Tiffany Duo Band 128
wahrscheinlich über fünfunddreißig Grad."
„Wenn es zu warm wird, können wir uns jederzeit ausziehen und ins Wasser springen."
Seine Stimme klang so hoffnungsvoll, dass Lissa unwillkürlich lachen musste. „Ja, in Ihren Träumen, Henderson."
Sie hat es erfasst, dachte Evan, während er aus dem Wagen stieg und ihr zum Rand des Wassers folgte. Das Bild, wie sie eine Sandalette abstreifte und ihren Rock anhob, um die Temperatur mit den Zehen zu prüfen, würde ihn noch lange in seinen Träumen verfolgen.
8
Wenn Lissa später an diese Stunden am Painted-Rocks-Damm zurückdachte, wunderte sie sich jedes Mal, wie viel reines Vergnügen zwei Menschen aus fettigen Borritos und lauwarmer Limonade ziehen konnten.
Da die Sonne unmittelbar über ihnen stand, gab es kaum Schatten. Nur ganz unten am Fuß des Turms, ungefähr fünfzig Meter von dem massiven Damm entfernt, der sich zwischen den kahlen Hügeln hinzog, war es etwas kühler.
Evan schob eine Hand unter ihren Ellbogen, balancierte die Behälter mit dem Essen in der anderen und führte Lissa über die Felsen zu dem schmalen Schatten, den der Turm warf. Erleichtert hob sie ihren Rock hoch, ließ sich auf den Rand der Betonplattform sinken und die Füße in den Stausee baumeln. Das kühle Wasser kitzelte ihre Zehen.
Evan zog Schuhe und Strümpfe aus, machte es sich neben ihr bequem und steckte die Füße ebenfalls ins Wasser.
Lissa legte den Kopf zurück und blickte nach oben. „Wozu ist der Turm eigentlich da?" fragte sie.
„Reece könnte Ihnen eine bessere technische Erklärung geben. Grundsätzlich saugen die Maschinen, die sich im Turm befinden, das Wasser aus dem Speicher und setzen es auf der anderen Seite des Damms wieder frei. Steigt das Wasser im Speicher zu hoch, weil es kräftig geregnet hat oder der Schnee weiter oben am Fluss geschmolzen ist, öffnen sich die Einlassventile stärker, um eine Überflutung zu verhindern."
Evan steckte einen Strohhalm in den hohen Soft-Drink-Becher und reichte ihn Lissa. Dankbar trank sie einen Schluck der lauwarmen Flüssigkeit, während er den zweiten Strohhalm aus dem Papier löste.
Es war unglaublich, wie entspannt sie sich fühlte. Gleichzeitig wurde sie neugierig. Was Evan über seine Brüder erzählt hatte, veränderte ihr Bild von dem Mann an ihrer Seite. Er bestand nicht nur aus einem trägen Lächeln und zwei sinnlichen blauen Augen.
Lissa stellte ihr Getränk beiseite. Sie zog ein Bein an, schlang die Arme herum und legte ihr Kinn auf das Knie. „Erzählen Sie mir von dieser Ranch, auf der Sie aufgewachsen sind."
„Bar-H?" Evan lehnte sich mit dem Rücken an die Betonwand. „Die Ranch besteht aus zwanzigtausend Morgen fruchtbaren Lands und liegt am Fuß der San-Francisco-Gipfel. Im Sommer steht das Vieh auf Hoch weiden mit dem saftigsten Gras diesseits der Rocky Mountains. Im Winter bringen wir es auf die niedrigeren Flächen unterhalb der Baumgrenze, die von den Bergen geschützt werden."
„Das klingt, als wäre es ein schönes Land."
„Stimmt. Aber es kann auch grausam sein. Ich habe unzählige Stunden gemeinsam mit Sam auf Kontrollflügen in unserer zweimotorigen Maschine verbracht und trotz der Blizzards Heu für das halb erfrorene Vieh abgeworfen."
„Bedauern Sie, dass Sie Bar-H verlassen haben und Jurist geworden sind?"
„Und wie! Vor allem wenn ich bis über beide Ohren in Ermittlungen über Drogenhandel oder Unterschlagungen stecke."
Das letzte Verbrechen hatte zu viel mit ihrer eigener Vergangenheit zu tun. Lissa senkte den Blick und betrachtete das Wasser, das ihre Füße umspülte.
„Und was ist mit Ihnen?" fragte Evan ruhig. „Bedauern Sie manchmal, die Aufnahmestudios und das Scheinwerferlicht hinter sich gelassen zu haben?"
„Nein, niemals."
Lissa zog einen Kreis mit dem großen Zeh und beobachtete, wie die Wellen ein Muster bildeten. Evan drängte sie nicht. Wahrscheinlich war das der Grund, weshalb sie sich ihm behutsam öffnete und Erinnerungen hervorholte, bei denen sie heute noch verlegen wurde, weil sie so unglaublich dumm gewesen war.
„Am Anfang habe ich das Leben als Star geliebt. Vor allem im ersten Jahr, als ich noch die Lieder sang, die ich als Kind gelernt hatte. Es freute mich, dass die Menschen meine Botschaft von Liebe und Freude hören wollten. Jedes Mal, wenn ich die Bühne betrat oder die Kopfhörer im Aufnahmestudio aufsetzte, überlief mich ein Schauer angesichts der Magie des Gesangs."
Die Wellen, die sie im Wasser ausgelöst hatte, wurden
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