Tiffany Duo Band 128
hatte Lissa selber gewählt. Nichts erinnerte mehr an die sinnliche Kindfrau mit der dicken Schminke und den hochgetürmten aufreizenden Locken. Sie hatte nur etwas Lipgloss und Wangenrouge aufgelegt und ihr blondes Haar zu einem lockeren Knoten geschlungen. In letzter Minute hatte sie noch die Ponyfransen aus dem Gesicht gebürstet, um ihre Augen nicht zu verdecken. Sie wollte nichts mehr verbergen.
Vor allem nicht ihre Gefühle für Evan.
All die Liebe, die sie für ihn empfand, klang aus ihrer Stimme, als sie den letzten Versuch unternahm, seine Karriere zu retten.
„Du brauchst nicht mit mir nach draußen zu gehen. Ich schaffe das ganz allein."
Evan legte einen Arm um ihre Taille. „Ich weiß, Sie schaffen alles, was Sie wollen, Miss James."
Er küsste sie erneut voller Verlangen. „Bevor wir nach unten gehen, möchte ich dich warnen", sagte er endlich und lächelte geheimnisvoll. „Du wirst nicht allein im Scheinwerferlicht stehen. Marsh ist gerade angekommen - mit Doc."
Lissa erstarrte vor Schreck. „Wie bitte?"
„Der Zoll hat ihn vor einigen Stunden festgenommen, als er mit einem gefälschten Ausweis die Grenze zu überschreiten versuchte. Er wollte einen Broker in El Paso treffen, um sich wegen einer Geldanlage zu beraten."
Es dauerte nur einen Moment, dann hatte Lissa sich von ihrem Schock erholt. „Weshalb, in aller Welt, hat dein Bruder ihn mit zur Bar-H genommen?" fuhr sie auf. „Er hätte ihn hinter Gitter bringen und den Schlüssel in den Abwasserkanal werfen sollen."
„Ich brauche Dawes hier, um die Vereinbarung abzuschließen, die ich mit dem Bezirksstaatsanwalt von Nashville ausgehandelt habe."
Entsetzt machte Lissa sich aus Evans Armen los. Ihre Augen blitzten vor Zorn. „Du hast eine Vereinbarung für diesen Abschaum der Menschheit ausgehandelt?"
„Ja. Dein Exmanager ist als Gegenleistung für eine Strafe von höchstens sieben bis zehn Jahren bereit, sich der Erpressung und des Betrugs schuldig zu bekennen."
„Wie großzügig von ihm!"
„Außerdem wird er zugeben, dass du nichts von seinen Machenschaften gewusst hast", sagte Evan ruhig.
Lissa lächelte breit. Evan legte die Arme erneut um sie.
„Es wird wohl noch ein oder zwei Monate dauern, bis Arlens Wunde so weit geheilt ist, dass er dich zum Altar geleiten kann. Die Zwischenzeit werden wir nutzen, um die Wiederaufnahme des Verfahrens gegen dich zu erreichen und zu überlegen, wo wir heiraten wollen. Wenn wir es hier tun, könnten wir Reverend McNabb und seine Frau einfliegen lassen, damit er uns traut."
Evan nutzte Lissas Sprachlosigkeit und fuhr ungerührt fort: „Übrigens haben Josephine und Charlie heute Morgen angerufen. Josephine hat angeboten, die Hochzeitstorte für uns zu backen. Ich soll dir ausrichten, sie hätte ein großartiges Rezept. für einen kopfstehenden Meringue-Engel."
Er lachte herzlich, als er Lissas verständnislose Miene bemerkte.
„Mir kommt der Vorschlag auch ziemlich seltsam vor. Andererseits kann ich mir kein passenderes Bild für einen Engel vorstellen, der im Begriff ist, sein ganzes Leben auf den Kopf zu stellen, indem er mich heiratet."
„Der was tut?" rief Lissa verblüfft. „Wer redet denn von Heirat?"
„Nun, Arlen zum Beispiel. Er ließ mich im Krankenhaus wissen, dass er es nicht gern sieht, wenn ein Mann nur mit seiner Tochter spielt. Außerdem meine Mutter. Sie behauptet, ich müsste verrückt sein, wenn ich dich nicht schnellstens an die Angel legte. Nicht zu vergessen Reece, Marsh, Jake und ..."
Lissa legte Evan die Hand auf den Mund und brachte ihn zum Schweigen. Er küsste zärtlich die Innenseite.
„Ganz gleich, was die anderen davon halten", erklärte sie atemlos und zog ihre Hand wieder zurück. „Sag mir lieber, wie du darüber denkst."
„Mit Denken hat das nichts zu tun, Liebling. Ich hatte mich so Hals über Kopf bis über beide Ohren in dich verliebt, dass mein Verstand bis heute nicht mitgekommen ist."
„Genau das habe ich befürchtet."
Evan umfasste ihr Gesicht und lächelte warmherzig. „Ich weiß nur, dass ich den Rest meines Lebens mit dir verbringen möchte ... In unserem eigenen Paradies. Heirate mich, Lissa. Nächste Woche, nächsten Monat. Wann immer du möchtest und Josephine diesen Meringue-Engel fertig hat."
Die Frau, die wenig später den gepflasterten Innenhof betrat, hatte wenig Ähnlichkeit mit der sensationellen Countrysängerin, die sich einst Missy Marie nannte. Feine Haarsträhnen lösten sich aus ihrem schlichten Knoten.
Weitere Kostenlose Bücher