Tiffany Duo Band 0149 (German Edition)
mit unschuldigen Augen an. “Er hat sich getäuscht.”
Luther glaubte ihr nicht, aber sie musste ihn unbedingt überzeugen. Wenn die Polizei sie tagelang mit Fragen bombardierte, wie sollte sie dann Nicks Unschuld beweisen? “Taggert hat einen Wagen gestohlen, mir die Augen verbunden und mich Gott weiß wohin gebracht. Er hat mich weder bedroht noch verletzt, und ich bin überzeugt davon, dass er den Mord nicht begangen hat.”
“Shea, das ganze Land konnte per Liveschaltung im Fernsehen beobachten, wie er Sie mit einer Waffe bedroht und entführt hat. Schon vergessen?”
“Nein, das habe ich nicht”, flüsterte sie.
“Sie sollten jetzt wirklich langsam zur Vernunft kommen und die Wahrheit sagen.”
“Ich sage die Wahrheit.”
Luther brachte sein Gesicht ganz nahe an ihres. “Warum habe ich dann das Gefühl, dass er nach Süden gefahren ist, wenn Sie von Norden sprechen? Und dass er ein schwarzes Auto fährt, wenn Sie uns von einem weißen erzählen? Woran liegt das, Shea?” Er durchbohrte sie mit seinem Blick. “Warum habe ich das Gefühl, dass Taggert sich hier ganz in der Nähe aufhält und nach Beweisen für seine Unschuld sucht?”
Shea hielt Luthers Blick stand. “Das braucht Nick gar nicht, weil er weiß, dass
ich
seine Unschuld beweisen werde.”
“
Nick
?”, wiederholte Luther vielsagend.
Shea fuhr sich mit der Zunge über ihre trockenen Lippen. “Sind wir jetzt fertig? Ich bin müde, hungrig und will nach Hause.”
Der Beamte trat einen Schritt zurück. “Ich werde Sie heimfahren. Übrigens können Sie damit rechnen, dass Ihre Brüder in den nächsten Stunden eintreffen. Ich habe Sie benachrichtigt.”
“Wie aufmerksam von Ihnen”, entgegnete Shea lakonisch. Sie konnte das Familientreffen kaum erwarten.
13. KAPITEL
Nick verbrachte den Tag in einer verlassenen Lagerhalle. Erst in der Dämmerung verließ er sein Versteck.
Er wagte es nicht, den Camaro in die Straße zu fahren, in der er wohnte. Stattdessen parkte er den Wagen in einer Parallelstraße vor einem leer stehenden Haus, an dem ein Schild mit der Aufschrift “Zu Verkaufen” stand. Von dort hatte er einen recht guten Blick in seinen eigenen Garten und in den von Norman, seinem Anwalt. Es war bereits dunkel, und alles schien ganz normal und ruhig zu sein.
Das Autoradio lief leise vor sich hin. Als die Nachrichten kamen, drehte Nick die Lautstärke auf.
“Das Entführungsopfer Shea Sinclair wurde heute Nachmittag aus dem Polizeigewahrsam entlassen”, verkündete der Sprecher mit monotoner Stimme. “Miss Sinclair war vor einer Woche von Nicholas Taggert, einem verurteilten Mörder, gekidnappt worden.”
Verurteilter Mörder.
Ihm wurde übel, als er diese Worte hörte.
Shea war die Topstory in allen Nachrichten. “Bis jetzt hat Miss Sinclair jedes Interview abgelehnt”, fuhr der Radiosprecher fort. “Ein FBI-Mann teilte jedoch mit, dass sie sich sehr kooperativ gezeigt hat.”
Es wunderte ihn nicht, dass Shea kooperativ war – aber warum lehnte sie Interviews ab? War es nicht das, was sie wollte? Endlich im Scheinwerferlicht stehen, den Ruhm genießen? Vielleicht wartete sie noch auf bessere Angebote, hoffte, dass man ihr eine eigene Sendung anbot.
“Die Behörden dehnen ihre Suche nach Nicholas Taggert jetzt in Richtung Norden aus. Man vermutet, dass er versucht, bei einem Freund in Montana unterzuschlüpfen. Die Polizei sucht insbesondere nach einem weißen Lieferwagen, den Taggert jetzt fahren soll.”
Nick drehte das Radio noch etwas lauter.
Montana? Ein weißer Lieferwagen?
Was zum Teufel hatte Shea da erzählt? Wenn das FBI herausfand, dass sie gelogen hatte, steckte sie bald in riesigen Schwierigkeiten. Warum tat sie das? So, wie er sie abserviert hatte, sollte sie doch eigentlich stinkwütend auf ihn sein.
Er schaltete das Radio ab, als der Sprecher warnte, dass Nicholas Taggert “bewaffnet und gefährlich” sei. Er zog sich seine Kappe tief ins Gesicht und stieg aus dem Wagen. Sollte ihn jetzt jemand beobachten, so würde man annehmen, er interessiere sich für das leer stehende Haus.
Nachdem er langsam um das Gebäude herumgegangen war, fiel sein Blick auf Normans Anwesen. Über den Holzzaun, der den Garten umgab, konnte er sehen, dass im Innern des Hauses Licht brannte.
Ist Lauren bei ihm?
Nick erklomm den Zaun und fluchte leise, als er einen stechenden Schmerz in seinem verletzten Bein spürte. Er ließ sich auf den Rasen fallen und huschte durch den Garten auf das Haus zu.
Shea hatte
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