Tiffany Duo 40
erklang halb unterdrücktes Gelächter. Er sah die Belustigung in Madelyns
Augen und musste grinsen. »Wie fühlst du dich?« fragte er in so zärtlichem Ton,
dass mehrere weibliche Gäste verzückt den Atem anhielten.
Sie verzog die Lippen. »Das ist nicht gerade einer meiner besten Tage. Das einzige,
was mich noch aufrecht hält, sind die anregenden atmosphärischen Störungen in
diesem Lokal.«
»Komm mit nach Hause, dann sorge ich für dich.«
Ohne den Blick abzuwenden, erwiderte sie mit ruhiger
Stimme: »Nenn mir einen Grund, warum ich das tun sollte?«
Vor Gott und einem beträchtlichen Teil der Bevölkerung von Crook, Montana, holte
Ray tief Luft und sprach laut und deutlich. Und alle hörten es, weil keiner auch nur annähernd so tat, als lausche er nicht.
»Weil ich dich liebe.«
Madelyn blinzelte, und zu seiner Überraschung sah er Tränen in ihren Augen
glänzen. Und dann erhellte ein Lächeln ihr Gesicht, wie Sonnenschein, der eine
dunkle Wolke durchbricht. Sie nahm sich nicht die Zeit, um die Theke
herumzulaufen, kletterte hinauf, rutschte auf der anderen Seite hinab und warf sich
an Rays Brust. »So langsam wurde es ja auch Zeit.«
Begeistert klatschten die Gäste Beifall. Floris kam aus der Küche. Angewidert
runzelte sie die Stirn, als sie Madelyn in Rays Armen sah. »Anscheinend muss ich mir eine neue Kellnerin suchen.«
»Verdammt, Floris, bleib lieber in der Küche!« rief ein Cowboy. »Wir finden ein
Mädchen für dich.«
»Abgemacht«, erwiderte sie und verwirrte alle Anwesenden mit einem Lächeln.
Ray geduldete sich nicht, bis sie das Haus erreichten. Sobald die Grenze des Duncan-
Landes überquert war, trat er auf die Bremse seines Lieferwagens, zog Madelyn auf
seinen Schoß und flüsterte ihr all die Worte ins Ohr, auf die sie so lange vergeblich gewartet hatte. Sie glaubte, ihr Herz müsste zerspringen vor lauter Glück.
Im Haus angekommen, trug er sie die Treppe hinauf und ins Schlafzimmer, ließ sie
auf das breite Bett sinken und begann sie auszuziehen. Als sie nackt vor ihm lag,
betrachtete er hingerissen die Veränderungen ihres Körpers. Sie war immer noch
schlank, aber der Bauch wölbte sich ein wenig vor, die Brüste erschienen ihm
größer. Er liebkoste eine
Knospe mit der Zungenspitze und spürte, wie Madelyn erschauerte.
»Wie sehr ich dich liebe!« stöhnte er, umschlang ihre Hüften und bettete den Kopf
auf ihren Bauch.
Madelyn strich über sein Haar. »Es hat ziemlich lange gedauert, bis dir das über die Lippen gekommen ist.«
»Dafür werd ich's in den nächsten fünfzig Jahren immer wieder sagen.« Ray hauchte
einen Kuss auf ihre seidige Haut. »Übrigens, ich muss dir was erzählen.«
»Gute Neuigkeiten?«
»Ich denke schon. Hier wird sich bald einiges ändern.«
Argwöhnisch sah sie ihn an. »Hm - weiß nicht, ob ich das möchte.«
»Vor einer Woche habe ich Robert angerufen. Er ist jetzt mein Partner, und wir
werden expandieren. Von nun an lebst du auf der Duncan-Cannon-Ranch.«
Erfreut lächelte sie. »Wie schön! Aber - warum hast du Robert angerufen?«
»Weil ich dir vertraue«, erklärte Ray freimütig. »Dadurch habe ich gelernt, auch ihm zu vertrauen. Und weil es ein gutes Geschäft ist. In absehbarer Zeit wirst du merken, wie's auf einer richtigen Ranch zugeht. Und weil wir ein Baby bekommen. Und weil
ich, verdammt noch mal, zu stolz bin, um mich mit einem zweitklassigen
Unternehmen zufriedenzugeben. Reichen dir diese Gründe?«
»Der erste war schon genug.« Sie nahm sein Gesicht in beide Hände, und in ihren
Augen lag alles, was sie empfand.
Am 3. November lag Madelyn im Kreißsaal einer Klinik in Billings, hielt Rays Hand
und versuchte sich auf ihre Atmung zu konzentrieren. Vor über vierundzwanzig
Stunden hatten die Wehen begonnen, und sie fühlte sich ziemlich erschöpft. Aber
die Schwestern versicherten, alles sei in Ordnung.
Ray war unrasiert, dunkle Ringe umgaben seine Augen. Draußen im Flur wanderte
ein rastloser Robert umher.
Eine heftige Wehe krampfte Madelyns Körper zusammen,
und sie drückte die Hand ihres Mannes noch fester. »Ich glaube, jetzt dauert es nicht mehr lange.«
»Hoffentlich nicht.« Er konnte es kaum ertragen, sie so leiden zu sehen, und erwog
ernsthaft, seine Kinderzahl auf eins zu beschränken. »Ich liebe dich, mein Schatz.«
»Ich dich auch.« Ein neuer Schmerz schnitt ihr das Wort ab. Lächelnd beugte sich die Hebamme über sie. »Gleich ist es
soweit, Mrs.
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