Tiffany Duo Band 77
Doch Marion hatte kein Wort verstanden, sie war nur überglücklich gewesen, daß ihre tote Tochter zu ihr zurückgekehrt war.
Und nun oblag es Shelly, für Marions Wohlergehen Sorge zu tragen. Eine große Verantwortung, vielleicht vergleichbar mit der, die eine Mutter für ihr Kind zu übernehmen hatte.
„Womit fangen wir an?" fragte Brian, als er sah, daß Shelly im Moment zu keiner Reaktion fähig war.
„Zuerst sollten wir überprüfen, was für Vermögenswerte überhaupt da sind", schlug der Notar vor. „Wir brauchen eine komplette Aufstellung, und zwar sowohl des persönlichen als auch des geschäftlichen Vermögens. Man könnte jemanden von außerhalb damit beauftragen, aber das würde wieder Geld kosten..."
„Nein, wir sollten es erst selbst versuchen, vielleicht steigen wir ja durch", entschied Brian.,
„Ja, der Meinung bin ich auch", schaltete sich jetzt Shelly ein. „Die geschäftlichen Daten dürften kein Problem sein, ich bin überzeugt davon, daß Charlie das irgendwo im Computer hat."
Sie wußte, daß er in den letzten Jahren alles, was die Buchführung betraf, selbst gemacht hatte, auch nachdem sie auf Computer umgestellt hatten. Charlie wollte immer den vollen Überblick behalten und tüftelte an jedem winzigen Detail herum. Das nahm einen großen Teil seiner Zeit in Anspruch, doch das schien ihn nicht zu stören. Er hatte ja nichts weiter zu tun, als entweder seine Frau zu besuchen oder zu arbeiten.
Der Notar griff nach einem Umschlag. „Hier sind die Schlüssel seines Hauses, die von seinem Auto, die Firmenschlüssel, und hier noch die Schlüssel zu seinem Safe." Mit diesen Worten reichte er Shelly das dicke, wattierte Kuvert. „Ich händige sie Ihnen aus, zusammen mit einer Aufstellung der Wertgegenstände, die sich in Mr. Williams Haus befinden. Er ließ mir dies alles etwa vor einem Jahr zukommen."
Shelly nahm die Schlüssel und starrte darauf, während die beiden Männer noch einige Formalitäten abklärten.
Schließlich stand der Notar auf und reichte erst ihr, dann Brian zum Abschied die Hand.
„Sie hören von uns, wenn wir uns einen ersten Überblick verschafft haben", versicherte Brian.
Ayers nickte. „Dann werden wir gemeinsam unsere nächsten Schritte überlegen."
12. KAPITEL
Es war ein seltsames Gefühl, vor Charlies Haus zu stehen, in der Hand den Schlüsselbund, der einmal ihm gehört hatte. Welches war denn nun der Schlüssel, der zur Eingangstür paßte? Niemals mehr würden Charlies Füße über diese Schwelle treten. Sie schüttelte den Kopf, denn sie konnte es sich noch immer nicht vorstellen.
„Bist du dir sicher, daß du es wirklich willst?" Brian hatte ihr diese Frage im Auto bereits schon einmal gestellt.
„Ich glaube, ich könnte heute nacht nicht schlafen, ohne daß ich mir Gewißheit verschafft habe. Ich würde nur dauernd überlegen, was auf die arme Marion zukommt. Was geschieht mit ihr, wenn nicht mehr genug Geld da ist, um ihre Rechnungen zu bezahlen? Würde das Pflegeheim sie einfach auf die Straße setzen?"
„Ich weiß es nicht, Shelly."
„Ich denke, das beste wird sein, wenn ich morgen dort anrufe und mich erkundige, wann die nächste Zahlung fällig ist. Dann kann ich die Leute dort auch gleich über den Stand der Dinge in Kenntnis setzen und sie um ein wenig Geduld bitten..."
„Mach dir jetzt bloß nicht so viele Gedanken", versuchte er sie zu beruhigen. „Bestimmt hatte Charlie ein paar Rücklagen."
Der letzte der Schlüssel, die sie nun alle der Reihe nach durchprobiert hatte, paßte. Sie stieß die Tür auf, zögerte dann jedoch einen Moment einzutreten. Sie fühlte sich, als hätte sie diese Woche einen Abstieg zur Hölle hinter sich gebracht. Erst das Flugzeugunglück, einen Tag später die unselige Nacht mit Brian samt ihren Folgen und nun Charlies Tod.
Sie hatte nicht einmal Zeit gefunden, zwischendurch Luft zu holen. Auf den einen Schlag war sofort der nächste gefolgt.
Sie spürte Brians Hand auf ihrem Rücken, doch sie war zu müde, um seiner Berührung aus dem Weg zu gehen.
„Wir müssen es nicht mehr heute abend machen. Morgen ist auch noch ein Tag.”
„Ja. Aber ich denke, es wäre nicht schlecht, noch ein paar Unterlagen zusammenzusuchen. Ich könnte sie nachher zu Hause noch durchsehen."
Sie würde ja sowieso nicht schlafen können. Und sie mußte einfach wissen, wann welche Zahlungen für Marion fällig wurden. Sie war jetzt für sie verantwortlich, und deshalb ließ es ihr keine Ruhe.
Sie zwang sich
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