Tiffany Duo Band 128
wie nur möglich hervorgehen. Und deshalb wollte das Bild von Claires fassungslosem Gesicht einfach nicht aus ihrer Erinnerung weichen. Doch jetzt war das Kind ruhig und schlief; es war seine Mutter, die aufgewühlt war und nicht schlafen konnte.
Mike Lafferty lehnte mit verschränkten Armen und finsterem Blick an der Wand vor Captain Cramers Büro. Was er seinem Vorgesetzten zu sagen hatte, würde nicht leicht werden.
„Schon so früh im Dienst?" erkundigte sich Cramer, der einen Plastikbecher mit Kaffee in einer Hand balancierte, während er mit der anderen seine Bürotür aufschloss. „Wie war der Begleitservice gestern Abend?"
„Nicht sonderlich toll", gab Lafferty wortkarg zurück. „Haben Sie einen Moment Zeit?"
Cramer warf ihm einen Blick zu und schaute auf die Uhr. In einer halben Stunde hatte er seine erste Besprechung, und er hatte die Zeit vorher eigentlich nützen wollen, um ein paar dringende Telefonate zu führen, aber Lafferty gehörte nicht zu den Leuten, die ihre Zeit mit überflüssigem Geplänkel verschwendeten. Der Fall Walker machte ihm offensichtlich Sorgen, und es konnte nicht schaden, wenn er versuchte, einen seiner besten Polizisten ein bisschen zu beruhigen.
„Kommen Sie rein, Mike", sagte er.
Lafferty folgte ihm ins Büro, während der Captain das Licht anknipste und sagte: „Setzen Sie sich. Shell wird in ein paar Minuten hier sein, und sie wird Kaffee machen.
„Für mich keinen Kaffee, danke", sagte Lafferty.
„So, was haben Sie denn auf dem Herzen?" fragte Cramer und schob einen Aktenstapel auf seinem Schreibtisch beiseite.
„Ich möchte von dem Walker-Fall abgezogen werden", sagte Lafferty ohne Umschweife.
Cramer schaute ihn überrascht an. „Hatten Sie gestern Abend eine Meinungsverschiedenheit mit der Dame?"
„So würde ich es nicht gerade bezeichnen."
„Was dann, Mike? Finden Sie Ihr Ansinnen nicht ein bisschen seltsam?" Der Captain war offensichtlich sehr irritiert.
„Wenn Sie mich nicht abziehen, wird es sich in Kürze auf andere Art erledigen, weil man mich dann nämlich wegen Verfehlung vom Dienst suspendieren wird."
Cramer musterte ihn nachdenklich und schwieg eine Weile. Dann hatte er verstanden. Er seufzte: „Ist es so schlimm?"
„Ich habe letzte Nacht fast mit Alicia Walker geschlafen. Ich werde nicht in der Lage sein, der Staatsanwaltschaft effektiv zuzuarbeiten. Ich bin befangen."
Cramer atmete aus. „Das kommt alles ein bisschen plötzlich, finden Sie nicht auch? Sind Sie sicher, dass Sie die Situation gestern Nacht nicht überbewerten?"
„Nein", sagte Lafferty.
Der Captain starrte ihn an.
,,Ich habe diese Anziehung vom ersten Moment an gespürt. Ich habe versucht, mich auf meinen Job zu konzentrieren, aber es wurde schlimmer. Letzte Nacht habe ich eine Grenze überschritten."
„Du meine Güte, Mike." Cramer schüttelte den Kopf. „Sicher kann ich Sie von dem Fall abziehen und jemand anders einsetzen, aber Sie werden in Ihrer Funktion als ermittelnder Beamter trotzdem eine gerichtliche Vorladung erhalten, um das Beweismaterial zu präsentieren""
„Das weiß ich. Deshalb bitte ich nicht nur darum, mich von dem Fall abzuziehen, sondern um eine Beurlaubung, von heute an."
Der Captain schwieg.
„Ich weiß, dass Sie zu wenig Leute haben", schob Lafferty nach, „aber es geht für mich nicht nur darum, von dem Fall abgezogen zu werden. Ich möchte Alicia Walker helfen, ihre Unschuld zu beweisen, und das bedeutet, dass ich gegen die Interessen des Police Departments arbeite. Ich versuche Ihnen nur die Peinlichkeit zu ersparen, erklären zu müssen, warum der mit dem Fall befasste Beamte immer noch ermittelt, während der Staatsanwalt bereits entschieden hat, dass er genug Beweismaterial hat, um ein Verfahren zu eröffnen."
Cramer spitzte nachdenklich die Lippen. „Und das haben Sie vor?" „Ja."
„Ich kann Sie nicht umstimmen?"
„Nein."
„Mike, sind Sie sicher, dass die Frau Sie nicht nur benützt, um ihren Hals zu retten? Sie ist schön und sehr wohl in der Lage, einem Mann den Kopf zu verdrehen, und wenn sie heil aus dieser Sache heraus kommt, wird sie zu dem vielen Geld, das sie hat, auch noch Walkers Vermögen erben."
„Fragen Sie mich jetzt, ob ich mit Alicia Walker unter einer Decke stecke? Ob sie mir versprochen hat, ihr Vermögen mit ihr zu teilen, wenn ich die Ermittlungen der Polizei und der Staatsanwaltschaft behindere?”
Cramer lief rot an, aber sein Blick blieb fest. „Ja", sagte er.
„Wäre ich jetzt hier,
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