Tiffany Duo Band 0149 (German Edition)
nettes Kompliment macht. Ist viel besser als sich anzuhören, man sei ein verwöhntes Stadtkind oder hätte sich noch nie im Leben die Hände schmutzig gemacht.” Sie hob die Schultern. “Leider kann ich nicht mal sagen, dass die Leute völlig falsch liegen. Ich stamme aus einer nicht unvermögenden Familie. Ich war sogar auf dem Debütantinnenball.”
“Ehrlich?” Er schien überrascht. “Nicht zu fassen. Ich dachte, so etwas gibt es gar nicht mehr.”
“Oh doch, in Richmond, Virginia, geht alles noch seinen gewohnten Gang. Ich hatte mit meinen Eltern einen Deal ausgemacht: Ich spiele die Debütantin und dafür lassen sie mich auf die Universität von Virginia gehen, um Tiermedizin zu studieren. Mom und Dad hatten mich eigentlich für eine Schule für höhere Töchter vorgesehen.”
Sie hielt inne. Normalerweise gab sie Fremden gegenüber nicht so viel von sich preis.
Daniels Lächeln verursachte ihr ein Kribbeln im Magen.
“Nun ja, dafür sind Sie jetzt vom Mädchenpensionat so weit wie nur möglich entfernt.”
“Ja, zum Glück.”
“Und wie sind Sie ausgerechnet in Angel Eye gelandet?”
“Ich habe die Universität für Tiermedizin in Texas besucht”, sagte sie. “Meine erste Arbeitsstelle war bei einem Tierarzt in einem Vorort von Houston. Er betreute viele Hobbyfarmen. Nur wollte ich eigentlich nicht in der Stadt leben, aber auf jeden Fall weiter mit Pferden arbeiten. Allerdings stellte ich dann fest, dass die meisten Großtierärzte keine Frauen beschäftigen.”
“Diese Machos”, bemerkte Daniel trocken. Seine Augen blitzten.
“Ja, entsetzlich, nicht wahr? Jedenfalls kannte mein damaliger Chef Dr. Carmichael, und der fragte ihn, ob er nicht jemanden wüsste, der ihm hier in der Klinik helfen könnte. Ich war die Einzige, die Interesse hatte. Die Arbeit hier draußen auf dem Land macht mir viel mehr Spaß – man hat es mit dem Besitzer der Ranch zu tun und nicht nur mit einem Manager. Die Farmen rund um Houston sind alles Steuerabschreibungsbetriebe. Den Leuten geht es nicht wirklich um die Tiere, sondern nur um den äußeren Schein.”
“Ja, da sind wir hier in Angel Eye schon wesentlich praktischer veranlagt.”
“Na ja, immerhin ist der Name sehr romantisch”, bemerkte Antonia. “Und der Ort hat eine ganz besondere Ausstrahlung, finde ich. Zum Glück war Dr. Carmichael so verzweifelt, dass er sogar eine Frau einstellte.”
“Ein Glückstreffer.” Er blickte sie nachdenklich und mit einer Wärme an, die Antonia an den Moment im Stall erinnerte, als er sie in seinen Armen gehalten hatte. Als sie sich wünschte, ihn zu küssen. Schnell trank sie ihren Kaffee aus.
“Ich sollte mich jetzt besser auf den Weg machen. Bestimmt wartet in der Klinik schon eine Menge Arbeit auf mich.” Sie stand auf.
“Tut mir leid, dass ich Sie aufgehalten habe.”
“Kein Problem. Für Notfälle sind wir schließlich da. Dr. Carmichael ist mittlerweile sicherlich schon in der Klinik.” Sie zögerte, fuhr dann fort: “Es war schön, Sie kennengelernt zu haben. Na ja, schön ist vielleicht zu viel gesagt, aber ich freue mich jedenfalls.”
“Ich mich auch.” Er hatte sich ebenfalls erhoben und stand nun mit den Händen in den Hosentaschen da, offensichtlich unentschlossen, was er als Nächstes tun sollte.
“Danke für den Kaffee.”
“Keine Ursache. Ich nehme an, die Klinik wird mir wie immer eine Rechnung schicken?”
Antonia nickte. Gleich fangen wir an, von einem Bein aufs andere zu treten und uns verlegen zu räuspern, dachte sie. Gerade noch rechtzeitig fiel ihr ein, dass sie eine selbstbewusste, erwachsene Frau war und streckte Daniel Sutton die Hand hin.
Daniel nahm sie und hielt sie fest. Seine Hand war groß und warm, etwas rau von jahrelanger Arbeit. Überrascht bemerkte Antonia, dass seine Berührung sie zusammenzucken ließ und ihren Puls beschleunigte. Fragend blickte sie zu ihm auf, und er hielt ihren Blick dankbar fest, als ob auch er das, was in ihnen vorging, höchst erstaunlich fand.
Dann ließ er sie los, machte einen Schritt auf sie zu und legte ihr die Hände auf die Schultern. Ohne zu zögern zog er sie an sich und beugte sich über ihren Mund, um sie zu küssen.
2. KAPITEL
Antonia blieb reglos stehen, überwältigt von den Gefühlen, die in ihr aufstiegen. Seit der Trennung von Alan vor vier Jahren war sie ab und zu mit Männern ausgegangen, doch keiner hatte so auf sie gewirkt wie Daniel Sutton. Ihre Lippen brannten, ihre Haut schien zu glühen und sie
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