Tiffany Duo 134
von ihm herunterrollte.
„Ehrlich gesagt, hab ich gar nichts gedacht“, gab sie zu. Mit weichen Knien setzte sie sich auf und strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Ich habe den Schuss gehört und ... und einfach reagiert.“
Marsh spürte unverhohlene Bewunderung für diese Frau. Sie hatte wirklich Mut bewiesen, und das nicht zum ersten Mal. Sie besaß einen Mund, der zum Küssen einlud, einen Körper, der den geheimsten männlichen Fantasien entsprungen zu sein schien, eine tiefe Loyalität ihrer unreifen Schwester gegenüber und jede Menge Mut. Diese Mischung gefiel ihm.
„Tja, reagieren, das gehört eigentlich zu meinem Job“, erinnerte er sie, während er sich aufrichtete. „Wenn tatsächlich jemand auf uns geschossen hätte, dann wäre eine solche Bruchlandung nicht gerade hilfreich gewesen.“
„Verzeihen Sie mir, dass ich versucht habe, Ihr Leben zu retten.“
„Sollten wir jemals in eine brenzlige Situation geraten, dann gehen Sie einfach in Deckung und überlassen alles Weitere mir.“ Noch bevor Lauren protestieren konnte, hörte sie, wie jemand den Pfad herauf geritten kam.
„Bist du das, mein Junge?“ rief eine heisere kurzatmige Stimme.
Marsh unterdrückte ein Stöhnen. Diese Reibeisenstimme hätte er überall erkannt. „Ja, Shad, ich bin es.“
„Was zum Teufel tust du da mit deinem Hintern im Dreck?“
„Ich genieße die Aussicht, nichts weiter.“
Marsh sprang auf die Füße und reichte Lauren die Hand, um ihr aufzuhelfen. Über ihren Kopf hinweg warf er dem alten Cowboy einen warnenden Blick zu, den dieser jedoch geflissentlich ignorierte.
„Ich sehe, was du meinst, Junge.“ Ein tiefes Grinsen breitete sich auf dem wettergegerbten Gesicht des alten Mannes aus. „Sie ist übrigens ein viel hübscherer Anblick als diese hochnäsige wasserstoffblonde Börsenmaklerin, die du letztes Mal mit hier oben hattest!
„Das hier ist geschäftlich, Shad. Polizeisache.“
Marsh kannte Shad seit seiner Kindheit. Bei ihm hatte er reiten und so manches andere gelernt. Jetzt lachte der alte Mann über das ganze Gesicht.
„Wie du meinst, mein Junge.“ Unbeeindruckt spuckte der Alte etwas Kautabak ins Gras und stieg von seinem Pferd.
„Werde ich deiner Polizeisache auch vorgestellt oder was?“
„Lauren Smith. Shadrach McCoy.“
Zu Marshs Erstaunen nahm der Vorarbeiter Laurens Hand, die sie ihm entgegenstreckte, und küsste sie galant.
Lauren war bezaubert. Ihr ganzes Gesicht erstrahlte in einem warmen herzlichen Lächeln. „Vielen Dank, Mr. McCoy.“
„Nennen Sie mich Shad, Ma'am. Das machen alle.“
„Shad.“
Dieser zuckersüße Dialog zwischen den beiden wurmte Marsh. Mit ein paar kurzen Sätzen hatte der alte schnodderige Mann Lauren dieses umwerfende Lächeln entlockt. Das war ihm bisher nicht annähernd gelungen!
„Was führt dich her?“ fragte er den Vorarbeiter.
Die Frage klang schärfer, als Marsh beabsichtigt hatte. Shad zog eine seiner struppigen grauen Augenbrauen hoch und fixierte ihn.
„Wollte nur sichergehen, dass die Jungs alle Vorräte hochgebracht haben, die du bestellt hast.“
„Haben sie. Wir sind versorgt.“
„Na dann.“ Shad richtete seine schwarzen funkelnden Augen auf Lauren. „Und Sie, Madam? Brauchen Sie irgendwas?“
Lauren fielen Hunderte von Dingen zugleich ein, die sie gebraucht hätte. Bequeme Unterwäsche zum Beispiel. Aber darum konnte sie Shadrach McCoy schlecht bitten.
„Nein, vielen Dank. Ich habe alles.“
„So, so.“
Shads buschige Brauen bewegten sich amüsiert auf und ab. Was immer er in ihrem Gesicht lesen mochte, ließ ihn schmunzeln, aber sein Lächeln verschwand, als er sich wieder Marsh zuwandte.
„Na, dann werd ich dich wohl mal wieder die Aussicht genießen lassen.“
Er griff nach den Zügeln, und schwang sich in den Sattel zurück. „Aber vielleicht solltest du den Genuss der Aussicht nach drinnen verlegen, Junge. Es wäre doch schade, wenn dir wieder ein Frettchen ins Hosenbein kriechen würde, so wie damals...“
„Shad ...
„... als du dich mit deinen Brüdern gerangelt hast“, fuhr er unbeirrt fort. „Hat ein gutes Stück aus deinem Hinterteil herausgebissen, das Tier, wenn ich mich recht erinnere.“
Er tippte mit dem Finger gegen seinen Hut und galoppierte davon.
Lauren sah Marshs verlegenen Gesichtsausdruck und unterdrückte ein Kichern. Seine Wangen hatten sich rot gefärbt. Sich von einem Frettchen in den Hintern beißen zu lassen, passte so gar nicht zu dem knallharten
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