Tiffany Duo 134
wisst", fuhr er fort. „Falls meiner Tochter und ihrem Mann etwas zustoßen sollte, fällt mein gesamter Besitz nach meinem Tod an die Wohlfahrt."
Die ohnehin eisige Atmosphäre wurde noch eisiger. Hawk taxierte eingehend jedes Gesicht. Eloise war außer sich. Thomas panisch. Todd wirkte höchst verärgert. Stacy war empört.
„Nun, da wir jetzt alle wissen, woran wir sind, können wir uns ja wieder unter unsere Gäste mischen", riet Emory. „Und ich schlage vor, dass jeder ein fröhliches Gesicht macht, damit die Leute nicht auf falsche Gedanken kommen."
Die Familie räumte die Bibliothek schweigend. Renee ging zur Couch und ließ sich darauf niedersinken. Emory setzte sich neben sie.
„So, das hätten wir überstanden", bemerkte Hawk.
Renee lachte bitter auf. „Ich fühle mich wie ein Stück rohes Fleisch, das man den Löwen zum Fraß vorgeworfen hat."
„Meine Familie achtet sehr genau darauf, was mit ihrem Geld passiert", sagte Emory sarkastisch. „Ich bin mir sicher, dass Thomas und Todd ihre Einwände hinuntergeschluckt haben. Eloises chronische Geldschwierigkeiten haben ihren gesunden Menschenverstand getrübt, aber sie wird sich schon wieder beruhigen. Ich gehe davon aus, dass sie sich in Zukunft alle hinter ihrem falschen Lächeln verschanzen, aber man kann ihnen nicht über den Weg trauen."
„Und warum hast du sie dann immer noch in deiner Firma?" Renee fragte sich, wie er mit Leuten zusammenarbeiten konnte, denen er nicht vertraute.
„Sie sind meine Familie", antwortete Emory. „Ich bin eben ein altmodischer Mensch, der immer noch glaubt, dass man sich um seine Familie kümmern muss."
Das erklärte auch das, was er für sie tat. Es war nur ein schwacher Trost.
„Ich bin überzeugt davon, dass du gut auf Renee aufpassen wirst", fuhr Emory an Hawk gewandt fort, „aber nach diesem Erlebnis von eben möchte ich, dass du doppelt wachsam bist. Ich will nicht mein Kind und mein Enkelkind verlieren."
Emorys Worte jagten Renee einen eisigen Schauer über den Rücken. „Keine Sorge, Emory. Ich halte die Augen offen", gab Hawk zurück. Der alte Mann nickte und stand auf. „Dann lasst uns jetzt zurückgehen und alle Gerüchte im Keim ersticken."
5. KAPITEL
Renee sah in der Ferne die glitzernden Lichter einer Stadt. Da die Nacht ihre schwarze Decke über das Land gebreitet hatte, wusste sie nicht, um welche Stadt es sich handelte. Es war ein deprimierender Flug gewesen. Hawk saß neben ihr und gab ihr durch seine Körperhaltung zu verstehen, dass sie ihn ja nicht ansprechen sollte.
Na toll. Sie würde ihre Flitterwochen mit einem Miesepeter verbringen. Flitterwochen, die ein Überraschungscoup von Emory gewesen waren und von denen sie bis vor zwei Stunden noch nichts gewusst hatte. Nun, warum nicht? Hawks Verhalten war das perfekte Ende eines verheerenden Tages - ihres Hochzeitstages. Besser hätte sie es sich in ihren schlimmsten Träumen nicht ausmalen können. Ihr kamen die Tränen.
Sie schaute auf den Brautstrauß, der auf dem Sitz neben ihr lag. Ein wunderschönes Gesteck, das Hawk vom Gärtner für sie hatte binden lassen. Sie verstand immer noch nicht, warum er das getan hatte. Sie lehnte ihren Kopf gegen die Nackenstütze und schloss die Augen. Hatte er sie nur geheiratet, damit sie sicher war, oder war das Baby der Grund gewesen? Es gab Momente, in denen sie glaubte, außer Begehren noch etwas anderes in seinen Augen zu entdecken. Sie hätte dieses Etwas gern benannt, aber weil sie eine Realistin war, wagte sie es nicht.
Konnte sie sich auf Hawk wirklich verlassen? Konnte sie ihm vertrauen? Kannte sie ihn überhaupt?
Sie dachte daran, dass irgendwann im Verlauf des Abends Stacy zu ihr gekommen war und behauptet hatte, dass sie nicht die einzige Frau in Hawks Leben wäre. Hatte er womöglich zu der Zeit, als sie zusammen waren, auch mit Stacy geschlafen? Oh, Gott, sie durfte nicht daran denken.
„Wir landen in zehn Minuten auf dem DIA", wurden, sie von dem Piloten über Mikrofon informiert.
„DIA?" fragte Renee.
„ Denver International Airpor t", antwortete Hawk.
„Warum Denver?" wunderte sich Renee.
„Emory besitzt eine Villa außerhalb der Stadt in den Bergen. Bestimmt hat er vor, uns dort unterzubringen", gab er gleichmütig zurück.
„Hoffentlich ist die Aussicht schön", brummte sie, verärgert über sein abweisendes Verhalten. „Dann kann ich in den nächsten Tagen wenigstens aus dem Fenster schauen."
Eine leichte Röte stieg in seine Wangen, aber das war
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