Tiffany Duo Band 128
antwortete nicht.
„Das tut mir Leid", sagte Alicia. „Ich hatte nicht vor, Sie gegenüber Ihren Vorgesetzten in eine peinliche Situation zu bringen. Ich versichere Ihnen, dass so etwas nicht wieder vorkommen wird."
Er schwieg immer noch.
„Kommen Sie schon, Detective", sagte sie mit einem verärgerten Unterton in der Stimme. „Ich bin mir bewusst, dass das New York Police Department nicht ganz uneigennützig handelt, wenn es mir eine ‚Eskorte' zur Verfügung stellt. Ich denke, dass Ihr Captain sich weniger Sorgen um meine Sicherheit macht, als dass ich während des, dritten Akts durch den Hinterausgang verschwinden könnte. Aber Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen. Ich musste nämlich meinen Pass abgeben. Zudem hat das Gericht alle meine Konten sperren lassen, und mit diesen piepsenden Bändern am Handgelenk stehe ich praktisch unter Hausarrest. Ich werde also nirgendwohin gehen."
Der Springbrunnen vor dem Opernplatz spie Wasserfontänen in die Luft, als die Limousine am Bordstein anhielt. Innerhalb von Sekunden war der Wagen von einer Menschentraube umringt, Kamerablitze flammten auf wie Feuerwerk.
Alicia schloss verzweifelt die Augen. Maizie hatte Recht gehabt ... warum nur hatte sie nicht auf sie gehört? Auch wenn sie es sich noch so sehr wünschte, ihre Wohltätigkeitsarbeit wie gewohnt fortzuführen, sie hätte besser zu Hause bleiben sollen. Sie stand unter dem Verdacht, ihren Mann, der eine öffentliche Person gewesen war, ermordet zu haben, und die Geier von den Medien würden dafür sorgen, dass sie das nicht vergaß.
Sie wandte sich zu Lafferty um, als dieser ruhig sagte: „Möchten Sie zurückfahren?"
„Nein", sagte sie entschlossen. „Ich komme schon zurecht."
Die beiden stiegen aus, und Lafferty nahm Alicias Arm und lotste sie auf den Haupteingang der Oper zu.
Ein Bad in der Menge war für Alicia eigentlich nichts Ungewohntes - durch den Beruf ihres Mannes war sie gezwungen gewesen, sich damit abzufinden - aber das hier war anders: feindselig, pfeifend, johlend. Schrille Pfiffe und gebrüllte Beleidigungen zerschnitten die frische Abendluft. Eine Abordnung ultrakonservativer Leute hatte eine kleine Demonstration veranstaltet, und das Wort „Mörderin" war laut und deutlich zu hören. Reporter bedrängten sie und hielten ihr die Mikrofone unter die Nase.
„Kein Kommentar", sagte Lafferty mit grimmigem Gesichtsausdruck, während er versuchte, Alicia so gut es ging mit seinem Körper abzuschirmen.
Der Weg zum Eingang schien endlos. Obwohl Lafferty rücksichtslos seine Ellbogen gebrauchte,. kamen sie nur quälend langsam voran. In dem Augenblick, in dem sie das Gebäude betraten, spürte Alicia etwas Nasses im Gesicht und stellte zu ihrem Entsetzen fest, dass man sie angespuckt hatte.
Sie blieb abrupt stehen, dann sah sie die Gruppe, die sich zu ihrer Begrüßung im Foyer versammelt hatte; alle Gesichter wandten sich ihr zu. Sie schloss die Augen, unsicher, was sie tun sollte. Lafferty bemerkte ihr Zögern und schaute sich verzweifelt um, dann entdeckte er auf der anderen Seite des Foyers einen Flur, auf dem sich die Toiletten befanden.
„Mrs. Walker wird gleich bei Ihnen sein", verkündete er, während er Alicia in Richtung Toilette lotste und die gepolsterte Tür mit der Schulter aufstieß.
Die Klofrau schaute bei ihrem Eintritt überrascht auf und starrte Lafferty an, der nur ein Wort sagte: „Raus!"
Die ältere Frau öffnete den Mund, während sie die Hände über ihrem Kittel faltete. „Bedaure, Sir", begann sie förmlich, aber Lafferty schnitt ihr das Wort ab, indem er seine Brieftasche zückte und ihr seine Polizeimarke unter die Nase hielt.
„Polizei", sagte er. „Gehen Sie auf den Flur und warten Sie dort. Es wird nicht lange dauern."
Die Frau gehorchte, und nachdem sie draußen war, packte Lafferty einen Stuhl und rammte die Lehne unter die Türklinke.
Dann zog er sein Taschentuch heraus und wischte Alicia sanft die Spucke aus dem Gesicht.
Sie senkte peinlich berührt den Blick.
Lafferty, der nicht wusste, was er noch für sie tun könnte, berührte tröstlich ihre Schultern, und sie sank in seine Arme.
„Das Schlimmste ist überstanden, jetzt kann es nur noch besser wer den."
Seine Stärke hatte etwas so Tröstliches, dass sie sich einfach gehen ließ und ihrem Körper gestattete, ein Eigenleben zu führen. Ihre Arme legten sich um seinen Hals, und sie spürte, wie sich seine Lippen über ihre Stirn bewegten.
„Ich bringe Sie nach Hause, wenn Sie
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