Tiffany Duo Band 77
allzu üppig, doch es würde ausreichen, um einige Zeit über die Runden zu kommen.
Und nun sah mit einem Schlag alles ganz anders aus. Sie hatte eine Verpflichtung übernommen, die sie hier für eine noch völlig unbestimmte Zeit festhielt.
„O Gott", stöhnte sie laut vor sich hin.
Brian kam ins Wohnzimmer, als sie eben wieder von der Couch aufstand und unruhig im Zimmer hin und her lief. Das Unbehagen, das sie verspürte, malte sich nur allzu deutlich auf ihren Zügen.
„Ich bin wirklich müde, Brian, und ich finde, es wird Zeit, daß du nach Hause gehst." Sie hatte sich nun entschlossen, deutlich zu werden.
Er schüttelte heftig den Kopf. „Kommt gar nicht in Frage. Ich lasse dich heute nacht nicht allein."
„Bin ich doch sowieso immer", konterte sie und hoffte, daß ihre Worte nicht allzu bitter geklungen hatten.
„Schon, aber du brauchst ja auch nicht jede Nacht einen Freund, der dich tröstet."
Nein, Gott sei Dank nicht.
„Mir geht es gut", beharrte sie, „und ich bin es gewöhnt, für mich zu sein. Es macht mir überhaupt nichts aus."
„Heute ist es etwas anderes."
Er legte seine Hand auf ihren Arm, um ihre Reaktion zu testen. Sie mußte sich zwingen, nicht zurückzuzucken. Langsam trat sie einen kleinen Schritt beiseite. Er stieß einen leisen Fluch aus, in seiner Stimme lag unverhüllter Ärger.
„Ich weiß, ich weiß. Ich faß dich schon nicht an. Offensichtlich bin ich dazu verurteilt, tatenlos mitansehen zu müssen, wie du leidest." Er konnte seinen Groll nicht mehr verbergen. Bald würde er es aufgeben.
„Es ist einfach so, daß irgend etwas in mir mich dazu drängt, aufzupassen, daß es dir gut geht. Das war schon immer so. Ich kann nicht auf einmal anders sein, vor allem jetzt nicht, wo ich doch mitkriege, wie dir zumute ist und ich genau weiß, daß ich die Ursache dafür bin."
Shelly wußte nicht, was sie sagen sollte. Sie hatte einfach keine Kraft mehr.
„Darf ich dich in den Arm nehmen? Nur ganz kurz. Bitte."
Sie schüttelte den Kopf.
„Es wird dir helfen, du wirst sehen. Heute nachmittag, auf dem Friedhof, hat es dir auch geholfen."
Ein bißchen, stimmte sie im stillen zu. Ja, es hatte geholfen. Und wehgetan. Beides.
So sehr sie es sich auch wünschte, sich an seine Schulter zu lehnen, sie konnte es einfach nicht. Weil sie genau wußte, daß sie es sich immer wieder wünschen würde, ihr ganzes Leben lang. Und sie war doch gerade dabei, ihn sich aus dem Herzen zu reißen und endlich, endlich ein eigenes Leben zu beginnen.
„Ich möchte nicht wieder weinen, Brian. Ich will mich an niemanden anlehnen, und ich möchte nicht, daß mich jemand festhält. Ich will nur eins: allein sein."
„Shelly..."
„Hör zu", versuchte sie zu erklären, „du bist nicht für mich verantwortlich und bist es nie gewesen. Du brauchst dich weder um mich zu sorgen noch mich zu bedauern. Ich komm' allein klar."
„Ich habe es nie so gesehen, daß ich für dich verantwortlich wäre. Natürlich ist das jeder für sich selbst. Es ist nur einfach.., ich will, daß es so ist, wie es immer war."
„Nein. So wie es war, wird es nie wieder sein." Ihre Worte klangen heftiger, als sie es beabsichtigt hatte. „Das ist Jahre vorbei, Brian. Viele Jahre. Die Dinge ändern sich eben."
„Ich weiß."
„Also mach es mir nicht schwerer, als es sowieso schon ist."
,,Ich will nur versuchen, dir alles ein bißchen leichter zu machen, aber das läßt du ja nicht zu."
„Vielleicht, weil ich es nicht kann. Hast du darüber schon mal nachgedacht? Ist dir einmal die Idee gekommen, daß es für mich schwer sein könnte, mit dir zusammen auch nur im selben Zimmer zu sein?"
„Warum denn das?" fragte er verblüfft.
Ach, was hatte sie schon noch zu verlieren? Warum sollte sie ihm nicht die Wahrheit sagen? „Weil du mir nicht das geben kannst, was ich von dir möchte."
„Woher willst du das wissen? Du hast mir niemals gesagt, was du von mir willst."
Jetzt hätte sie am liebsten laut gelacht, so absurd erschien ihr das, was er da von sich gab. Als ob er ihr jemals die Chance dazu gegeben hätte...
„Ich möchte jetzt allein sein." Das war die Wahrheit.
„Nein. Das ist heute nicht gut für dich."
Was in aller Welt sollte sie nur tun? Er würde nicht gehen, nein, er würde ganz gewiß nicht gehen. Sie war so müde, und sie hatte es satt, all ihre Gefühle vor ihm verbergen zu müssen.
„Komm, Shelly." Seine Stimme klang ernst und bestimmt, seine Lippen waren zusammengepreßt. „Seit Tagen machen
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