Tiffany Duo 40
neuer Partner war ein
Verwandter seiner Frau. Ein Jahr früher hätte er das nicht ertragen. Offenbar hatte
er sich endlich aus dem Morast des bitteren Hasses befreit, in dem er jahrelang
versunken gewesen war. Alana gehörte der Vergangenheit an. Mit der Wahl seiner
ersten Frau hatte er einen schweren Fehler begangen. Aber kluge Leute lernten aus
ihren Fehlern und nutzten die Lektion für ihr künftiges Leben. Auch ihm war das
gelungen, allerdings nur teilweise. Wie man wieder Freude am Leben fand, hatte
ihm erst Madelyn beigebracht. Trotzdem war er entschlossen gewesen, an seiner
Bitterkeit festzuhalten, bis er seine Ehe zerstört hatte.
Verdammt, er würde auf allen vieren vor ihr kriechen, wenn er sie dadurch
veranlassen könnte, zu ihm zurückzukehren.
Während die Tage verstrichen, wuchs seine Verzweiflung, und schließlich war er
bereit, genau das zu tun. Aber ehe seine Sehnsucht unkontrollierbar wurde, bekam
er einen Anruf, der ihn tief erschütterte. Erica, Alanas Schwester, erklärte ihm, seine kürzlich verstorbene Exfrau habe ihn zu ihrem Haupterben eingesetzt. Wäre es
möglich, nach New York zu kommen?
Erica holte Ray vom John F. Kennedy Airport ab, eine große, schlanke,
zurückhaltende Frau, nur zwei Jahre älter als Alana. Aber die beiden hatten eher wie Tante und Nichte, aber nicht wie Schwestern gewirkt.
Graue Strähnen durchzogen Ericas dunkles, welliges Haar, und sie nahm sich
offensichtlich nicht die Mühe, dies zu verbergen. Mit einem kühlen Lächeln reichte
sie ihm die Hand. »Danke, dass du gekommen bist, Ray. Unter den Umständen ist
das mehr, als ich erwarten durfte - und gewiß mehr, als wir verdienen.«
Er schüttelte ihr die Hand und zuckte die Schultern. »Vor einem Jahr hätte ich dir
noch zugestimmt.«
»Und was ist in diesem Jahr passiert?«
»Ich habe wieder geheiratet, und meine finanzielle Lage ist inzwischen gesichert.«
Ihre Augen umschatteten sich. Auch sie hatte graue Augen, aber nicht so sanfte,
bezaubernde wie Madelyn. »Es tut mir leid, was bei der Scheidung geschehen ist.
Alana bedauerte es ebenfalls, aber irgendwie schien es keine Möglichkeit zu geben,
das alles aus der Welt zu schaffen. Ich bin froh, dass du wieder geheiratet hast, und ich hoffe, du bist glücklich mit deiner Frau.«
Ich wäre glücklich, wenn sie wieder mit mir leben würde, dachte er, sprach es aber
nicht aus. »Danke. Wir erwarten ein Baby. Ende Oktober ist es soweit.«
»Oh, da gratuliere ich dir.« Ericas schmale Lippen verzogen sich zu einem schwachen
Lächeln, und als es wieder erlosch, erkannte er die Erschöpfung ihrer Seele. Sie
trauerte um ihre Schwester, und es war ihr sicher nicht leichtgefallen, ihn anzurufen.
»Woran ist Alana gestorben? War sie krank?«
»Nein - höchstens gemütskrank. Auch sie hat wieder geheiratet, ein knappes Jahr
nach der Scheidung. Aber ihre zweite Ehe ist bald gescheitert. Seit einigen Jahren
war sie wieder geschieden.«
Er verkniff sich die Frage, ob Alana auch ihren Ehemann Nummer zwei in den
finanziellen Ruin getrieben hatte. Das wäre angesichts von Ericas Kummer schäbig
und kleinlich gewesen. Früher hätte er kein Blatt vor den Mund genommen - früher,
als er noch zu verbittert gewesen war, um sich dafür zu interessieren, wen er
verletzte. Madelyn hatte seine Einstellung geändert.
»Sie begann zu trinken«, fuhr Erica fort. »Wir taten unser Bestes, um sie zu einer
Entziehungskur zu überreden. Statt dessen bemühte sie sich, ihre Sucht allein in den Griff zu bekommen. Sie war so verzweifelt und lebensmüde, Ray. Das konnte man in
ihrem Blick lesen.«
Sein Atem stockte. »Hat sie Selbstmord begangen?«
»Nicht mit Absicht. Zumindest glaube ich das nicht. Oder ich will es nicht glauben.
Aber sie konnte nicht zu trinken aufhören. Der Alkohol war ihr einziger Trost. In der Nacht ihres Todes fuhr sie in volltrunkenem Zustand von Cape Cod nach New York
zurück und schlief am Steuer ein. Wenigstens geht das aus dem Polizeibericht
hervor.« Ericas Stimme klang emotionslos, doch der Kummer in ihren Augen war
unübersehbar.
Während sie mit einem Taxi zur City fuhren, fragte Ray: »Warum hat sie mich zu
ihrem Haupterben eingesetzt?«
»Vielleicht aus Schuldbewusstsein - vielleicht aus Liebe. Anfangs war sie ganz
verrückt nach dir - und dann, als ihr geschieden wart, so verbittert. Sie erzählte mir von ihrer Eifersucht auf die Ranch. Es wäre ihr lieber gewesen, du hättest dir eine
Geliebte genommen,
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