Tiffany Duo 40
Claire
aufwachte und merkte, dass er weg war.
Oliver rauchte und trank Kaffee, während er wartete, und fragte sich, ob Green nach
dem Anruf wirklich aufgestanden war, oder sich einfach umgedreht hatte und
weiterschlief. Er würde ihm fünf Minuten geben, und dann Greens Zimmer
aufsuchten.
Gerade als Oliver gehen wollte, erschien Green ziemlich verschlafen in der Tür.
Oliver winkte ihn ungeduldig zu sich an den Tisch, und er spürte, wie die Spannung
seinen Nacken verkrampfte. Er dachte an Claire, die vertrauensvoll oben schlief, und fragte sich, was sein Kollege wohl herausgefunden haben mochte.
»Oliver.« Green nickte ihm missmutig zu, während ersieh setzte. Er bediente sich
aus Olivers Kaffeekanne und schlürfte den heißen Kaffee. »Ich stehe nicht für jeden
zu so einer unchristlichen Stunde auf«, stieß er hervor, »schon gar nicht nach einem Überseeflug.«
»Das weiß ich zu schätzen, Bob.«
»Das solltest du auch. Wir hätten uns heute auch noch
später treffen können. Wozu diese Eile?«
Oliver zögerte. Wie viel konnte er Green anvertrauen? »Ich wusste nicht, ob ich dich später noch treffen konnte«, sagte er schließlich. »Ich bin nicht allein nach Tel Aviv gekommen.«
Green schaute ihn abschätzend an, während er seine Tasse erneut füllte. »Das ist ja
ein ganz neuer Zug an dir. Normalerweise trennst du doch Geschäft und
Vergnügen.«
Oliver rutschte unbehaglich auf seinem Stuhl hin und her. »Das mache ich im
Grunde jetzt auch.«
»Du machst mich neugierig.« Als Green Olivers abweisende Miene sah, seufzte er
missmutig auf, zog eine Zigarette aus einer fast leeren, halb zerknüllten Packung,
und förderte schließlich nach längerem Suchen ein Feuerzeug zutage. Er zündete die
Zigarette an, nahm einen tiefen Zug und schaute Oliver durch den Rauch prüfend an.
»Da mein Schlaf sowieso ruiniert ist, kann ich genauso gut frühstücken.« Er winkte
dem Kellner und bestellte. »Du schuldest mir einen Gefallen, Kellogg, und ich werde
ihn eines Tages einfordern.«
»Sicher, alles was mir möglich ist. Aber erzähl mir jetzt, was du in dem Telegramm
gemeint hast, was meine Nachforschungen betrifft.«
»Draper ist verschwunden.« Green langte nach dem Aschenbecher und schnippte
die Asche hinein.
»Dr. Reynolds Draper, der Mann, der für die Wiamcyn-Tests verantwortlich war?«
»Ja.«
»Was meinst du damit, er ist verschwunden?« hakte Oliver nach.
»Er arbeitet nicht mehr für ,Wiley'. Die offizielle Darstellung lautet, dass er nur
vorübergehend abwesend ist. Angeblich hat er, sich ein Jahr Forschungsurlaub
genommen, um ein Buch zu schreiben. Ich konnte nicht herausfinden, wo er steckt.
Natürlich habe ich es auch nur telefonisch versucht, weil ich keine Zeit hatte, nach Atlanta zu fliegen. Und VerNoy hätte den Ausflug sowieso nicht erlaubt.«
»Irgend etwas stimmt da nicht«, meinte Oliver.
»Möglich.« Green drückte die Zigarette aus und zündete sich eine neue an. »Aber
diese Typen nehmen sich ja ständig Forschungsurlaub, um Bücher zu schreiben. Bist
du hier weitergekommen?«
»Noch nicht.«
»Behältst du diese Weston im Auge?«
»Ja«, erwiderte Oliver knapp.
»Macht deine Schwester schon irgendwelche Fortschritte?«
»Es ist noch zu früh, um darüber zu reden.«
Der Kellner brachte Greens Frühstück, und während Green aß, dachte Oliver
darüber nach, welche Bedeutung Drapers Forschungsjahr haben könnte. Als Green
fertig war, deutete er an die Decke. »Und wer ist das Mädchen?«
»Sie ist kein Mädchen«, erwiderte Oliver.
»Entschuldige«, sagte Green mit einer Spur Sarkasmus in der Stimme. »Deine Süße,
oder die Lady, oder was auch immer.«
Oliver warf ihm einen eisigen Blick zu. »Nichts von alledem.«
»Du bist nicht gerade in bester Stimmung heute morgen. Und ich habe keine Lust,
deine miese Laune zu vertreiben. Ich werde hinaufgehen und versuchen, noch etwas
zu schlafen.« Er stand auf. »Oh, fast hätte ich es vergessen. Ich habe eine Nachricht für dich von VerNoy. Er sagt, er streicht dir das Geld, wenn er bis Mittwoch nichts
von dir gehört hat.«
Oliver stieß eine lautlose Verwünschung aus. »Sag ihm, er braucht nicht so lange zu
warten. Ich werde Urlaub nehmen.«
Green suchte eine neue Packung Zigaretten in seinen Taschen. »Allmählich komme
ich mir vor wie dein Laufbursche, Kellogg. Das kannst du ihm schön selbst erzählen.
Ich fliege heute Nachmittag nach Saudi-Arabien weiter. Der Prinz hat endlich
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