Tiffany Duo Band 0149 (German Edition)
sehnte. Die Reife und Weisheit, die sie sich mühselig erkämpft hatte, würde sie nicht einfach so wegwerfen, weil ihr Körper mehr wollte.
“Warte”, sagte sie. Es klang leise und schwach, und sie löste sich von ihm, räusperte sich und wiederholte es lauter. “Warte. Nein.”
Er versteifte sich für einen Moment, seufzte und lockerte dann seinen Griff um sie.
“Tut mir leid, ich habe einfach ein schlechtes Timing und dazu noch wenig Gespür für den richtigen Ort, was?”
“Es ist wunderschön hier und sehr romantisch, aber …” Sie brach ab und schob die Träger ihres Kleides wieder an die richtige Stelle.
Da der Nachtwind empfindlich kühl war, wäre sie gerne in seine schützende Umarmung zurückgekehrt, doch sie rief sich zur Ordnung. Lange genug hatte sie sich von ihren Gefühlen leiten lassen, es wurde Zeit, dass sie mal wieder ihrem Verstand die Führung überließ. Schließlich waren es ihre unreifen Emotionen gewesen, die ihr vor Jahren eine unglückliche Ehe eingebrockt hatten.
“… aber es ist nicht sehr komfortabel”, schloss sie und rieb sich fröstelnd die Arme. Natürlich hatte sie jederzeit das Recht, ihre Meinung zu ändern und ihre eigenen Entscheidungen zu treffen. Dennoch befürchtete sie, dass ihre erneute Zurückweisung Daniels Gefühle für sie beeinflussen würde.
Er seufzte. “Ja, zweifellos hast du recht.” Er schlüpfte aus dem Jackett und legte es ihr über die Schultern. “Tut mir leid. Ich habe das wirklich nicht so geplant. Es ging mir nur darum, dir die Landschaft zu zeigen.” Grinsend fuhr er fort: “Allerdings gerate ich in deiner Gegenwart immer so leicht aus der Fassung. Möchtest du noch ein Glas Champagner?”
Erleichtert über sein Verständnis nickte Antonia. “Einen kleinen Schluck.”
Nachdem er eingeschenkt hatte, saßen sie einträchtig nebeneinander, sehr darauf bedacht, sich nicht zu berühren, und unterhielten sich. Später brachte Daniel Antonia nach Angel Eye zurück, wo er sie bis zur Haustür begleitete.
“Was hältst du davon, wenn wir nächsten Freitag richtig ausgehen?”, schlug er vor. “Zum Beispiel schön essen und danach ins Kino?”
“Klingt gut.”
Er gab ihr einen leichten Abschiedskuss, und Antonia ging ins Haus hinein. Im Schlafzimmer drehte sie sich aus einer Laune heraus einmal um sich selbst. Als das Telefon klingelte, erschrak sie wie gewohnt, doch dann blickte sie es einen Augenblick lang stirnrunzelnd an. Mit zusammengebissenen Zähnen durchquerte sie den Raum und nahm ab.
“Hallo?”
Stille. Wut flammte in ihr auf. Sie würde sich von keinem Idioten, und vor allem nicht von Alan diesen wundervollen Abend verderben lassen.
“Suchen Sie sich ein anderes Hobby”, fauchte sie und knallte den Hörer auf die Gabel.
7. KAPITEL
Antonia lehnte sich im Stuhl zurück, zog die Schultern hoch und legte den Stift zur Seite. Ihre Hand fühlte sich ganz steif an. Es war ein harter Tag gewesen, und erst jetzt, um halb acht, war sie mit den Notizen zu ihrer letzten Operation fertig: Homer Harrisons Wallach, der sich an einem Zaunpfahl die ganze Seite aufgerissen hatte.
Dass sie in der vorigen Nacht erst gegen drei Uhr morgens eingeschlafen war, tat ein Übriges. Schon zum vierten Mal in dieser Woche, und jeden Abend wurde es schlimmer.
Seufzend stand sie auf und zog den Kittel aus. Hoffentlich hatte sie noch ein Fertiggericht im Tiefkühlfach, zum Einkaufen und Kochen war sie jetzt wirklich zu müde. Und das alles nur wegen dieser verdammten Telefonanrufe.
Auch wenn sie sich immer wieder sagte, dass es genauso gut ein Kinderstreich sein konnte, war sie sich unbewusst doch sicher, dass Alan dahintersteckte. Genau wie früher, nachdem sie ihn verlassen hatte. Sie würde ihm niemals entkommen können. Selbst die Tatsache, dass sie heute viel selbstbewusster, stärker und unabhängiger als früher war, verhinderte nicht, dass der Gedanken an ihn sie immer wieder zittern ließ.
Ihr knurrte der Magen, und sie griff nach ihrer Handtasche und schaltete das Licht aus. Als sie gerade zur Seitentür hinausgehen wollte, hörte sie hinter sich ein Geräusch. Mit klopfendem Herzen drehte sie sich um, doch im Flur war nichts zu sehen. Angestrengt blickte sie in das Dämmerlicht.
Es klopfte an der Haupteingangstür. Antonia stieß einen kleinen Schrei aus. Dann zwang sie sich, ruhig zu atmen. Nimm dich zusammen, das ist bestimmt nur jemand, der mit einem Notfall kommt, schalt sie sich selbst.
Etwas unsicher ging sie zum Eingang. Vor
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