn sie sich einverstanden erklärt, weder vor noch nach der Verhandlung Kontakt mit Jannisek aufzunehmen.“
„Aber ...“
„Das sind seine Bedingungen, nicht meine.“
Es gefiel ihr nicht. Sie schaute ihren Ehemann böse an, so als sei es seine Schuld, dass Becky sich in den vergangenen Wochen jede Nacht in den Schlaf geweint hatte.
Das war es, was er an der Frau, die jetzt seine Frau war, am meisten liebte. Die unbeirrbare Loyalität zu ihrer Schwester und in den letzten Wochen auch zu ihm und seiner Familie. Ihre Liebe war bedingungslos, und er bewunderte sie dafür. Er
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