Tiffany Duo 40
offensichtlich, dass dieser Mann sieben Jahre lang allein gelebt hatte. »Es gibt nichts Besonderes, weil ich keine Zeit zum Backen
hatte.« Sie richtete ein paar Kekse in einer kleinen Schüssel an und goss den
Pfirsichsaft darüber. »Probier's mal.
Es ist zwar nur Fertigkost, schmeckt aber recht gut.«
Wenig später war die Schüssel leer, und Ray sah nicht mehr so erschöpft aus. »Ich
habe mir deine Stereoanlage im Wohnzimmer angeschaut. Scheint ganz ordentlich
zu sein.«
»Ich habe sie schon mehrere Jahre. Hoffentlich hat sie den Transport unbeschadet
überstanden.«
Ray hatte schon vor langer Zeit entschieden, dass er Geld dringender brauchte als
Musik, und seine Stereoanlage verkauft. Wenn man ums Überleben kämpfte, lernte
man sehr schnell, Prioritäten zu setzen. Aber er vermißte Musik, und nun freute er
sich darauf, wieder einmal seine klassischen
Platten zu hören.
Das ganze Haus zeigte Spuren von Madelyns Tätigkeit, und er bereute, dass er ihr
Vorwürfe gemacht hatte, weil das Dinner nicht rechtzeitig fertig gewesen war. Die
Böden glänzten vor Sauberkeit wie schon seit Jahren nicht mehr, nirgends lag ein
Staubkörnchen. Es roch nach Möbelpolitur, und das Bad war blitzblank. Offenbar
wusste diese Städterin, wie man ein Haus in Ordnung brachte.
Er half ihr, den Tisch abzuräumen und das Geschirr in die Spülmaschine zu stellen.
»Was ist das?« fragte er und zeigte auf Madelyns Liste.
»Die Einkaufsliste. In der Speisekammer fehlen einige Vorräte.«
Er zuckte die Schultern. »Meistens war ich so müde, dass ich nur Sandwiches aß.«
»Wie weit ist es bis zum nächsten Supermarkt? Erzähl mir bloß nicht, ich müsste
nach Billing fahren!«
»Etwa zwanzig Minuten von hier gibt's eine Gemischtwarenhandlung, - kein
Supermarkt, aber man bekommt dort wenigstens die Grundnahrungsmittel. Ich
fahre dich übermorgen hin. Morgen geht's nicht, weil ich noch einige Zäune
reparieren muss, ehe ich die Herde auf die Weide bringe.«
»Beschreib mir einfach den Weg. Bis übermorgen werden wir nicht mit den
Vorräten auskommen.«
»Ich möchte nicht, dass du durch die Gegend ziehst.«
»Ich werde nicht durch die Gegend ziehen, ich will einfach nur einkaufen.«
»Es wäre mir lieber, du würdest warten, bis ich Zeit habe. Ich weiß noch nicht, wie
verläßlich der Ford ist.«
»Könnte ich den Lieferwagen benutzen?«
»Ich sagte, dass ich dich übermorgen zu diesem Laden bringe, und damit basta.«
Verärgert rannte Madelyn die Treppe hinauf und duschte. Warum war er so
unnachgiebig? Er führte sich auf, als hätte sie verkündet, sie wolle eine Bar suchen und dort den ganzen Tag
verbringen. Aber vielleicht hatte seine erste Frau genau das getan. Wie auch immer,
Madelyn wollte nicht für Alanas Sünden büßen.
Sie packte noch ein paar Kleider aus und hängte sie in den Schrank eines anderen
Schlafzimmers, da sie vorerst keine Verwendung für diese Art von Garderobe finden
würde. Es war ein sonderbares Gefühl, die Kleider neben Männersachen zu sehen.
Auf dem College hatte sie mit einer Kameradin ein Zimmer geteilt, doch das ließ sich nicht mit der jetzigen Situation vergleichen. Die war viel ernsthafter und sollte ein Leben lang andauern.
Gegen acht Uhr wurde Madelyn müde. Kein Wunder, nachdem sie um halb fünf Uhr
morgens aufgestanden war. Außerdem spürte sie immer noch die Nachwirkungen
des Schlafmangels vor der Hochzeit. Und sie hatte einen anstrengenden Tag hinter
sich. Sie konnte kaum noch die Augen offenhalten.
Sie hörte, wie Ray die Treppe hinaufstieg und das gemeinsame Schlafzimmer betrat.
»Madelyn?« rief er.
»Ich bin hierdrin.«
Er erschien in der Tür, sein Blick streifte die Kleider, die auf dem Bett lagen. »Was machst du?« Seine Schultern wirkten seltsam angespannt.
»Ich hänge die Sachen, die ich nicht brauche, in diesen Schrank - dann haben wir in
unserem mehr Platz.«
Vielleicht bildete sie es sich nur ein, aber es sah so aus, als würde er aufatmen.
»Gehen wir ins Bett?«
»Ja. Ich kann auch noch morgen hier aufräumen.«
Er trat zur Seite, um sie vorbeizulassen, dann schaltete er das Licht im Zimmer aus
und folgte ihr in den Hur. Madelyn war barfuß und trug ein anderes dünnes Hemd
als am Vorabend. Neben Ray kam sie sich so klein und verletzlich vor. Ihr Scheitel
reichte nur bis zu seinem Kinn. Und er war so stark und männlich - gleich würde sie
wieder mit ihm in diesem breiten Bett liegen. Für den Rest ihres Lebens
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