Tiffany Duo 134
lassen?“
„Nein. Nicht mehr.“ Lauren war überrascht, wie gelassen sie das sagen konnte. Sie spürte nichts mehr von der Bitterkeit, die sie immer empfunden hatte, wenn sie an ihre Scheidung erinnert wurde. Hatte die kühle, klare Bergluft sie endgültig von ihrem Schmerz befreit? Oder war es einfach so, dass sie in Marshs Nähe an gar keinen anderen Mann mehr denken konnte?
Immer wieder war er in ihren Gedanken. Und immer wieder versuchte sie, ihn von dort zu verdrängen, versuchte sich wieder und wieder klarzumachen, dass er ein Polizist war, der keine Skrupel hatte, sie als Köder zu benutzen. Aber sie konnte sich weder seinem rauen Charme noch seinem unverschämt guten Aussehen entziehen. Er löste Gefühle in ihr aus, die sie lange nicht mehr empfunden hatte, und mit jeder Stunde, die sie mit diesem Special Agent verbrachte, fiel es ihr schwerer, diese Gefühle zu kontrollieren.
Lauren war noch immer in Gedanken versunken, als Marsh sich zu ihr umdrehte. „Übrigens, es gibt da noch etwas, was ich Ihnen zeigen will.“
Er bog die Äste eines niedrigen Strauchs auseinander und deutete auf eine kleine unscheinbare Metallscheibe, die verdeckt von Laub und Geäst auf dem Boden lag. „Das ist ein Infrarot-Sensor, der auf Wärme reagiert. Ich habe gleich mehrere auf dem Gelände versteckt. Sie bieten einen gewissen Schutz.“
„Schutz vor was?“ fragte Lauren.
„Vor unerwünschtem Besuch. Wenn sich jemand nähert, geht der Alarm los.“
Sie war sich nicht sicher, ob sie sich jetzt beschützt oder überwacht vorkommen sollte. Mit einem mulmigen Gefühl folgte sie Marsh zurück ins Haus.
„So, und was machen wir jetzt?“ fragte sie, als sie die Tür hinter sich schloss.
Er zuckte mit den Schultern und warf seine Jacke auf das Sofa. „Wir warten - und in der Zwischenzeit können Sie mir alles erzählen, was Sie über Dave Jannisek wissen. Ich verrate Ihnen dann das, was wir durch unsere Nachforschungen über ihn erfahren haben. Wenn er anruft, muss er glauben, dass Sie Becky sind.“
„Wenn er anruft.“
„Oh, er wird anrufen.“
„Wie können Sie sich da so sicher sein?“
Marsh grinste breit. „Ich sag’s mal so - wenn Ihre Schwester in einem knappen Slip auch nur halb so gut aussieht wie Sie gestern Abend, dann wäre er verrückt, wenn er nicht anrufen würde.“
Lauren spürte, wie ihr das Blut in die Wangen schoss. Sie konnte nicht sagen, wann ihr das zum letzten Mal passiert war. Zu allem Überfluss hatten seine Worte ein seltsames Prickeln in ihrem Körper ausgelöst.
Er ignorierte ihre Verwirrung und breitete den Inhalt einer dicken Akte auf dem Tisch aus. Als Lauren unter dem Stapel von Papier auch Fotos von ihrer Schwester erkannte, versetzte es ihr einen Stich ins Herz.
Eines der Bilder zeigte Becky lachend an der Seite eines großen blonden Mannes. Sie griff es heraus. Oh, Becky. Diesmal wirst du wohl nicht mit einem Lachen davonkommen.
„Ist er das?“
„Das ist er“, antwortete Marsh mit der ganzen Verachtung, die er für diesen Mann empfand.
Lauren betrachtete Janniseks Bild genauer. Becky hatte nicht übertrieben. Er war ein gut aussehender Mann mit gebräunter Haut und blonden Haaren. Durch das schmale Oberlippenbärtchen und die etwas altmodisch anmutende Kleidung wirkte er allerdings ein wenig exzentrisch.
„Was hat Ihre Schwester über ihn erzählt?“
„Nicht viel. Er soll sehr viel Humor haben. Er mag Hunde lieber als Katzen, und er versteht es, gut zu leben.“
„Gut zu leben ist wohl untertrieben. Lesen Sie mal den Bericht.“ Marsh reichte ihr die Untersuchungsakte.
Ihr wurde fast schwindelig von dem, was sie dort lesen musste. Der Bericht entlarvte Janniseks zweifelhaften Lebenswandel in allen Einzelheiten. Und es war offensichtlich, dass Becky nicht gerade versucht hatte, ihren Freund von seinem ausschweifenden Lebensstil abzubringen. Schließlich war sie es, die ihn durch seine unzähligen kostspieligen Geschenke an sie noch tiefer in den Ruin getrieben hatte.
Jedes einzelne kleine Präsent, das Jannisek seiner Geliebten gemacht hatte, war in dem Bericht aufgeführt. Lauren war schockiert, als sie las, dass darunter auch die goldene Einhorn- Brosche war.
„Das ist noch nicht alles“, bemerkte Marsh trocken. „Jannisek hat an einem Nachmittag fast zwanzigtausend Dollar beim Pferderennen aufs Spiel gesetzt. Ihre Schwester war in seiner Begleitung.“
„Becky hat sicher nichts von seinen Wetten gewusst.“
„Mag sein.“ Marshs Blick
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