Tiffany Duo Band 128
keinen Nerv, sich zu entschuldigen. Hektisch schaute er sich nach allen Seiten um.
Wie konnte Alicia bloß so schnell verschwinden? Sie war in der Menge untergetaucht, als wäre sie nie da gewesen.
Sie war fort.
Als Lafferty später am Abend an der Tür der Walker-Villa klingelte, goss es in Strömen. Er trug Jeans und ein Sweatshirt, darüber einen offen stehenden durchnässten Anorak.
„Mrs. Walker ist nicht da", sagte Maizie schroff, als sie ihm die Tür öffnete.
„Wo ist sie?" fragte er.
„Sie hat mir erzählt, dass Sie ihren Fall abgegeben haben", berichtete Maizie in anklagendem Ton. „Sind Sie offiziell hier? Weil ich nämlich nicht weiß, ob sie Sie sehen will."
„Es ist persönlich. Ist sie mit den Kindern unterwegs?" fragte Lafferty geduldig.
„Die Kinder sind für die nächsten Tage bei ihren Großeltern väterlicherseits."
Lafferty nickte.
Die Haushälterin beäugte ihn argwöhnisch.
„Ich bin nicht hier, um Mrs. Walker noch mehr Kummer zu bereiten, Maizie. Genau gesagt denke ich, dass das, was ich ihr sagen möchte, dazu beiträgt, dass sie sich wieder besser fühlt. Bitte sagen Sie mir, wo sie ist."
„Na schön, wenn Sie gute Neuigkeiten für sie haben, meinetwegen", ließ sie sich schließlich umstimmen. „Sie ist unten im Blockhaus, ungefähr eine halbe Meile den Weg dort runter. Sie hat gesagt, dass sie nachdenken muss."
Lafferty wandte sich zum Gehen.
„Detective, warten Sie", sagte Maizie. „Der Weg ist nicht beleuchtet, Sie könnten sich ein Bein brechen bei diesem Wetter."
Sie verschwand und kehrte kurz darauf mit einer Taschenlampe und einem gelben Regenmantel zurück.
„Ziehen Sie den über."
„Was haben Sie sonst noch für mich? Einen Kampfanzug?"
Maizie schmunzelte. „Wenn Sie gute Nachrichten für Mrs. Walker haben, möchte ich, dass Sie sicher ankommen."
Er nickte. „Schön, dann mache ich mich jetzt auf den Weg."
„Viel Glück."
Nach zwei Minuten war ihm klar, warum Maizie auf der Taschenlampe bestanden hatte. Wenn er sie nicht gehabt hätte, hätte er nicht einmal die Hand vor Augen sehen können, und so war es ihm wenigstens vergönnt, die riesigen Pfützen, die sich auf dem mit Steinplatten belegtem Weg gebildet hatten, in letzter Sekunde sehen zu können. Als er sich dem Gartenhaus näherte, sah er durch ein Fenster den flackernden Widerschein von Kerzen. Entweder hatte Alicia beschlossen, bei Kerzenlicht nachzudenken, oder durch den Sturm war der Strom ausgefallen.
Er trat ans Fenster und spähte hinein. Auf der Couch vor dem Kamin lag Alicia in eine Decke gehüllt. Es war nicht erkennbar, ob sie, schlief. Er legte die Taschenlampe auf den Boden ab und klopfte.
Keine Antwort. Er war sich nicht sicher, ob sie sein Klopfen über das Tosen des Sturms hinweg gehört hatte, deshalb klopfte er noch ein mal, dann drückte er die Türklinke nach unten. Die Tür ließ sich öffnen.
Alicia sprang auf, die Decke glitt zu Boden. Sie riss die Augen weit auf und schnappte nach Luft.
„Keine Aufregung, Alicia. Ich bin's, Mike. Mike Lafferty" Er zog sich die Kapuze des Regenmantels herunter, so dass sie sein Gesicht sehen konnte.
Alicia schloss die Augen, atmete tief durch und ließ die Hände sinken. Plötzlich dämmerte es Lafferty, dass er wahrscheinlich die Jacke ihres verstorbenen Mannes trug.
„Verzeih, dass ich dich erschreckt habe", sagte er.
„Das war Joes Mantel", flüsterte sie. Sie trug nur einen Slip und die Bluse, die sie vorhin im Club angehabt hatte; Rock, Strumpfhose und ihre Schuhe lagen auf dem Teppich vor dem Kamin. Sie hatte sich nicht einmal die Mühe gemacht, sich umzuziehen, bevor sie sich in ihrem Kummer hier verkrochen hatte.
„Ich bin mir sicher, dass Maizie nicht daran gedacht hat, sie wollte einfach nur, dass ich einigermaßen trocken bei dir ankomme. Habe ich dich aufgeweckt?"
Sie zuckte die Schultern. „Wer könnte unter diesen Umständen schon schlafen?" fragte sie. Er sah, wie sie versuchte, sich zusammenzureißen; sie legte ihre zitternde Hand auf die Sofalehne und schluckte, dann fuhr sie fort: „Hast du dich verlaufen? Hast du die falsche Abzweigung zurück in die Alicia-Walker--Katastrophe genommen? Ich dachte, ich hätte heute schon alles gesagt, was es zu sagen gibt""
„Ich habe keine falsche Abzweigung genommen", erwiderte er, wobei ihm klar wurde, dass er warten musste, bis sie ruhiger geworden war, bevor er mit ihr sprechen konnte.
„Du bist meinem Sumpf entkommen, deshalb solltest du besser ganz
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